Artenvielfalt Studie: Insekten brauchen viel mehr Naturschutzgebiete
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01. Februar 2023, 17:09 Uhr
Bislang bestehende Schutzgebiete nützen drei Viertel aller Insekten nichts, sagt eine Studie. Um ein Massenaussterben zu verhindern, seien viele neue Schutzzonen nötig.
Insekten bestäuben etwa 80 Prozent aller Pflanzen und dienen mindestens 60 Prozent aller Vogelarten und vielen anderen Wirbeltieren als Nahrung. Das sind nur zwei von vielen Gründen, warum Insekten eine überragende Rolle im Ökosystem der Erde spielen. Dennoch werden sie, wenn es um Naturschutz geht, viel zu oft übersehen oder missachtet, legt eine neue Studie nahe. "Es wird höchste Zeit, dass wir Insekten bei der Bewertung von Schutzgebieten berücksichtigen", sagt der Hauptautor Shawan Chowdhury, Naturschutzbiologe am Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv).
Chowdhury und sein Team machten die Unterrepräsentation der Insekten messbar, indem sie, vereinfacht ausgedrückt, zwei Weltkarten übereinander legten und verglichen: einerseits die Karte aller Naturschutzgebiete und andererseits die Karte aller nachgewiesenen Insektenvorkommen. Diese nachgewiesenen Vorkommen aus der Global Biodiversity Information Facility (GBIF) decken zwar nur einen kleinen Teil der insgesamt etwa 5,5 Millionen Insektenarten der Erde ab, aber die Daten von letztlich 89.151 Arten bildeten eine ausreichend große Stichprobe, um allgemeingültige Ergebnisse modellieren und berechnen zu können.
Aktuelle Schutzgebiete für drei Viertel der Insekten nutzlos
Demnach sind 76 Prozent der weltweiten Insektenarten in Schutzgebieten nur unzureichend vertreten, darunter mehrere stark gefährdete Arten. Außerdem überschneiden sich die weltweiten Verbreitungsgebiete von mehr als zwei Prozent der Arten überhaupt nicht mit Schutzgebieten.
Die Autoren waren über das Ausmaß der Unterrepräsentation überrascht. "Viele Insektendaten stammen aus Schutzgebieten, daher dachten wir, dass der Anteil der durch Schutzgebiete abgedeckten Arten höher sein würde", sagt Shawan Chowdhury. "Das Defizit ist auch viel gravierender als bei einer ähnlichen Analyse, die für Wirbeltierarten durchgeführt wurde, bei der festgestellt wurde, dass 57 Prozent der Wirbeltierarten unzureichend erfasst waren."
Die Forschungsgruppe erstellte schließlich eine Weltkarte, die veranschaulichen soll, wo Insekten besonders wenige passende Schutzgebiete vorfinden. Und das ist nicht so sehr in Mitteleuropa, sondern vor allem in Nordamerika, Ost- und Südostasien und Teilen Australiens der Fall.
Hoffnung auf Citizen Science
Insekten müssen in den Köpfen der Menschen präsenter werden, fordert die Autorengruppe, gerade auch im Naturschutz. "Mehr als 80 Prozent aller Tiere sind Insekten, aber Insekten machen nur 8 Prozent der Arten auf der Roten Liste der bedrohten Arten aus", sagt Shawan Chowdhury und fügt hinzu: "Es gibt eine Reihe von Maßnahmen, die ergriffen werden können, um Insekten wirksam zu schützen, und die Beteiligung aller Arten von Menschen ist unerlässlich."
Er hofft auf die sogenannte Bürgerwissenschaft, also Citizen Science. Sie könne in Zukunft einen enormen Einfluss auf die Schließung der Datenlücken über die Verbreitung von Insekten haben. "Wissenschaftler und politische Entscheidungsträger müssen jetzt aktiv werden und bei der Identifizierung von Gebieten helfen, die für den Schutz von Insekten wichtig sind", so Chowdhury.
Links/Studien
Die Studie "Three-quarters of insect species are insufficiently represented by protected areas" ist im Journal "One Earth" erschienen.
(rr)
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