Zwillingsstudie Liegt die Liebe zur Natur in unseren Genen?
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04. Februar 2022, 11:14 Uhr
Im Grünen zu sein, auf einer Wiese, im Wald oder am Wasser, tut uns gut. Das lässt uns durchatmen und baut Stress ab. Doch nicht jeden zieht es gleichermaßen hinaus. Woran es liegt, dass sich die einen mehr, die anderen weniger mit der Natur verbunden fühlen, haben Wissenschaftler in einer Zwillingsstudie untersucht.
Die Liebe zur Natur liegt auch in unseren Genen, zu diesem Schluss kommen die Biologin Chia-Chen Chang von der National University of Singapore und ihr Team. Für ihre Studie hatten sie 1.153 Zwillingspaare aus dem TwinsUK-Register befragt. Sie sollten angeben, wie sie sich im Grünen fühlten, wie vertraut ihnen die Natur ist und wie groß ihr Bedürfnis danach ist, dort zu sein. Außerdem sollten sie Auskunft darüber geben, wie oft sie sich zum Beispiel in öffentlichen Parks und Gärten aufhielten.
Auch Umweltfaktoren beeinflussen unsere Verbindung zur Natur
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass sich eineiige Zwillinge mit beinahe 100 Prozent genetischer Übereinstimmung in ihrem Empfinden gegenüber der Natur ähnlicher waren als zweieiige Zwillinge. Die Vererbbarkeit reichte den Studienergebnissen zufolge von 46 Prozent für die Naturorientierung bis zu 34 Prozent für die Häufigkeit von Aufenthalten im Grünen. Damit zeigte sich zwar ein Einfluss der Gene auf unsere Naturverbundenheit, aber nur teilweise.
Auch die Umwelt präge uns in dieser Hinsicht, so Chia-Chen Chang. Wer auf dem Land zu Hause ist, lebt mit der Natur. Wer in der Stadt lebt, hat im Alltag vielleicht weniger Möglichkeiten, ihr zu begegnen, nimmt jedoch zum Teil mehr Zeit und Weg auf sich, um Freizeit im Grünen zu verbringen. Die Studie wurde im Fachmagazin PLOS Biology veröffentlicht.
Warum die Natur uns in schweren Zeiten so gut tut
Chia-Chen Chang hatte bereits zu Beginn der Corona-Pandemie Anfang 2020 gemeinsam mit ihren Kollegen dazu geforscht, warum sich gerade in dieser Zeit viele Menschen in sozialen Netzwerken auf Fotos in der Natur zeigten.
Unsere These war, dass Menschen eine positive Verbindung mit der Natur haben – und das überall auf der Welt. Dass sie vor allem schöne Momente, Entspannung und Freude in der Natur erleben.
Dazu analysierten die Forschenden damals die Bilder und Beschreibungen des Fotonetzwerks Flickr. Das Ergebnis: Überall auf der Welt verbinden wir die Natur mit schönen Erinnerungen: mit Freiheit, mit Urlaub, mit Freizeit, Ruhe oder auch Gemeinschaft. Damit sahen sie Edward Osborne Wilsons Theorie von der Biophilie bestätigt.
Wir lieben die Natur, weil wir sie brauchen
Der amerikanische Soziobiologe vertrat die These, dass der Mensch im Laufe der Evolution einen Bezug zu den verschiedenen Formen des Lebens und zu Lebensräumen entwickelte. Wir fühlen uns zur Natur hingezogen und dadurch erhalten wir sie auch. Wir pflegen Pflanzen in Wohnungen und um unsere Häuser herum. Das sieht die Studie unter dem Titel "Soziale Medien, Natur und Lebenserfüllung: Globale Nachweise der Biophilie-Hypothese" bestätigt. Wir lieben die Natur, weil wir sie brauchen.
krm
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