Ein Mann mit verbundenem Kopf
Der nicht fachgerechte Umgang mit Feuerwerk kann zu schweren Verletzungen führen. Bildrechte: IMAGO/SOPA Images

Feuerwerk Folgen von Silvesterknallern: Ohrenschäden sollen besser erfasst werden

30. Dezember 2024, 13:19 Uhr

Es ist ein trauriges Ritual zu Silvester: Jedes Jahr wieder verletzen sich Menschen an Feuerwerkskörpern. Genaue Zahlen dazu fehlen allerdings, weshalb nun eine spezielle Datenbank für Knalltraumata eingerichtet wird.

Auch in der anstehenden Silvesternacht und danach werden wohl wieder viele Notfalleinsätze gefahren werden müssen, weil sich Menschen beim Böllern verletzt haben. Der Grund ist oftmals ein zu hoher Alkoholpegel oder auch Billig-Feuerwerk aus dem Ausland, das nicht den deutschen Sicherheitsvorschriften entspricht. Oftmals werden dabei die Hände in Mitleidenschaft gezogen oder auch die Ohren durch Knalltraumata.

Besonders tragisch ist das Phänomen, dass sich am 1. Januar tagsüber viele Kinder verletzen, weil sie nicht abgebrannte Böller noch einmal anzünden. "Am häufigsten sind Verletzungen eines oder mehrerer Finger sowie Hautverletzungen und tiefe Verbrennungen, die die berufliche Laufbahn der häufig jungen Patienten negativ beeinflussen und die lebenslang an diesen Tag erinnern werden", berichtet Martin Langer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie (DGH).

Die meisten Verletzten jung und männlich

Da sich diese Vorkommnisse in der Silvesternacht ballen, kommen auch die Notaufnahmen regelmäßig an ihre Belastungsgrenzen. "Neben den Böllerverletzungen erzeugt das Silvesterfeuerwerk inzwischen kriegsähnliche Assoziationen. Das finde ich bei der derzeitigen weltpolitischen Lage unerträglich", erklärt der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Dietmar Pennig. Zunehmend wird auch Feuerwerk zweckentfremdet, um damit Einsatzkräfte anzugreifen. Das verurteilen DGOU und DGH in einer gemeinsamen Erklärung.

Doch wie hoch ist eigentlich die Zahl der Verletzungen durch Böller in der Silvesternacht? Dazu gibt es nur wenig konkrete Angaben. Das Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) hat beispielsweise all seine Behandlungen von 2005/06 bis 2022/23 wegen Feuerwerksverletzungen rund um Silvester ausgewertet und kam dabei auf 150 Opfer von Feuerwerkskörpern, wobei 97 Prozent der schweren Handverletzungen männliche Patienten waren. "Sie setzen Knall- und Feuerwerk häufiger ein und neigen eher zu risikohaftem Verhalten beim Anzünden als Frauen", erläutern die Experten.

Schalldruck ähnlich wie bei einer Pistole

Die Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DGHNO-KHC) startet aus diesem Grund eine Datenerhebung zu neuro-otologischen Verletzungen durch Pyrotechnik, also Schädigungen des Nervensystems, die mit dem Ohr in Verbindung stehen. Ziel ist es, ein umfassendes Bild über die Häufigkeit und Art dieser Verletzungen in Deutschland rund um den Jahreswechsel zu erhalten. HNO-Ärzte sind aufgerufen, ihre Beobachtungen zu feuerwerksbedingten Verletzungen an das Team der HNO-Universitätsklinik in Homburg zu melden. Die erhobenen Daten werden anonym erhoben und ausgewertet.

Dabei geht es besonders um das sogenannte Knalltrauma – eine Verletzung des Innenohrs etwa durch explodierende Feuerwerkskörper. Geschätzt 8.000 Menschen in Deutschland erlitten zu Silvester 1999/2000 eine solche Verletzung, aktuellere Zahlen fehlen. Bestätigt ist jedoch, dass Feuerwerksverletzungen besonders häufig in der Altersgruppe zwischen 6 und 25 Jahren auftreten – bei Männern dreimal so oft wie bei Frauen.

"Zwei Drittel der gemeldeten Verletzten sind Zuschauer und keine Akteure. Explodierende Feuerwerkskörper erreichen bis zu 160 Dezibel Schalldruckpegel, vergleichbar mit einer abgefeuerten Pistole", erklärt Veronika Flockerzi vom Universitätsklinikum Homburg. Die Ergebnisse der langfristigen Studie sollen dazu beitragen, Präventionsmaßnahmen zu entwickeln und die Öffentlichkeit für die Gefahren von Feuerwerk zu sensibilisieren.

cdi/pm

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR Aktuell | 28. Dezember 2024 | 18:30 Uhr

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