Ein Patient liegt in einem Zimmer auf einer Corona-Intensivstation
Ein Patient liegt in einem Zimmer auf einer Corona-Intensivstation. Bildrechte: picture alliance/dpa | Fabian Strauch

Wissen-News Menschen im Koma nehmen sehr viel mehr wahr als bislang angenommen

21. August 2024, 12:59 Uhr

Bei Menschen mit schweren Hirnschäden wissen auch die Fachleute oft nicht, was wirklich im Gehirn vor sich geht. Eine Studie gibt Hinweise darauf, dass viele Kranke im Koma mehr wahrnehmen als bislang angenommen.

Nach einer schweren Hirnverletzung eines Menschen, der dann oft im Koma auf der Intensivstation liegt, stellen sich Angehörige und medizinisches Personal irgendwann die Frage: Hat der Patient oder die Patientin das Bewusstsein wieder erlangt? Um das zu ergründen, wird die verletzte Person zum Beispiel gebeten, eine Hand zu bewegen. Erfolgt keine Reaktion, gehen viele davon aus, dass sie sich noch in einem so tiefen Koma befindet, dass sie nichts mitbekommt. Doch Studien weisen darauf hin, dass dieser Schluss nicht stimmen muss. Denn es gibt Menschen, die äußerlich nicht auf eine Ansprache reagieren, deren Gehirne aber trotzdem kognitiv arbeiten. Frühere Studien an einzelnen Forschungszentren fanden eine solche Aktivität bei ungefähr 15 bis 20 Prozent der Untersuchten. Eine neue Studie kommt nun auf einen höheren Wert von etwa 25 Prozent.

Katharina Adick und Dr. Eckart von Hirschhausen 36 min
Bildrechte: MDR/RBB

ARD Audio Fr 22.03.2024 15:05Uhr 36:01 min

Audio herunterladen [MP3 | 33 MB | 128 kbit/s] Audio herunterladen [MP4 | 68,2 MB | AAC | 256 kbit/s] https://www.mdr.de/wissen/podcast/medizin-von-morgen/wenn-kuenstliche-intelligenz-dein-leben-rettet-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Katharina Adick und Dr. Eckart von Hirschhausen 36 min
Bildrechte: MDR/RBB
36 min

ARD Audio Fr 22.03.2024 15:05Uhr 36:01 min

Audio herunterladen [MP3 | 33 MB | 128 kbit/s] Audio herunterladen [MP4 | 68,2 MB | AAC | 256 kbit/s] https://www.mdr.de/wissen/podcast/medizin-von-morgen/wenn-kuenstliche-intelligenz-dein-leben-rettet-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Bisher umfassendste Studie dieser Art

In der Studie untersuchten die Fachleute Patientinnen und Patienten mit schweren Hirnverletzungen aus den USA und Europa. Sie hatten – oft schon vor Monaten – etwa einen Verkehrsunfall mit Schädel-Hirn-Trauma, einen Schlaganfall oder eine Wiederbelebung nach Herz-Kreislauf-Stillstand. Während in Tests ihre Gehirne gescannt wurden, erhielten sie Anweisungen, zum Beispiel: "Stellen Sie sich vor, sie öffnen und schließen Ihre Hand". Oder sie sollten sich vorstellen, eine Sportart auszuführen. 241 Teilnehmende zeigten, normalerweise im Bett liegend, zwar keine äußerlich sichtbare Reaktion – aber in den Tests befolgten 60 von ihnen die Anweisungen trotzdem minutenlang innerlich. Diese Menschen seien also aufmerksam, verstünden Sprache und hätten ein Kurzzeitgedächtnis, schreiben die Autoren.

Die über viele Jahre durchgeführte internationale Studie sei sehr bedeutend, meint Julian Bösel, Sprecher der Kommission Neurologische Intensivmedizin der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). Denn sie umfasse die bisher größte Patientengruppe, sei an sechs medizinischen Zentren durchgeführt worden und habe das Phänomen systematischer als sonst erfasst, sagt der Neurologe, der unter anderem an der Uniklinik Heidelberg tätig ist und nicht an der Studie beteiligt war. Die Untersuchung adressiere unter anderem eine zentrale ethische Frage bei solchen Menschen: "Ob man die Therapie fortführen sollte oder nicht."

Links/Studien

Die Studie "Cognitive Motor Dissociation in Disorders of Consciousness" ist im Fachjournal "New England Journal of Medicine" erschienen.

dpa

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 20. April 2020 | 19:39 Uhr

404 Not Found

Not Found

The requested URL /api/v1/talk/includes/html/76660909-dcec-457e-b411-b02187bbbd3b was not found on this server.