Wissen-News Jeder Zehnte in Deutschland stirbt beatmet im Krankenhaus
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14. Juni 2024, 15:21 Uhr
Mehr als jeder zehnte Mensch stirbt in Deutschland beatmet im Krankenhaus. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie. Demnach werden deutschlandweit weit mehr Menschen beatmet als irgendwo sonst in der Welt. Die Gründe dafür sind vielschichtig.
Mehr als jeder zehnte Mensch in Deutschland stirbt einer Studie zufolge beatmet im Krankenhaus. Das hat ein Forscherteam um den Intensivmediziner Christian Karagiannidis von der Lungenklinik Köln-Merheim herausgefunden. Die Gruppe wertete Daten von mehr als einer Million Erwachsenen aus, die zwischen 2019 und 2022 in knapp 1.400 deutschen Kliniken beatmet wurden – also auch während der Covid-19-Pandemie. Mehr als 43 Prozent der Beatmeten starben im Krankenhaus. Den Anteil dieser Toten an der Gesamtzahl der Verstorbenen im Studienzeitraum berechnete das Team anhand von Daten des Statistischen Bundesamts.
Häufigste Ursachen für die Beatmungen per Schlauch oder Maske waren der Studie zufolge Herzerkrankungen, Lungenentzündungen, chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) und zerebrovaskuläre Erkrankungen wie etwa Schlaganfälle. Die Zahlen blieben nach Angaben der Autoren auch nach der Pandemie stabil: "Mechanische Beatmung war vor, während und nach der Covid-19-Pandemie in Deutschland weit verbreitet." Nach Angaben des Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP), Wolfram Windisch (Ko-Autor), wurden im Untersuchungszeitraum in der Altersgruppe über 80 pro Jahr weit mehr als 1.000 Menschen pro 100.000 Einwohner beatmet. Dennoch sei die Sterblichkeit in dieser Gruppe mit 59 Prozent sehr hoch.
In England werden der Studie zufolge in der gleichen Altersgruppe nur etwa 200 Menschen pro 100.000 Einwohner beatmet, in Kanada 700. Nach Angaben von Studien-Hauptautor Karagiannidis hat Deutschland zusammen mit den USA die "größte Neigung", bei hochaltrigen Patienten sehr viel Beatmungstherapie durchzuführen. Ob alte Menschen in Deutschland übertherapiert werden, kann die Studie laut DGP-Präsident Windisch nicht beantworten. Mögliche Faktoren könnten besonders viele Menschen mit chronischen Krankheiten sein, etwa durch das Rauchen. Klar sei aber auch, dass das Beatmen von Patienten in Deutschland Geld in die Kliniken bringe. Deswegen könnten auch ökonomische Gründe eine Rolle spielen, hieß es.
dpa (dn)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 20. April 2020 | 19:39 Uhr
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