Covid-19 Omikron Infektion: Impfung und Genesung schützen doch vor Virusweitergabe
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31. August 2022, 16:50 Uhr
Eine neue US-Studie zeigt: Insassen in dicht besetzten Gefängnissen gaben eine Omikron-Infektion seltener weiter, wenn sie selbst geimpft oder genesen waren. Doch der Effekt hält offenbar nicht lange an.
Wie gut schützt eine Impfung oder eine Ansteckung mit Corona davor, bei einer erneuten Infektion das Virus weiterzugeben? Das ist eine der Fragen, die Wissenschaftler und Öffentlichkeit während der Pandemie am meisten beschäftigt haben. Ein Team von Forschenden der Universität von Kalifornien in San Francisco hat sich nun ein unabsichtlich besonderes gut geeignetes Setting ausgesucht, um Antworten zu finden: 35 dicht besetzte und schlecht belüftete Gefängnisse mit insgesamt 111.687 Insassen, die in die Studie eingeschlossen wurden. Die Daten zeigen ganz klar: Geimpfte und Genesene stecken bei einer Durchbruchsinfektion andere seltener an – am seltensten, wenn sie sowohl geimpft, als auch genesen sind.
Forscher rekonstruierten Ansteckungsketten mit Corona in den Gefängnissen
Die bislang noch nicht begutachtete Studie steht bereits als Preprint zur Verfügung. Die Forscher betrachteten dabei das Infektionsgeschehen in den Gefängnissen zwischen dem 15. Dezember 2021 und dem 23. Mai 2022, also seit Beginn der Dominanz der Omikron-Varianten vom Coronavirus Sars-CoV-2. In dieser Zeit gab es 22.334 durch PCR bestätigte Covid-19-Infektionen unter den Gefangenen. Bei der Rekonstruktion der Ansteckungsketten konnten die Forscher diese auf 1.261 Indexfälle zurückführen.
Bei den Indexfällen handelte es sich in 15 Prozent der Fälle um Erstinfektion, in 49 Prozent um Impfdurchbrüche, in sieben Prozent um Reinfektion und in 29 Prozent um Reinfektionen bei geimpften Genesenen.
Jede weitere Impfdosis reduziert Risiko der Virusweitergabe um 12 Prozent
Indem die Forscher zudem betrachteten, welche engen Kontakte Infizierte hatten (beispielsweise Zellennachbarn oder Kollegen an den Arbeitsstellen im Gefängnis), konnten sie berechnen, wie sich Impfung oder Genesung auf das Risiko auswirkten, weitere Gefangene mit dem Virus anzustecken.
Erstinfizierte waren demnach für 20 Prozent der weitergegeben, sogenannten Sekundärfälle verantwortlich, Durchbruchinfizierte für 50 Prozent, Reinfizierte für sieben Prozent und geimpfte Reinfizierte für 22 Prozent.
Daraus ergab sich, dass Immunität aus einer überstandenen Infektion (Genesung) das Risiko, bei einer erneuten Infektion das Virus weiterzugeben um 21 Prozent senkte. Eine einfache Impfung senkte das Risiko um durchschnittlich 24 Prozent. Die Kombination aus beiden konnte es sogar um 41 Prozent senken. Zusätzliche Booster-Impfungen senkten das Weitergaberisiko pro Dosis um weitere 12 Prozent.
Schutzeffekt nahm über die Zeit nach der Impfung hinweg wieder ab
Allerdings zeigten die Daten auch, dass der Schutzeffekt durch Impfungen mit der Zeit wieder abnahm. Alle fünf Wochen nach der letzten Impfdosis stieg die Wahrscheinlichkeit, die Infektion an den Zellennachbarn weiterzugeben um sechs Prozent. Diese Beobachtung entspricht dem bereits bekannten Umstand, dass die durch Impfung gebildeten Antikörper nur relativ kurze Zeit auf den Schleimhäuten bleiben, wo das Virus in den Körper eindringt. Später schützt die Immunität zwar noch vor schweren Krankheitsverläufen, kann jedoch nicht mehr die kurzzeitige Vermehrung der Viren in den Schleimhäuten verhindern. Dann sind auch Geimpfte wieder ansteckend.
(ens)