WHO-Gesundheitsstudie aus Halle Deutsche Kinder: Viel Gewicht, wenig Bewegung, mehr Kopfschmerzen
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25. Mai 2020, 10:54 Uhr
Es geht um Kinder und Jugendliche zwischen elf und 15 Jahren. Die werden immer dicker. 18 Prozent der Mädchen und 14 Prozent der Jungen sind laut einer neuen Studie übergewichtig. Obendrein klagt diese Altersgruppe vermehrt über psychosomatische Beschwerden wie Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Schlafstörungen. Das ergab eine Studie vom Institut für Medizinische Soziologie der Universitätsmedizin Halle im Auftrag der WHO. 4.300 Mädchen und Jungen wurden dafür in Deutschland befragt.
Fastfood lockt an beinahe jeder Ecke. Die Supermärkte sind voller zuckerhaltiger Lebensmittel, die junge Leute lieber essen als Obst oder Gemüse. Das Smartphone wird zum besten Freund und das braucht keine Bewegung an frischer Luft. Ob das die Gründe für immer mehr dicke Kinder in Deutschland sind, kann die WHO-Studie "Health Behaviour in School-aged Children" - "Gesundheits-Verhalten von Kindern im schulpflichtigen Alter" erst in einem zweiten Schritt sagen. Befragt wurden Kinder zwischen elf und 15 Jahren, in Deutschland waren es stichprobenartig 4.347 Kinder und Jugendliche an 146 Schulen. Weltweit beteiligen sich 45 Länder an der Erhebung. In Deutschland wird sie vom Institut für Medizinische Soziologie der Universitätsmedizin Halle (Saale) geleitet. Jetzt veröffentlichen die Forscher erst einmal nur nackte Fakten, und die lassen aufhorchen, wie Dr. Irene Moor aus Halle/Saale erläutert:
In der HBSC Studie haben wir 11-, 13- und 15-jährige Kinder und Jugendliche befragt, nach ihrem Körpergewicht und nach ihrer Größe und dabei ist uns aufgefallen, dass eben mit dem Alter der Kinder und Jugendlichen auch die Anzahl derer steigt, die als übergewichtig oder adipös einzustufen sind.
Die Daten zeigen, dass Jungs zwar etwas dicker sind als Mädchen. Aber letztere ziehen nun nach. Während bei den Elfjährigen erst einmal nur über zehn Prozent der Mädchen zu dick sind, steigt das bis zum 15. Lebensjahr auf 18 Prozent an. Das ist eine Aufwärtskurve von fünf Prozent in nur fünf Jahren. Auch bei den Jungs gibt es einen Anstieg von drei Prozent, der sei aber nicht so alarmierend. Die Studie fragt auch, wie viel Gemüse diese Altersgruppe täglich isst und da könnte ein Grund für die überschüssigen Kilo liegen.
Täglich Gemüse steht nur für 20 Prozent der Mädchen und 19 Prozent der Jungen in Deutschland auf dem Speiseplan. Das ist deutlich weniger als der internationale Durchschnitt: Hier sind es 39 Prozent der Mädchen, also doppelt so viel wie in Deutschland und 33 Prozent der Jungen, die täglich Gemüse zu sich nehmen.
Daten aus mehreren Jahrzehnten
Ein großer Vorteil der Studie sei es, Vergleiche ziehen zu können, da inzwischen sehr viele Staaten mitmachen. 1984 wurde sie mit einer Handvoll Ländern ins Leben gerufen. Deutschland ist seit den 1990er-Jahren dabei. Beim Blick auf die Daten der jüngsten Befragung fällt Irene Moor ein weiterer Punkt auf: die psychische Gesundheit junger Leute. Da steht Deutschland im Ländervergleich zwar ganz gut da, die Situation in Deutschland sei aber trotzdem höchst besorgniserregend.
Wir haben die Kinder nach psychosomatischen Beschwerden gefragt. Das bedeutet, es sind acht spezifische Beschwerden, wie Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Rückenschmerzen, Niedergeschlagenheit, Gereiztheit, Nervosität, oder auch so was wie Einschlafprobleme oder Benommenheit, die sie erlebt haben in den vergangenen sieben Tagen.
Über 20 Prozent der Jungs gaben an, mindestens zwei der Beschwerden in der letzten Woche gehabt zu haben und über 40 Prozent der Mädchen. Dagegen müsse man dringend etwas tun, schlussfolgert die Forscherin.
Die Studie erfragte außerdem den Konsum von Substanzen wie Cannabis, Tabak und Alkohol. Dabei zeigte sich: International gehen Alkohol- und Tabakkonsum unter Jugendlichen zwar zurück. In Deutschland zeigte sich aber, dass sowohl jede/r zweite unter den Jungen und Mädchen unter 15 Jahren bereits Alkoholhaltiges trinkt. Auch der Cannabis-Konsum der 15-jährigen in Deutschland ist der Studie zufolge hoch: 16 Prozent der Mädchen und 22 Prozent der Jungen gaben an, schon einmal Cannabis probiert zu haben.
Die Studie ist bisher eine reine Datenanalyse. Eine genauere Auswertung mit der Suche nach Gründen gibt es Ende des Jahres. Hier finden Sie die Unterlagen zum deutschen Teil der Studie.
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