Covid-19 Rückschlag für Nasenspray-Impfung: Astrazenecas Projekt scheitert in Phase-1-Studie
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13. Oktober 2022, 17:45 Uhr
Nasenspray-Impfungen sollen Infektionen mit Corona dauerhaft verhindern, indem sie die Schleimhäute immunisieren. In klinischen Versuchen an Menschen hat eine der geplanten Impfungen jetzt allerdings enttäuscht.
Die Ergebnisse sind eine herbe Enttäuschung: An insgesamt 30 zuvor ungeimpften Versuchspersonen hatten Forscher getestet, ob der von der Universität Oxford und dem Pharmakonzern gemeinsam hergestellte Corona-Impfstoff ChAdOx1 auch als Nasenspray-Impfung wirkt. Doch das hat nicht ausreichend funktioniert. Laut den jetzt im Fachblatt The Lancet veröffentlichten Resultaten führten die Nasensprays zu deutlich geringeren Immunreaktionen als erwartet. Die Studienautoren empfehlen deshalb, das Projekt einzustellen.
Immunreaktion auf den Schleimhäuten der Atemwege könnte einen sicheren Schutz bieten
Die ursprüngliche Idee hinter dem Projekt war einleuchtend. Der Astrazeneca-Impfstoff basiert auf genetisch abgeschwächten Adenoviren, die ein Stück Erbinformation des Coronavirus in den Körper schleusen. Haben die sogenannten Vektoren ihre Botschaft an die Zellen im Menschen überbracht, stellt sich das Immunsystem auf das Coronavirus ein.
Eine Anwendung des Vektorimpfstoffs in Nase, Rachen und Hals sollte quasi eine echte Infektion mit Corona teilweise simulieren und so zu einer deutlichen Immunreaktion auf Atemwegsschleimhäuten führen. Weil Sars-CoV-2 bei einer Ansteckung in den allermeisten Fällen über diesen Weg in die menschlichen Wirte gelangt, hätte eine Immunisierung der Schleimhäute für einen sicheren Schutz vor Ansteckung sorgen sollen. Tierversuche hatten nahegelegt, dass das prinzipiell funktionieren könnte.
Keine deutliche Steigerung der Immunreaktion – jeder sechste infizierte sich nach der Impfung
Bei den Versuchen mit den 30 ungeimpften und 12 weiteren zuvor geimpften Versuchsteilnehmern gelang es jedoch nicht, ausreichend Schleimhautimmunität zu erzeugen. Die Forscher hatten die Versuchspersonen in verschiedene Gruppen eingeteilt, die das Nasenspray in unterschiedlich hohen Dosierungen bekamen. Eine kleine Untergruppe wurde so auch zwei Mal geimpft.
Anschließend verglichen die Forscher die Immunwerte mit denen von Personen, die eine Covid-19-Infektion überstanden hatten. Und sie verglichen die Werte mit denen von Personen, die auf dem bereits üblichen Weg mit einer Spritze in das Muskelgewebe geimpft worden waren. Dabei zeigte sich: Während unerwünschte, aber akzeptable Wirkungen wie Halsschmerzen und eine laufende Nase auftraten, blieben die Immunantworten im Vergleich zu Personen mit einer echten Covid-19 meist deutlich zurück.
Auch als Booster für bereits geimpfte Personen funktionierte das Nasenspray kaum. Ein Schutzeffekt sollte bei dem Versuch eigentlich nicht gemessen werden. Trotzdem stellten die Forschenden fest, dass sich von insgesamt 42 Versuchspersonen sieben Personen innerhalb von vier Monaten nach der Impfung mit Corona ansteckten. Auch dieser Fakt sei sehr entmutigend in Bezug auf eine Fortsetzung des Projekts.
Bislang auch keine Daten von zugelassenen Nasenspray-Impfstoffen in China und Indien
Die Forschenden vermuten, dass die verwendeten Adenoviren möglicherweise einfach nicht gut genug sind, die menschlichen Atemwegszellen zu infizieren. Die Verwendung anderer Vektoren könnte dieses Problem möglicherweise lösen. Auch sei die die Zahl Versuchspersonen sehr gering gewesen. In China und Indien, wo jeweils ein Nasenspray-Impfstoff gegen Corona zugelassen und im Einsatz ist, könnte es bald mehr Daten zu diesem Ansatz geben. Bislang haben beide Länder aber noch keine Informationen zur Effektivität ihrer Impfstoffe veröffentlicht.
(ens)