Japanische Raumsonde auf dem Mond.
Japanische Raumsonde auf dem Mond. Bildrechte: IMAGO/Cover-Images

Mondlandung Slim: Die bitterkalte Mondnacht ist überstanden

08. März 2024, 13:10 Uhr

Das japanische Raumfahrtprojekt Slim hat die kalte Mondnacht überstanden. Dabei war die Landefähre gar nicht für Temperaturen von -160 Grad Celsius ausgelegt. Das ist ein weiterer Erfolg für die japanische Raumfahrt und vielleicht können jetzt weitere wissenschaftliche Untersuchungen auf der Mondoberfläche gemacht werden.

Porträtfoto von Patrick Klapetz
Bildrechte: privat

Die japanische Raumfahrtmission Slim (Smart Lander for Investigating Moon) ist Anfang des Jahres 2024 erfolgreich auf dem Mond gelandet. Die Hauptmission war jedoch nur für zwei Wochen ausgelegt – also genau für die Zeit, die eine Tageslichtphase auf dem Mond dauert. In der Nacht fallen die Temperaturen dort auf etwa -160 Grad Celsius. Weder die Instrumente noch die Landefähre selbst waren dafür ausgelegt.  

Dennoch konnte die Landefähre am 26. Februar 2024 nach einer überstandenen Nacht auf dem Mond wieder eingeschaltet werden. "Gestern haben wir einen Befehl gesendet, auf den Slim geantwortet hat", teilte die japanische Raumfahrtbehörde Jaxa am Montag (26. Februar 2024) über die Social-Media-Plattform X mit.  

Nach kurzer Zeit wurde die Kommunikation abgebrochen. Auf dem Mond war nämlich Mittag und bei einigen Instrumenten lag die Temperatur bei über 100 Grad Celsius. Sobald sich die Instrumente abgekühlt haben, soll die erneute Wiederinbetriebnahme erfolgen.

Slim: Die wissenschaftliche Untersuchung des Mondes

Bereits im Januar führte die Landefähre die ersten wissenschaftlichen Beobachtungen eines Kraters durch. Dabei nahm die bordeigene Multiband-Spektroskopiekamera (MBC) monochrome, niedrig aufgelöste Fotos auf. Auf ihnen sind einige Steine zu sehen, die ihrer Größe nach von dem wissenschaftlichen Projektteam benannt wurden. 

Ein Mosaikbild der Mondoberfläche, aufgenommen von der auf dem Slim montierten MBC (links) und dessen vergrößerte Ansicht (rechts).
Ein Mosaikbild der Mondoberfläche aufgenommen von der auf dem Slim montierten MBC. Bildrechte: Jaxa, Ritsumeikan University, The University of Aizu

Gegenüber der Nachrichtenagentur AFP erklärt Tomokatsu Morota von der Universität Tokio, dass die in diesem Bereich freiliegenden Gesteine "von entscheidender Bedeutung für die Suche nach den Ursprüngen des Mondes und der Erde" sind. Die ersten physikalischen Daten der Mondgesteine werden bereits von Wissenschaftlern analysiert. 

Jedoch ist das übermittelte Bild unvollständig, da der Scanvorgang abgebrochen wurde. In einem Tweet der Jaxa (27. Februar 2024) heißt es, dass ein erneuter Befehl zum Scannen der bisher unerforschten Stellen (rote Rahmen im Bild) für die MBC entwickelt wurde. 

Der Befehl an die MBC, um die bisher unerforschten Gebiete auf dem Mond (rote Rahmen) aufzunehmen.
Der Befehl an die MBC, um die bisher unerforschten Gebiete auf dem Mond (rote Rahmen) aufzunehmen. Bildrechte: Jaxa, Ritsumeikan University, The University of Aizu

Neben den Gesteinsproben soll mit Slim auch das Geheimnis der möglichen Wasservorkommen auf dem Mond gelüftet werden. Besonders am Südpol werden große Mengen vermutet und wurden teilweise bereits durch frühere Missionen bestätigt. Deswegen planen sowohl die Amerikaner als auch die Chinesen den Bau von bewohnbaren Stationen auf der Mondoberfläche. Eine Zusammenarbeit haben sie bislang aber nicht geplant.

Ein kurzer Ablauf der bisherigen Mission

Die Primärmission von Slim endete am 31. Januar 2024. Doch wie ist die Mission bisher verlaufen? Am 6. September 2023 brach Slim in den Weltraum auf. Der erste Vorbeiflug am Mond erfolgte am 5. Oktober, der Eintritt in die Mondumlaufbahn am 25. Dezember 2023. Am 19. Januar 2024 glückte die historische Mondlandung. Vor Japan sind erst vier Länder erfolgreich und sanft auf unserem stellaren Nachbar gelandet: die ehemalige Sowjetunion, die USA, China und Indien. 

Während des Abstiegs hatte das Raumschiff jedoch Probleme mit dem Triebwerk und landete auf der Seite, sodass die Sonnenkollektoren nach Westen statt nach oben gerichtet waren. Die Solarpanels bekamen nicht genügend Sonnenlicht ab und die Landefähre wurde abgeschaltet, um Strom zu sparen. Je weiter der Tag auf dem Mond fortschritt, desto mehr Sonnenstrahlen fielen auf die Panels und am 28. Januar 2024 erfolgte die Wiederinbetriebnahme – auch wenn nur für wenige Tage.

Japanische Raumsonde auf dem Mond.
Japanische Raumsonde Slim steht auf dem Mond Kopf. Bildrechte: IMAGO/Cover-Images

Kurz vor Sonnenuntergang wurde Slim dann am 31. Januar abgeschaltet. Auch die indische Mondmission Chandrayaan-3, die im August 2023 auf dem Erdtrabanten landete, war nicht für die kalten Mondnächte ausgelegt. Trotz mehrfacher Versuchen gelang es der indischen Raumfahrtbehörde Isro nicht, den Kontakt zu ihrer Landefähre wieder herzustellen. Jetzt kann zumindest Slim neue wissenschaftliche Daten sammeln – und ist dabei nicht ganz alleine. Am 22. Februar landete auch die Landefähre Odysseus von dem kommerziellen US-Unternehmen Intuitive Machines auf dem Mond. Weitere Mondmission sollen in diesem Jahr noch folgen. 

Links/Studien

  • Tweet zur erfolgreichen Kontaktaufnahme 
  • Tweet zu den Temperaturen der Instrumente 
  • Tweet zur vorübergehenden Abschaltung 
  • Pressemitteilung zu den ersten Bildern der Slim-Mission 
  • Tweet zu den geplanten Aufnahmen der MBC 

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