Sonnenuntergang am Meer
Sonnenuntergang im Mai 2023 vor Alaska. Weltweit waren die Meerestemperaturen in diesem Monat so hoch wie noch nie. Bildrechte: IMAGO / imagebroker

Klimawandeldienst Copernicus Die Meere sind so warm wie nie zuvor

07. Juni 2023, 17:42 Uhr

Kanada kämpft seit Wochen mit Waldbränden. Deutschland steuert auf eine neue Dürre zu. Und die Ozeane sind so warm, wie noch nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, meldet jetzt der EU-Klimawandeldienst Copernicus.

Die Nachrichten vom Wetter sind derzeit keineswegs beruhigend. Die wenigen Liter Niederschlag in Deutschland in den vergangenen Tagen können das Defizit der letzten Wochen nicht ausgleichen. Geht es so weiter, steuern wir auf die nächste Dürre zu, sagt der Deutsche Wetterdienst DWD gegenüber MDR WISSEN. In Nordamerika brennen seit Wochen die Wälder.

Inzwischen ist der Rauch der mehreren hundert Waldbrände im Osten Kanadas nach Süden gezogen, verdunkelt den Himmel über New York City und sorgt für Schadstoffalarm von Minnesota bis Massachusetts, wie die New York Times berichtet.

Warme Meere und El-Niño-Gefahr

In dieser Reihe folgt jetzt die Meldung des europäischen Copernicus Klimawandeldienstes (Copernicus Climate Change Service, C3S), dass die Temperatur über allen eisfreien Ozeanen im Mai 2023 die höchste seit Beginn der Aufzeichnungen war. Mit 19,7 Grad Celsius liegt sie 0,1 Grad höher als in den bisherigen Spitzenjahren und ein halbes Grad höher als im Schnitt der 1980er- und 1990er-Jahre.

Auch die Gesamttemperaturen bieten keine Entwarnung und die Gefahr eines raschen Beginns eines neuen El- Niños ist weiterhin hoch, so Samantha Burgess, stellvertretende Direktorin des C3S: "Der Mai 2023 war der zweitwärmste weltweit, da sich das El-Niño-Signal im äquatorialen Pazifik weiter ausbreitet. Die Temperaturen über dem Ozean erreichen bereits Rekordwerte und unsere Daten zeigen, dass die Durchschnittstemperatur über allen eisfreien Meeren im Mai 2023 höher war als in jedem anderen Mai."

Die Durchschnittstemperaturen über den Meeren seit 1979.
Bildrechte: Copernicus Climate Change Service/ECMWF

Wie die Copernicus-Daten zeigen, ist das Klimageschehen aber von Region zu Region sehr verschieden. So lagen die Durchschnittstemperaturen in den meisten Teilen Europas im Mai im Normbereich. In vielen Teilen Kanadas, Afrikas und Südostasiens war es dagegen deutlich wärmer als normal. Und über Australien und von Nordwestindien bis Südsibirien war es deutlich kühler als üblich.

Zu viel Regen in Südeuropa, in Skandinavien trocken

Ähnlich war es bei den hydrologischen Daten, also der Feuchtigkeit. Über dem Südosten der USA, Regionen in Ostasien, Nordwestaustralien und Tansania herrschten überdurchschnittlich feuchte Bedingungen. Auch in den meisten Teilen Südeuropas und im Westen Islands war es überdurchschnittlich feucht. Die starken Niederschläge führten zu Überschwemmungen in Italien und auf dem westlichen Balkan. Dagegen herrschten über dem größten Teil der Iberischen Halbinsel, über Dänemark, den baltischen Ländern, Südskandinavien und weiten Teilen Westrusslands überdurchschnittlich trockene Bedingungen.

Außerhalb Europas war es im Mai 2023 laut dem aktuellen Copernicus-Bericht in weiten Teilen Nordamerikas, in Zentralrussland, in Ost- und Südostasien, am Horn von Afrika, im größten Teil des südlichen Afrikas, in Australien und in Südamerika trockener als im Durchschnitt. Zu den Regionen, in denen es überdurchschnittlich feucht war, gehörten der Südosten und Südwesten Nordamerikas, das südöstliche Afrika, das südliche Brasilien, Pakistan und Neuseeland.

Links/Studien

Mitteilung des C3S über die Wetterdaten im Mai (Englisch)

gp

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 19. Mai 2023 | 12:10 Uhr