Das Symbol "H2" in Form einer grünen Hecke vor einem Windrad und einer Photovoltaikanlage.
In der Erdatmosphäre kommt Wasserstoff vor allem in seiner Molekülform H2 vor. Bildrechte: MDR Wissen

DAS MDR KLIMA-UPDATE | FREITAG, 22. OKTOBER 2021 Mit Wasserstoff das Klima retten?

22. Oktober 2021, 11:13 Uhr

Das MDR Klima-Update: Was erwartet die Welt von der Klimakonferenz COP26 und was kann Mitteldeutschland in Sachen Klimaschutz beitragen? Welche Rolle Wasserstoff künftig spielen könnte und warum es sich wirklich lohnt den neuen MDR Klima-Podcast zu abonnieren.

Autorenfoto von Clemens Haug
Bildrechte: Tobias Thiergen/MDR

Liebe Abonnentinnen und Abonnenten,

neulich habe ich nach der Arbeit mit Freunden im Grünen die letzten warmen Temperaturen des Jahres genossen und mich gefragt – wo ist eigentlich der Sommer hin? Für meinen persönlichen Geschmack war es dieses Jahr etwas zu kühl und verregnet. Aber klar, unsere Natur hat den Regen dringend gebraucht. Und an anderen Orten auf der Nordhalbkugel – beispielsweise in Osteuropa oder im Nordwesten von Nordamerika – war der Sommer sogar glühend heiß.

Wie also kann die Weltgemeinschaft die sprunghafte Erhitzung unserer Erdatmosphäre und damit die immer krasseren Wetterkapriolen - siehe die Flutwelle im Ahrtal - stoppen? Das soll ab Ende kommender Woche auf der Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow besprochen werden. In diesem Newsletter werfen wir einen kleinen Blick voraus auf dieses Treffen. Wir stellen aktuelle Forschungsergebnisse vor, die zeigen, wie langsam sich das Klima nach einer Erwärmungsphase erholt (Spoiler: Sehr langsam!). Und wir fragen uns, welche Rolle Wasserstoff als Energiespeicher künftig spielen könnte.

Vorweg: Auch wenn es dieses Jahr bei uns recht kühl war, für unsere kommenden Sommer sagen die Klimaforscher wieder deutlich mehr Hitze voraus. Ist es da klug, Hausfassaden teilweise schwarz zu streichen? Das hat sich MDR-Zuschauerin Frauke Rose mit Blick auf die Baustelle am Luisencarré in Magdeburg gefragt.

Es ist immer noch Dürre in Deutschland

Fragen Sie sich beim Blick aus dem Fenster auch hin und wieder, ob es inzwischen nicht mal genug geregnet hat, um die Dürre der vergangenen Jahre auszugleichen? Da muss ich Sie leider enttäuschen. Der Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig zeigt: Nach wie vor sind die meisten Böden in Deutschland in den tieferen Schichten stark ausgetrocknet. So sahen die Werte am Montag (18. Oktober) aus:

Der Screenshot der Webseite Dürremonitor vom Umweltforschungszentrum zeigt mehrere Deutschlandkarten, auf denen zu sehen ist, wie stark die Dürre, also die Trockenheit in den Böden in 25 Zentimetern und in etwa 2,80 Metern Tiefe ist.
Screenshot des Dürremonitors am 18.10.2021. Bildrechte: UFZ-Dürremonitor/ Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung

Mitteldeutschlands Beitrag zur COP26

Am Sonntag in einer Woche (am 31. Oktober) beginn in Glasgow die nächste Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen, Kurztitel COP26. Bis zum 12. November tagen die Diplomaten von insgesamt 197 Staaten, die die UN-Klimarahmenkonvention unterzeichnet haben. Ziel der Verhandlungen: Alle Staaten sollen zusätzliche Maßnahmen ergreifen, damit das im Paris-Abkommen festgelegte Ziel, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, noch erreicht werden kann. Dazu sollen unter anderem bis 2050 keine CO2-Emmissionen mehr ausgestoßen werden, die nicht zugleich wieder vollständig abgebaut werden können.

Was kann Mitteldeutschland tun, um dieses Ziel zu erreichen? Bei uns geht es vor allem darum, die Zahl der E-Autos zu erhöhen. (Das ist schon allein deshalb in unserem Interesse, weil diese Autos hier in der Region hergestellt werden, etwa bei VW in Zwickau). Auch wie die Erzeugung von Wasserstoff - unter anderem für den Verkehr - wirtschaftlicher werden kann, wird hier erforscht. Warum hier aber noch viel Arbeit gemacht werden muss und warum über den schon beschlossenen Ausstieg aus der Stromerzeugung mit Braunkohle immer noch gerungen wird, haben meine Kolleginnen Johanna Daher und Olga Patlan zusammengefasst. 

SWR-Kollegin Kathrin Hondl stellt in ihrem Hörfunkbeitrag dar, warum ein Erreichen der Paris-Ziele auch im Sinn unserer eigenen Gesundheit ist. Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnt anlässlich der COP26 nämlich, dass der Klimawandel nicht nur Pflanzen und Tiere bedroht, sondern auch unsere eigene Gesundheit.

Prähistorischer Klimawandel: Wie sich das Weltklima nach 8 Grad Erwärmung wieder stabilisierte

Die aktuelle Erwärmung des Weltklimas ist nicht die erste in der Geschichte der Erde. Auch in der Vergangenheit gab es mitunter Phasen drastischer Erhitzung in Folge von geologischen Ereignissen wie Vulkanausbrüchen. Ein offenbar ziemlich gewaltiger Ausbruch führte vor 56 Millionen Jahren zu einer enormen Freisetzung von CO2 und in der Folge zu einer Erwärmung von fünf bis acht Grad Celsius. In der Wissenschaft heißt diese Phase Paläozän/Eozän-Temperaturmaximum (PETM).

CO2 kann langfristig über verschiedene Prozesse wieder in den Meeren gebunden werden, unter anderem über die Verwitterung von Gestein. Forscher der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz haben jetzt rekonstruiert, wie lange es gedauert hat, bis sich das Weltklima auf diese Weise wieder stabilisiert hat: Etwa 20.000 bis 50.000 Jahre.

Für die Debatte um den menschgemachten Klimawandel können wir uns merken: Wir müssen wohl selbst tätig werden und das ausgestoßene CO2 irgendwie wieder aus der Atmosphäre zurückholen, denn die natürlichen Prozesse dauern etwas zu lange. Alles weitere zu den Hintergründen der Studie erfahren Sie im Beitrag hier:

Lesermeinungen zum Methanausstoß der Kühe

Vergangene Woche haben wir in diesem Newsletter über den Einfluss großer Viehherden auf das Weltklima berichtet. Und wir haben es schon geahnt: Geht es um die Frage, was wir gerne essen, wird es schnell emotional. Kein Kind lässt sich gerne vorschreiben, was auf den Teller kommt, das wissen Eltern nur zu gut. Das gilt natürlich auch für Erwachsene. Und so bekamen wir Zuschriften wie:

Warum haben alle was gegen Kühe? Rinder sind Wiederkäuer, aber auch Schafe, Ziegen, Wasserbüffel, Giraffen, Antilopen, Gnus und so weiter. Sollen diese Tiere auch auf die schwarze Liste?

Ohne Kühe - keine Milchprodukte im Laden. Kein Rumpsteak, Beinscheiben oder Gulasch beim Metzger. Möchten Sie den Eindruck erwecken wir sollten alle "Veganer" werden? Dann können die Menschen sich doch gleich auch die Weide begeben, um diese "abzugrasen".

Umgekehrt schrieben uns auch Anhänger veganer Lebensweise. Sie stellten grundsätzlich die Ansätze in Frage, die Methanproduktion in den Verdauungsorganen der Kühe mit Hilfe von Kräutern zu senken.

Irgendwelche Kräuterchen anzupflanzen, damit Tiere weniger CO2-Äquivalente produzieren, ob nun in Form von Methan oder sonstig, bringt praktisch gar nichts. Und schon gar nicht die "CO2-Bindung auf der Wiese": Wie Ihr richtig schreibt, ist der Flächenverbrauch das Entscheidende: Klee, Leinsaat, Soja oder sonst irgendwelche Gräser binden an sich schon ein Vielfaches weniger an Klimagasen, als Wald. Werden sie dann massenweise und in dem Fall völlig sinnlos aufgefressen, ist es eh komplett für den buchstäblichen A****.

Sie sehen: Geht es um unser Essen, gehen die Meinungen weit auseinander.

Gibt es denn andere Bereiche in Ihrem Leben, wo es Ihnen leichter fallen würde, etwas zu verändern, um das Klima weniger zu belasten? Schreiben Sie uns gerne: klima@mdr.de.

Welche Rolle kann Wasserstoff in der Energiewende spielen?

Damit wir eines Tages - soweit es möglich ist – unseren Strombedarf vollständig aus erneuerbaren Energien decken können, müssen wir diese Energie irgendwie speichern können. Neben Batterien ist eine Möglichkeit dafür Wasserstoff. Denn das Gas lässt sich mit Hilfe von Strom leicht herstellen. Der neue MDR-Wissen-Dokumentarfilm erklärt, wie das geht und wie sich Wasserstoff dann im Verkehr, bei der Stromerzeugung oder auch im Haushalt nutzen lässt.

Ein riesiges H und eine riesige 2 schwimmen in einem Meer. 45 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Was wir tun können, um das Klima zu retten

An dieser Stelle möchte ich Sie gerne noch auf ein neues Angebot unserer Kollegen aus der Hörfunkredaktion von MDR AKTUELL hinweisen. Redakteurin Theresa Liebig unterhält sich von jetzt an einmal pro Woche mit der Wirtschaftswissenschaftlerin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin.

Vielleicht haben Sie noch nichts von Professorin Kemfert gehört. Aber wenn es um wissenschaftliche Antworten auf Fragen geht wie: 'Was bedeutet der Klimawandel für unsere Gesellschaft?' oder 'Wie können wir uns anpassen?' hat die Wissenschaftlerin ungefähr so viel Expertise wie Christian Drosten für das Coronavirus. Hören Sie also unbedingt einmal rein:

Zum Schluss

bleibt mir nur noch, Ihnen ein möglichst ruhiges, nicht so stürmisches Wochenende zu wünschen. Kommende Woche schreibt Ihnen meine Kollegin Sarah-Maria Köpf.
Bleiben Sie gesund!

Clemens Haug

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