LIFE Child Studie Leipzig Ernährung: Was wir essen, steckt uns in den Knochen
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03. März 2023, 15:52 Uhr
Wie gedeihen Kinder gut und gesund, welche Zutaten braucht es dafür? Die Leipziger Life Child Studie ist eine Langzeituntersuchung, die seit 2011 die Entwicklung von etwa 5.000 Kindern dokumentiert. Sie gibt Antworten.
Vor zehn Jahren startete die Leipziger LIFE Child Studie, eine Langzeituntersuchung, bei der die Entwicklung der Kinder von Geburt oder Schwangerschaft an untersucht werden. Etwa 5.000 Kinder und Jugendliche von 0 bis 18 Jahren werden seit 2011 dafür jährlich untersucht, schildert Professor Dr. Wieland Kiess die Rahmenbedingungen der Studie. Von jedem Kind gibt es ihm zufolge inzwischen achtzig Laborparameter, aus denen neue Referenzwerte für Labordaten abgeleitet werden. Die Langzeitstudie hat zum Beispiel inzwischen nachgewiesen, dass sich der sozialökonomische Hintergrund von Kindern auf Körper und Psyche auswirkt; für Kinder aus ärmeren Familien ist das Risiko für Übergewicht größer.
Der Einfluss der Nahrung auf die kindliche Entwicklung geht natürlich schon viel früher los. Erst im Mutterleib und dann in der Stillzeit. Forscher Wieland Kiess sagt ganz klar: "Eine Mutter, die sich vegan ernährt und ausschließlich stillt, füttert ihrem Kind leider einen irreversiblen Mangel an Vitamin B12 zu. Der Körper benötigt dieses Vitamin für den Energiestoffwechsel, zur Bildung von Blutzellen und zum Aufbau der Nervenhüllen." Das Vitamin findet sich vor allem in tierischen Produkten wie Fleisch, Fisch, Eiern und Milcherzeugnissen und kann vom Menschen nicht selbst gebildet werden. Kiess warnt: "Ein massiver Vitamin-B12-Mangel schädigt das Kind. Das sind Einzelfälle an schwerbehinderten Kindern, die wir dann in der Klinik sehen." Das müsste nicht sein, sagt der Forscher, wenn die Vitamine hinzugefügt würden, die vegane oder vegetarische Ernährungsform nicht oder nur wenig liefern.
Überraschung Schulessen
Und später, wenn die Kinder nicht mehr nur Zuhause essen? Auch hier hat die Live Child Studie nachgehakt. 1.215 Kinder an Leipziger Grund- und weiterführenden Schulen in den Klassen 4, 6, 7 und 8 wurden gewogen und vermessen und beantworteten Fragen, über die Ernährung in ihren Familien, in der Schule, über die Orte an denen sie zwischendurch Lebensmittel einkaufen.
Zum einen zeigte diese Untersuchung, dass die Schulernährung offenbar besser war als ihr Ruf. Zum anderen zeigte sich auch, dass Kinder, die nicht in der Schule aßen, häufiger in den Lebensmittelläden in Schulnähe Essen einkauften. Ein spannender Fakt, da die Qualität des Schulessens ebenfalls Gewicht und Gesundheit der Kinder beeinflusst. Wobei Kiess darauf hinweist, dass gerade in Deutschland die Eltern vor allem auf die Kosten des Schulessens schauen, wohingegen in Frankreich Eltern eher nach gesunden Inhaltsstoffen fragen.
Was beeinflusst die Entwicklung der Kinder neben der Ernährung?
Bezogen auf die seelische Entwicklung belegt die Studie, dass die psychische Gesundheit von Kindern auch von der Smartphone-Nutzung abhängt und dem Handy-Gebrauch der Eltern.
Ein weiteres Ergebnis: Kinder behalten Sport bei, wenn sie von klein auf zu Sport und Bewegung angeleitet werden. Kiess warnt jedoch: "Leider geht die Entwicklung dahin, dass Kinder weniger Sport treiben als noch vor zehn Jahren und auch weniger an musikalischer Erziehung teilnehmen." Das ist insofern fatal, weil zum Beispiel beim Sport die Muskulatur aktiviert wird, die die Knochen stabilisiert und das Sonnen-Vitamin-D besser wirken lässt. Kiess: "Wir sprechen dann von der Muskelknochenachse. Was wir essen, kommt in den Knochen an. Ernährung und Hormone stehen in einem sehr komplexen Zusammenhang."
Damit Kinder also gesund gedeihen, braucht es viele Zutaten. Es ist nicht nur die Ernährung, auch das Verhalten der Eltern, zum Beispiel beim Handykonsum und Bewegungsverhalten spielen eine wichtige Rolle. Professor Kiess selbst befürwortet das in der Politik diskutierte Werbeverbot für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- und Salzgehalt. "Auch Schleichwerbung sollte verboten werden, wenn die Comicfigur farblich mit einer Süßigkeit assoziiert wird und Geräusche produziert, die unterbewusst an knisternde Verpackung erinnert. Wir werden alle eingewoben von kommerzieller Werbung. Ich bin eigentlich gegen Verbote, aber anders kommt man diesen Sachen nicht bei."
lfw
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 02. März 2023 | 11:42 Uhr
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