Copernicus Juli heißester Monat seit Beginn der Aufzeichnungen
Hauptinhalt
28. Juli 2023, 07:27 Uhr
Nach dem bereits der Juni der heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen war, wird wohl auch der Juli folgen, zeigen die Daten der Landbeobachtungssatelliten aus dem Copernicus-Projekt der Europäischen Weltraumagentur (ESA). Allein in den ersten drei Wochen des Monats wurden gleich mehrere bedeutende Rekorde gebrochen - begleitet von extremen Wetterereignissen wie Hitzewellen und Unwettern. Und auch das Mittelmeer ist aktuellen Daten zufolge so warm wie noch nie.
Für viele Menschen sind Rekorde ja eigentlich etwas Positives. Doch die Rekorde, die bei den Temperaturen dieses Jahr geknackt werden, sind eher besorgniserregend. Denn ein Rekord-Monat jagt offenbar gerade den nächsten: Nach dem heißesten Juni seit Beginn der Aufzeichnungen wird auch der Juli global gesehen ein Rekord-Monat. Das zeigen Analysen vom europäischen Erdbeobachtungsprogramm Copernicus und der Weltwetterorganisation (WMO) sowie ein Bericht der Universität Leipzig.
17 Tage über bisherigem Rekordwert
Den Copernicus-Daten zufolge waren die ersten drei Juliwochen die drei wärmsten Wochen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Zusätzlich waren die drei heißesten jemals gemessenen einzelnen Tage Anfang Juli: Spitzenreiter ist demnach der 6. Juli mit einer globalen Durchschnittstemperatur von 17,08 Grad, dicht gefolgt vom 5. und 7. Juli. Der bisherige Rekord stammte vom 13. August 2016 mit 16,8 Grad globaler Durchschnittstemperatur. Dieser Wert wurde dieses Jahr allein im Juli an mindestens 17 Tagen übertroffen.
Im Zeitraum bis 23. Juli hat die globale Durchschnittstemperatur den Copernicus-Daten zufolge bei 16,95 Grad gelegen. Der bisherige Rekord lag nach den europäischen Berechnungen im gesamten Juli 2019 bei 16,63 Grad. Die globale Durchschnittstemperatur habe in der ersten und dritten Woche des Monats vorübergehend die 1,5 Grad-Schwelle zum vorindustriellen Niveau gerissen.
Während das Wetter in Deutschland und Nordeuropa weniger extrem war als in vergangenen Sommern, seien für den hohen globalen Durchschnitt vor allem die Hitzewellen in Nordamerika, Asien und Südeuropa ausschlaggebend, heißt es von ESA und der Weltwetterorganisation (WMO). Außerdem hätten die hohen Wassertemperaturen der Ozeane zu den Juli-Temperaturen beigetragen. Die WMO rechnet damit, dass das gesamte Jahr 2023 den bisherigen Rekord von 2016 als heißestes Jahr brechen könnte.
Die Analyse der Copernicus-Forschenden bezieht sich auf konkrete Messdaten unter anderem von Wetterstationen und Satelliten, die aber nur bis 1940 zurückreichen. Der Copernicus-Direktor beim Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF), Carlos Buontempo, sagte jedoch, dass die Klimaforschung, die das historische Klima aus indirekten Beobachtungen wie etwa Baumringen oder Luftblasen in Gletschern rekonstruiere, nahelege, dass Juli-Temperaturen beispiellos seit Tausenden von Jahren seien. Buontempo glaubt nicht, dass der Juli der letzte Rekord-Monat in diesem Jahr bleiben wird. "Die saisonalen Prognosen deuten darauf hin, dass die Temperaturen über Landgebieten wahrscheinlich weit über dem Durchschnitt liegen", erklärte er.
Durchschnittstemperatur an 1,5-Grad-Grenze
Die Copernicus-Analyse wird auch durch eine weitere Analyse des Klimawissenschaftlers Karsten Haustein von der Universität Leipzig gestützt. Er sagt, es sei "praktisch sicher", dass der Juli der heißeste Monat seit Beginn der Industrialisierung werde. Nach seinen derzeitigen Berechnungen habe die Durchschnittstemperatur im Juli 2023 um 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau gelegen.
Das übertrifft alles, was wir bisher gesehen haben.
Der Leipziger nutzte für seine Untersuchung Daten aus weltweiten Wetterstationen, Radiosonden und der Satellitenfernerkundung sowie des amerikanischen Wettervorhersagemodells Global Forecast System (GFS), des Projekts Berkeley Earth Surface Temperature und der Nasa.
Die WMO geht derzeit davon aus, dass mit 66-prozentiger Wahrscheinlichkeit in mindestens einem der nächsten fünf Jahre die globale Durchschnittstemperatur vorübergehend den Wert von 1,5 Grad überschritten wird. "Das extreme Wetter, von dem im Juli viele Millionen Menschen betroffen waren, ist leider die harte Realität des Klimawandels und ein Vorgeschmack auf die Zukunft", sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas. "Die Notwendigkeit, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, ist dringender denn je. Klimaschutz ist kein Luxus, sondern ein Muss."
Auch Temperatur-Rekord an der Oberfläche des Mittelmeers
Nicht nur bei der Lufttemperatur hat der Juli Rekorde gebrochen, auch die Oberflächentemperatur des Mittelmeeres war hoch wie nie. Wie der Wissenschaftler Justino Martínez vom Katalanischen Forschungsinstitut für die Verwaltung des Meeres (ICATMAR) auf Twitter mitteilte, sei die bisherige Mediantemperatur aus dem Jahr 2003 am 24. Juli mit 28,71 Grad um fast ein halbes Grad übertroffen worden. Aufzeichnungen über diese Temperatur gebe es seit 1982.
Das ICATMAR gehört zum spanischen Institut für Meeresforschungen ICM. Von dort heißt es, dass der Rekord ebenfalls aus Messdaten des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus hervorgehe. Es sei aber bisher nur ein vorläufiger Wert. Den endgültigen werde man erst in etwa einem Jahr kennen. Der Medianwert erfahre aber normalerweise nur geringe Abweichungen.
Ein ICM-Forschungsteam hat außerdem erst jüngst eine Studie publiziert, in der sie die Geschwindigkeit der Erwärmung des Wassers analysiert haben. Demnach erwärmt es sich je 100 Jahre um etwa zwei Grad. An einigen Stellen wie zum Beispiel bei L’Estartit an der Costa Brava seien es sogar drei Grad pro Jahrhundert, schrieben die Forschenden in ihrer Analyse.
(kie/dpa)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Aktuell | 25. Juli 2023 | 21:45 Uhr
Not Found
The requested URL /api/v1/talk/includes/html/c52cecdb-98c5-489a-aac9-975bddc2c0ca was not found on this server.