DAS MDR KLIMA-UPDATE | Freitag, 3. Dezember 2021 Fantastische Tierwesen, fantastische Klima-Ideen, fatale Fleischwerbung
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03. Dezember 2021, 11:00 Uhr
Artenschutz ist Klimaschutz und lohnt sich nicht nur für allerhand coole Tierchen. Außerdem: Warum Greenpeace etwas gegen Fleischwerbung hat, was Menschen im Westen von NRW Kopfzerbrechen bereitet und wieso Plastik schon wieder ein Problem ist.
Inhalt des Artikels:
Liebe Abonnentinnen und Abonnenten,
wissen Sie, ich kann mich über meine behütete Kindheit wirklich nicht beschweren, sie verlief weitestgehend sorgenfrei. (Chapeau, Mama und Papa!) Vielleicht ist das der Grund, warum ich mich irgendwann auf die Suche nach Ersatzängsten gemacht habe, die da in loser Reihenfolge wären: ein plötzlicher Vulkanausbruch des Hausberges, unfreiwillig Rauschgift eingeflößt zu bekommen und … dass bald irgendjemand mein Heimatdörfchen wegbaggert.
Letztere Sorge hatte keine ernstzunehmende Bewandtnis, der nächste Tagebau war weit genug weg. Es hat gereicht, mal davon gehört zu haben, dass Menschen sowas überhaupt machen. Um kurz mal Kohle zu fördern, die dann kurz mal in irgendeinem Ofen verglüht, um kurz mal zu heizen (und kurz mal die Luft zu verpesten – so hat man die Emission von Treibhausgasen ja einst formuliert). Diese Sorge ist jetzt gute 25 Jahre alt. Und manche Menschen müssen sie immer noch und tatsächlich aus gutem Grund haben, obwohl die frisch vermählte Ampelkoalition sich gerade erst den Kohleausstieg bis 2030 auf die Regierungsfahne geschrieben hat. 🚦🚩
So wird erst Anfang nächsten Jahres ein Gericht entscheiden, ob das Örtchen Lützerath im Rheinland bestehen bleiben darf oder von RWE wie geplant abgebaggert wird. Für fünf weitere vom Tagebau Garzweiler II bedrohte Dörfer heißt es aber erstmal aufatmen – der Wille der Koalitionär*innen, die Orte zu erhalten, ist da. Die Kirchen hat man aber vorsorglich trotzdem schon mal zeremoniell-frei entwidmet. Die gehören nämlich RWE.
Indes hat der Deutsche Wetterdienst eine erste Bilanz zum Herbst gezogen: Und der war mal wieder der Sprung in der Schallplatte – zu warm und zu trocken. 🍂☀️
Der Herbst ist ja ansonsten eine recht windige Angelegenheit. Und so gab's auch dieses Jahr neben Sonne und Wärme typische Herbststürme. Mit dem Klimawandel werden's mehr, erklärt MDR-Meteorologin Michaela Koschak:
So, schauen wir erstmal nach Sachsen-Anhalt: Das Bundesland hat bereits 2019 ein Klima- und Energiekonzept beschlossen. Darin sind klima- und energiepolitische Ziele festgelegt, die mithilfe verschiedener Maßnahmen umgesetzt werden sollen. Am Donnerstag hat die Verbändekonferenz den aktuellen Stand bewertet. Wie das ausgefallen ist, hat meine Kollegin Sarah-Maria Köpf für Sie hier notiert:
Klimaschutz heißt Artenschutz! ☝️🤓
Fantastische Tierwesen und wo sie zu finden waren und sind:
Auf unserem Planeten kreuchten und fleuchten und kreuchen und fleuchen allerhand faszinierende Viecher umher. 🦕🐛 Gegenüber den weniger atemberaubenden Tierwesen à la Taube, Rind und Flussforelle erinnern uns solche Exemplare gern daran, wie vielfältig unser Tierwelt war oder ist. Und wie wichtig es ist, sie zu erhalten. Denn hier beißt sich nicht nur die Hauskatze in den Schwanz: Biodiversität führt zu einem klimatischen Gleichwicht und ein klimatisches Gleichgewicht ist der Biodiversität zuträglich. Das hier sind unsere Tiere der Woche:
🥩 Was Fleischwerbung mit dem Klima so anstellt
Na, hat das Currywurst-Bildchen oben ihre Appetit-Synapsen angeknipst? Vielleicht haben Sie's gehört: Greenpeace fordert in einem Papier, die Werbung für Fleischprodukte zu reglementieren. Solche Regeln gibt es schon in anderen Branchen, v.a. für Tabakprodukte.
Warum das wichtig ist:
- Drei Viertel der landwirtschaftlichen Klimagase stammen aus der Tierhaltung
- Vor allem Stickstoff-Überschüsse in der deutschen Massentierhaltung sind ein Problem
- Für große Anbauflächen für Monokulturen (z.B. Soja) wird der fürs Klima wichtige Regenwald abgeholzt. Monokulturen sind ohnehin keine gute Idee. Soja, dass auf diese Weise produziert wird, wandert vor allem in Tierfutter für die Massentierhaltung, nicht in Tofu und Sojamilch.
Was bleibt:
- Greenpeace hält es für fahrlässig, den Fleischkonsum mit trügerischen Bildern und Slogans zusätzlich anzuheizen
- 52 Marken in verschiedenen europäischen Ländern wurden untersucht, der Fokus lag auf Methoden, wie die Fleischindustrie den Konsum ihrer Produkte anzukurbeln versucht
- Greenpeace fordert finanzielle Anreize für Verbraucher*innen – z.B. steuerliche Vergünstigungen von Obst und Gemüse, aber auch finanzielle Unterstüzung für Landwirt*innen, um den Ausstieg aus der Tierhaltung attraktiver zu gestalten
- indes nimmt der Fleischkonsum in Deutschland langsam ab
Jetzt zu diesem Thema: Es geht mal wieder um Plastik, einer der großen Sündenböcke der modernen Zivilisation. Das hat seine Gründe. Jetzt kommt ein weiterer dazu: Denn Kunststoffe setzen nicht nur der Umwelt zu, sondern auch dem Klima. Schon bei der Produktion.
Na dann, mal Zeit für gute Nachrichten, oder? 💚
Es sieht bekanntermaßen nicht rosig aus, gerade. Aber noch ist nichts verloren! Und es gibt auch keinen Point-of-no-return. Meine Kollegin Inka Zimmermann stellt Ihnen den nächsten Tagen fünf Projekte vor, die den globalen CO2-Spiegel schon heute senken. Los geht's mit einer grünen Mauer:
📰 Was außerdem so los war
- Während uns das nasse, kalte Spätherbstwetter mal wieder nicht behagen mag, ist woanders – mit Verlaub, pardon – die Kacke mal wieder am Dampfen. In Somalia wurde jetzt der Notstand ausgerufen. Grund ist die langanhaltende Dürre, das Land hat die internationale Gemeinschaft um Hilfe gebeten. Die Zyklen der Regenzeiten sind in Somalia seit Jahren gestört.
- Wie müssen Großstädte an den Klimawandel angepasst werden, damit sie auch in Zukunft lebenswert bleiben? Das möchten Expert*innen im kommenden Jahr in Halle rausfinden. Die Stadt ist eine von 14 europäischen Städten und Landkreisen (und die einzige in Deutschland), die von der EU für ein Innovation-Camp ausgewählt wurde.
- Der Antarktische Zirkumpolarstrom ist eine wichtige Meeresströmung um den Südlichen Ozean. Durch die Erwärmung des Meeres ist sie jetzt immer schneller geworden – was sich ebenfalls wiederum auf das Klima auswirken könnte.
Zum Schluss
Genug Klima. Widmen wir uns ganz kurz den Dingen, um die wir uns zu dieser Jahreszeit sonst so gekümmert haben. (Advent.) Mit gebrannten Mandel kann ich auch virtuellerweise nicht dienen, aber dafür mit der fabelhaft bunten Welt der Adventskalenderchen:
Unsere Erde ist nicht die einzige (schützenwerte) Kuriosität im weiten breiten Weltall. 24 ziemlich wissenswerte Verrücktheiten hat Inka Zimmermann für Sie hinter 24 knallbunten Türchen verpackt. ➡ zum MDR WISSEN Adventskalender voller Fun Facts aus dem All
Also dann, passen Sie gut auf sich und die Welt auf. 🌍
Und bleiben Sie uns gewogen.
Allerherzlichst
Florian Zinner
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