Sportstudie Uni Halle Leistungssport: Frauen sind ohne Zuschauer schneller
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22. Juni 2021, 15:13 Uhr
Wie beeinflussen Zuschauer die Leistung von Sportlern? Das haben Forschende der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) untersucht. Sie fanden heraus: Männer und Frauen im Leistungssport reagieren unterschiedlich auf fehlendes Publikum.
Für uns Zuschauer am Bildschirm war Leistungssport in den vergangenen Monaten oft eine seltsame Angelegenheit: Wenn man statt der jubelnden Masse auf den Rängen oder an den Pisten plötzlich den Trainer brüllen hören konnte. Für Wissenschaftler war es dagegen eine einzigartige Möglichkeit herauszufinden, wie Leistungssportler im Wettkampf darauf reagieren. Amelie Heinrich vom Institut für Sportwissenschaft der MLU nutzte diese Gelegenheit. Als sportpsychologische Expertin betreut sie den deutschen Nachwuchskader im Biathlon und nutzte für ihre Studie die durch das Coronavirus verursachte besondere Situation im Sport.
Die Pandemie bietet die einmalige Möglichkeit, den Einfluss des Publikums außerhalb von experimentellen Bedingungen in der realen Welt zu untersuchen.
Das Ergebnis ihre Untersuchung im Biathlon lautet: Männer laufen ohne Zuschauer langsamer, Frauen schneller. Beim Schießen hingegen zeigen Frauen in Anwesenheit von Publikum bessere Leistungen, während Männer sowohl langsamer als auch ungenauer schießen als vor leeren Rängen. Das Ergebnis wurde in der Fachzeitschrift "Psychology of Sport and Exercise" veröffentlicht.
Vergleiche über Jahre blenden schwankende Leistungen aus
Heinrich verglich dafür Laufzeiten und Schießerfolge von Biathletinnen und Biathleten aus der Saison 2018/2019 mit ihren Leistungen in der Saison 2020 in den Disziplinen Sprint und Massenstart. "Bei den Männern waren die Ergebnisse wie erwartet: Sie liefen mit Publikum schneller, beim Schießen zeigten sie aber Leistungseinbußen", sagt Heinrich in einer Mitteilung der Universität. Laufen erfordert vor allem Kondition. Und hier hatten schon frühere Studien gezeigt, dass bei einfachen Aufgaben, die nur Kondition erfordern, das Publikum helfen kann. Bei komplexeren koordinativen Aufgaben sei die Studienlage dagegen heterogener, so die Sportpsychologin.
Erstmals konnte Heinrich jetzt Ergebnisse liefern, die nicht allein auf schwankende Leistungen der Athletinnen und Athleten zurückzuführen sind. Die aktuelle Studie habe mit 83 (Sprint) beziehungsweise 34 (Massenstart) Weltcup-Biathletinnen und -Biathleten eine gute Datengrundlage, zudem habe sich für beide Wettkampfdisziplinen die gleiche Tendenz gezeigt. "Das ist unseres Wissens das erste Mal, dass eine Studie einen so unterschiedlichen Effekt des Publikums auf Männer und Frauen zeigt", so Prof. Dr. Oliver Stoll, Leiter des Arbeitsbereichs Sportpsychologie an der MLU.
Link zur Studie
Heinrich A. et al. Selection bias in social facilitation theory? Audience effects on elite biathletes' performance are gender-specific. Psychology of Sports and Exercise (2021). Doi: 10.1016/j.psychsport.2021.101943
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