Covid-19 Corona-Immunität: Impfung wahrscheinlich besser als Infektion
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28. Oktober 2020, 17:44 Uhr
Von symptomfrei bis tot: Immunsysteme reagieren höchst verschieden auf Sars-CoV-2. Auch wie lange man nach einer Infektion geschützt bleibt, ist unklar. Forscher sind aber optimistisch, dass Impfungen besser wirken.
Die Immunantwort der Menschen auf das neue Coronavirus Sars-CoV-2 ist eines der größten Rätsel in der gegenwärtigen Pandemie. Während die Immunantwort einiger Patienten eine Infektion auf das Niveau einer Erkältung eingrenzt, sorgt sie bei anderen Patienten für schwere Organschäden und mitunter auch den Tod. Generell scheint die eigene Abwehr bei Senioren und Männern später anzuspringen.
Wie lange schützt das Immunsystem vor einer Neuinfektion?
Wer aber schon mal eine Erkältung oder eine Grippe überstanden hat, die von einem der bereits seit längerem bei Menschen heimischen Coronaviren hervorgerufen wurde, der reagiert offenbar auch schneller auf das neue Virus. Wie lange der Immunschutz nach einer überstandenen Infektion hält, ist hochgradig unklar. Einige Studien können stabile Niveaus neutralisierender Antikörper zeigen, andere stellen erschreckend schnell fallende Werte fest.
Dabei ist auch noch offen, welcher Teil der Immunantwort welche Rolle spielt. Neben Antikörpern sind auch T-Zellen stark an der Bekämpfung des Virus beteiligt. Zweitinfektionen mit Corona sind aber möglich. Sie werden selten registriert, aber es passiert. Auch vor diesem Hintergrund erscheint es extrem unwahrscheinlich, dass Bevölkerungen ohne Impfstoffe durch Masseninfektionen einen Schutz durch eine sogenannte Herdenimmunität aufbauen können.
Impfungen können dauerhaft schützen
Was wissen Wissenschaftler inzwischen über die Gründe dafür, dass Immunsysteme so unterschiedlich auf Corona reagieren? Und welche Hoffnungen setzen sie auf Impfstoffe? Können Vakzine schaffen, was die natürlichen Abwehrkräfte anscheinend nicht hinbekommen, nämlich einen dauerhaften Schutz vor Corona bieten?
Zumindest was die letzte Frage angeht, sind viele Forscher inzwischen sehr optimistisch. "Impfungen funktionieren nach anderen Prinzipien als eine Infektion", sagt Robert Thimme, Direktor am Universitätsklinikum Freiburg. Bereits bei anderen Viren – etwa bei Humanen Papillomaviren oder bei Röteln – können Impfungen dauerhaften Schutz bieten, wo Menschen ansonsten anfällig für Zweitinfektionen bleiben. Das soll auch bei Corona gelingen. "Es gibt eine große Bandbreite unterschiedlicher Strategien für eine Impfung. Bislang zeigen alle in den Tests sehr gute Immunantworten", sagt Leif-Erik Sander, Immunologe an der Berliner Charité. Möglicherweise gelinge das nicht beim ersten zugelassenen Impfstoff, aber bei späteren Kandidaten.
Gesucht: Der Schalter für schwere Covid-19-Verläufe
Diejenigen, die eine Coronainfektion überstanden hätten, müssten sich bis zur Impfung allerdings auch weiterhin vor einer Neuinfektion schützen. "Auch wenn die offenbar in den meisten Fällen milder verläuft, als die erste Erkrankung, werden die Betroffenen ja zu Überträgern des Virus dadurch. Deswegen rate ich zu den gleichen Hygieneregeln und Abstandsgeboten, wie sonst auch", sagt Jacob Nattermann, Immunologe am Universitätsklinikum Bonn.
Noch keine befriedigenden Antworten haben die Forscher auf die Frage, warum Covid-19 bei einigen Menschen nahezu symptomfrei verläuft, während sie bei anderen sogar zum Tod führt. "Es liegt nach bisherigem Stand nicht an der Menge der Viren, sondern an der überschießenden Immunantwort", sagt Charité-Forscher Sander. Neben dem Alter der Betroffenen spielen dabei wohl auch die Gene eine Rolle. Viele Wissenschaftler suchen daher nach dem Schalter im Immunsystem, der bei den einen die tödliche Überreaktion auslöst, während bei den anderen das Virus in den oberen Atemwegen bleibt.
Wie viel Antikörper muss man haben, um geschützt zu sein?
Dass das Virus wieder zum Verschwinden gebracht werden kann, glaubt keiner der Mediziner. Alles deute darauf hin, dass es nach einer Corona-Infektion keine langfristige Immunität gebe, sagt Jacob Nattermann. "Das ist wohl eine Spezialität der Coronaviren, auch bei den bereits endemischen Corona-Erkältungsviren." Robert Thimme ergänzt: "Einen kompletten Schutz wird es nicht geben, es wird ein saisonales Virus, das wiederkommt".
Deshalb wollen die Forscher auch wissen, wie hoch die Antikörperkonzentration bei Menschen sein muss, damit sie noch vor Corona geschützt sind. "Wir wollen wissen, was ist das genaue Korrelat? Welche Reaktionen muss das Virus auslösen und wie lange müssen sie bleiben", sagt Thimme.
Die Erfoschung von Therapien bleibt wichtig
Leif-Erik Sander geht davon aus, dass es trotz Impfungen auch in Zukunft immer mal wieder zu schweren Covid-19 Erkrankungen kommen könnte. "Deswegen ist neben der Arbeit an Impfstoffen auch die Erforschung von Therapien wichtig." Dabei müsse man lernen, wie man gezielter ins Immunsystem eingreifen könne, um die aktuell sehr langen Aufenthaltsdauern auf der Intensivstation zu verkürzen.
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