Herbstlich gefärbte Buchen im Nebel
Herbstlich gefärbte Buchen im Wald. Aufgrund der Trockenheit verlieren sie ihr Laub mitunter viel zu früh. Eine Studie der TU Dresden zeigt aber auch: Junge Buchen können sich mitunter gut an Trockenheit anpassen. Bildrechte: imago images/Dieter Mendzigall

Studie der TU Dresden Heimische Baumarten sind anpassungsfähiger als gedacht

24. Oktober 2022, 13:26 Uhr

Dass längere Trockenperioden erhebliche Schäden in unseren Wäldern verursachen können, hat der Hitzesommer 2022 zuletzt nachdrücklich unter Beweis gestellt. Forschende prognostizieren, dass Mitteldeutschland wegen des Klimawandels künftig noch stärker unter Trockenheit leiden wird. Eine Studie der TU Dresden macht aber auch Hoffnung: Während der Wassermangel für ältere Bäume tatsächlich verheerend ist, können junge Bäume offenbar lernen, sich anzupassen – und mit weniger Wasser auskommen.

Die Buche gilt als eine der wichtigsten Baumarten in unseren Wäldern. 2022 war sie deshalb sogar "Baum des Jahres" – denn obwohl sie nicht gerade selten ist und laut Waldzustandserhebung 2021 sogar 16 Prozent unserer Wälder ausmacht – gilt sie als bedroht. Mit der zunehmenden Trockenheit in unseren Wäldern können Buchen nämlich nicht gut umgehen.

Nach dem Hitzesommer 2022 verloren viele Buchen ihr Laub früher als üblich, teilweise schon Ende August. "Wir beobachten diese Schäden schon seit 2018, vornehmlich in Mitteldeutschland", erklärt Gitta Langer von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt in Göttingen. Es handele sich dabei um eine sogenannte Buchen-Vitalitätsschwäche, an der die Versuchsanstalt aktuell forsche. Betroffen seien unter anderem Südniedersachsen und Nordhessen sowie einige Regionen in Südhessen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Neben dem Laub verlieren die Bäume auch Äste in den Baumkronen und Rinde.

Herbstlich gefärbte Buchen im Nebel 4 min
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Unseren Bäumen geht es vielleicht gar nicht so schlecht, wie derzeit befürchtet wird. Jedenfalls, wenn wir von den jetzigen Klima-Szenarien ausgehen.

MDR FERNSEHEN Mo 24.10.2022 08:14Uhr 04:03 min

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Würden wir unsere Buchenbestände verlieren, wäre das ein gigantischer Verlust für das Ökosystem, weil die Buche wiederum vielen anderen Organismen einen wertvollen Lebensraum bietet. Knapp 30 Käfer- und Schmetterlingsarten bevorzugen den Baum als Lebensraum. Da macht eine aktuelle Einschätzung des Forstwissenschaftlers Andreas Roloff Hoffnung. Er hat sich viel mit Buchen beschäftigt und sagt: Die Bäume können sich besser anpassen, als wir bisher dachten.

Ich habe mich mit der Buche sehr, sehr viel beschäftigt und denke, dass sie ein enormes Anpassungspotenzial hat, das noch ziemlich unterschätzt wird.

Andreas Roloff | Forstwissenschaftler TU Dresden

Roloffs Einschätzung stützt eine Studie, die er am Institut für Forstbotanik der TU Dresden veröffentlicht hat. Die Studie hat untersucht, wie junge Bäume wachsen – und das über viele Jahre hinweg, sowohl während der Trockenjahre 2018 bis 2020 als auch vorher. Das überraschende Ergebnis: Die jungen Bäume wuchsen während der Trockenheit genauso gut wie vorher, reagierten also gar nicht auf den Wassermangel. Das liege daran, dass junge Buchen sich besser an Trockenperioden anpassen können, als zunächst vermutet.

Andreas Roloff bestätigt, dass die Bäume sich an die veränderten Umweltbedingungen anpassen können: "Indem sie zum Beispiel kleinere Blätter entwickeln, mit einer dickeren Wachsschicht auf der Blattoberfläche. Die Jahresringe sind schmaler geworden in den trockenen Jahren und so können sich Bäume also an solche Veränderungen anpassen, sich umstellen, wenn es nicht zu schnell passiert." – das gilt wohlgemerkt für junge Buchen. Ältere Bäume sind mitunter nicht mehr so flexibel und sterben bei Trockenheit schneller ab.

Der Waldökologe Roloff sagt, die beobachtete Anpassungsfähigkeit treffe nicht nur für Buchen zu. Auch bei 20 anderen Baumarten, die typischerweise in Deutschland wachsen, habe er das beobachtet. Es gehe dabei beispielsweise um Ahorn, Eichen, Linden, Eschen oder Robinien.

Das macht mich optimistisch, dass da jetzt eine ziemlich gewaltige Anpassung im Gange ist, die bei vielen Baumarten, hoffentlich sage ich, erfolgreich verlaufen kann und wird.

Andreas Roloff | Forstwissenschaftler TU Dresden

Dass diese heimischen Baumarten anpassungsfähiger sind als gedacht, schafft Hoffnung. Immerhin wird gerade Mitteldeutschland im Zuge des Klimawandels unter Trockenheit leiden. Der potenzielle Verlust alter bis uralter Buchen wäre aber dennoch ein schwerer Schlag für unsere Biodiversität – immerhin spielen gerade sie eine entscheidende Rolle beim Erhalt des Ökosystems, wie eine andere aktuelle Studie eindrucksvoll bestätigt.

Links/Studien

Die Studie der TU Dresden "Jährliche Trieblänge von Laubblattarten der gemäßigten Breiten als Reaktion auf Trockenheit" ist in "Urban Forestry & Urban Greening" veröffentlicht worden.

Die Untersuchung "Alte Bäume: unersetzliche Erhaltungsressource für das Ökosystem" ist in "Trends in Ecology & Evolution" erschienen.

iz/af

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