Nasenspray gegen Sars-CoV-2 Warum Rotalgen vor Coronaviren schützen können

26. November 2021, 13:11 Uhr

Eine Pflanze, die in 60 Metern Tiefe im Meer lebt, enthält Stoffe, die auch gegen Viren schützen: die Rotalge. Was genau kann sie und wie kann sie im Kampf gegen Corona genutzt werden?

Frauen pflanzen Algen in Strandnähe an
Rotalgenernte in Tansania. Der daraus gewonnene Wirkstoff Carrageenan wird nicht nur in der Medizin verwendet, sondern auch der Kosmetik - und in der Ernährungsindustrie. Schauen sie mal auf die Inhaltsstoffe ihrer Schlagsahne. Bildrechte: imago images/Joerg Boethling

Schon vor einigen Monaten machte die österreichische Firma "Marinomed" von sich reden. Gegründet von einem Ehepaar, Start-Up einer Universität, mit einem Wirkstoff gegen Corona – die Geschichte erinnerte an das Biontech-Gründerpaar in Deutschland. Doch statt auf einen Impfstoff setzte Marinomed auf einen Schutz durch ein Nasenspray. Der Wirkstoff dieses Sprays ist ein Bestandteil aus der Rotalge und soll in der Lage sein, Viren aller Art abzufangen, zum Beispiel auch das Coronavirus. Er sorgt nicht für Immunität gegen das Virus, aber er könnte zum Beispiel dort helfen, wo der Schutz besonders hoch sein muss oder keine Impfung möglich ist.

Anderthalb Milliarden Jahre Evolution

Die Rotalge ist ein Überlebensexperte. Die ältesten Funde sind eineinhalb Milliarden Jahre alt und es gibt so viele Arten, dass sie noch niemand gezählt hat. Professorin Dr. Carola Griehl ist Algenforscherin an der Hochschule Anhalt und interessiert sich nur für ein paar wenige Arten der Alge.

Das sind Rotalgen, die größere Mengen an Carrageenan herstellen und zwar Iota-Carrageenan.

Prof. Dr. Carola Giehl, Hochschule Anhalt
Eine Frau vor einer übergroßen Reihe an Reagenzröhrchen ´, die mit roten, grünen, gelebn Flüssigkeiten gefüllt sind
Prof. Dr. Carola Griehl im Algen-Labor Bildrechte: Mario Salisch

Den Wirkstoff Iota-Carrageenan braucht die Alge zum Überleben. Sie wächst bis in 60 Meter Tiefe und muss dort Kälte, Dunkelheit und vor allem hohem Druck standhalten, erläutert die Wissenschaftlerin. Das kann sie dank ihres Schutzschildes aus flexiblen Biomolekülen, die mit diesen harschen Umweltbedingungen und mit Meeresströmungen und Wellenbewegungen klarkommen.

Das Iota-Carrageen ist nicht neu

Doch zurück zum Iota-Carrageenan: Das ist ein Wirkstoff, der in den nordischen Ländern schon vor Jahrhunderten als Mittel gegen Erkältung bekannt war. 2006 wurde er erstmals wissenschaftlich beschrieben und hat seitdem eine rasante Entwicklung genommen, in der Kosmetik, in der Ernährungsbranche und in der Medizin. Denn der Wirkstoff aus der Rotalge kann Viren so umhüllen, dass sie nicht mehr in Zellen eindringen können.

Mittlerweile gibt es auch klinische Studien. Eine argentinische Forschungsarbeit kommt zu dem Ergebnis, dass der Wirkstoff 80-prozentigen Schutz vor dem Eindringen von Viren bietet. Auch Studien an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen-Nürnberg zeigen: Der Wirkstoff der Rotalge umhüllt das Coronavirus und macht es so unschädlich. Egal, ob es die Alpha-, Delta-, Beta- oder die Gamma-Variante ist.

Was genau macht der Rotalgen-Wirkstoff?

Virologe Ulrich Schubert beschreibt Carragelose als Polymer, dass das Virus durch eine elektrostatische Wechselwirkung umhüllt und es dabei neutralisiert. "Deshalb sollte es für die Wirksamkeit auch keinen Unterschied machen, welche Virusvariante vorliegt. Gerade angesichts der unterschiedlichen Varianten, die sich aktuell immer rasanter ausbreiten, halten wir die Carragelose für eine echte Option in der Bekämpfung der Pandemie."

Was bringt das Nasenspray?

Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene empfiehlt, das Spray im Dienst zu verwenden. Dreimal täglich ein Sprühstoß in die Nase soll reichen. Es habe keine Nebenwirkungen und auch Kinder könnten es ab dem ersten Lebensjahr nutzen. Mittlerweile gibt es den Rotalgen-Wirkstoff in vielen Versionen, sagt Forscherin Carola Giehl, als Nasen- und Mundspray oder als Lutschtablette. Ein zweiter Effekt sei, dass die Nasenschleimhaut, aber auch die Rachenschleimhaut, mit dem Carrageenan benetzt wird. Ein doppelter Schutz aus Sicht der Forscherin. Sie sagt aber auch: Der Schutz durch die Alge ist einer von vielen, der eine Impfung aber nicht ersetzen könne.

Die Studien

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