Paläontologie Neuer, cooler Dino: Klein, aber mit Schwertwaffe
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01. Dezember 2021, 17:12 Uhr
Ein Skelettfund im Süden Chiles ergänzt den Stammbaum einer Dinosaurierfamilie, die vor allem durch eigentümliche Schwanzspitzen auffällt. Das gibt nicht nur Aufschluss über eine frühe Entwicklung der Tiere, sondern zeigt mal wieder, wie vielfältig die Urechsen waren.
Wenn Sie auf diesem Portal gewissenhaft mitlesen oder mithören, dann wissen Sie: Die Dinosaurier, Gallionsfiguren der Steinzeit und Ikonen der Popkultur, sahen weder so aus wie das Haustier von Fred Feuerstein. Noch wie die zutiefst amerikanisierte Familie in der Neunziger-Serie Die Dinos. Und auch nicht wie die in Stein gegossenen Figuren im Saurierpark Kleinwelka. Schade eigentlich, wo wir uns doch daran gewöhnt haben. Aber diese Urtiere waren eben bunt. Zumindest spricht vieles dafür.
Und auch vom glatten, weichteilbefreiten Äußeren sollten wir uns in der Vorstellung besser verabschieden. Es wäre sehr unwahrscheinlich, dass sie die Urkontinente knochig und mit glatter, erdfarbener Haut bevölkert haben. Das hat so seine Gründe:
Jetzt gibt es einen neuen Dino. Für Saurierfans ist sowas ein aufregender Moment. Bis zu einem gewissen Grad basiert so eine Entdeckung aber auch wieder auf dem Vorstellungsvermögen der Archäologinnen und Archäologen. Auf jeden Fall zeigt der neueste Fund wieder einmal, wie divers Urechsen gewesen sein müssen, gnadenlos angepasst an die verschiedensten Lebensumstände.
Es geht um einen neuen Ankylosaurier. Diese Dinos zeichneten sich dadurch aus, dass sie an Nacken, Rücken und Schwanz mit einer Art Panzerung aus Knochen ausgestattet waren. Das machte sie robust gegen Fressfeine. Von einigen Arten ist bekannt, dass ihre Schwanzspitze zu einer knöchernen Keule geformt war, die wahrscheinlich der Verteidigung diente.
Das neue Tier dieser Familie, das jetzt im südantarktischen Teil Chiles entdeckt wurde, gibt einen Einblick, wie frühe Arten der Ankylosaurier ausgestattet waren. Mit einer opulenten Schwanzwaffe nämlich. Diese bestand aus sieben Paar abgeflachten, knöchernen Ablagerungen mit einer wedelartigen Struktur. Auch wenn das Sauerierexemplar eher possierlich wirkt: Dieser Schwanz ist etwas, mit dem man nicht getroffen werden möchte.
Knochen des Schwanzes in 3D:
Nur zwei Meter soll der kleine Stegouros elengassen groß gewesen sein. Das Skelett – bis auf den faszinierenden Schwanz eine eher primitive Angelegenheit –, das im südlichsten Zipfel Südamerikas entdeckt wurde, stammt wohl aus der späteren Kreidezeit. Das ist ein bisschen her, über siebzig Millionen Jahre.
Unter den Ankylosauriern, die mit einer Schwanzwaffe ausgestattet waren, sind nun also drei Arten bekannt: Keule, Stachel und dieses neue Ding. Die Forschenden haben gleich einen Vorschlag dafür in den Raum geworfen, wie es zu bezeichnen wäre: Macuahuitl. Das ist die aztekische Bezeichnung für ein sogenanntes Obsidianschwert, wie es von Völkern in Mittelamerika verwendet wurde. Die Ähnlichkeit ist tatsächlich verblüffend. Vielleicht waren die Aztekinnen und Azteken in ihrem Dinowissen unserer Neunziger-Popkultur schon weit überlegen.
flo
Link zur Studie
Der Artikel Bizarre tail weaponry in a transitional ankylosaur from subantarctic Chile erschien am 1. Dezember 2021 in Nature.
DOI: 10.1038/s41586-021-04147-1
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