Herbstlich gefärbte Buchen im Nebel
Herbstliche gefärbte Buchen im Wald: In Thüringen und Sachsen-Anhalt verlieren sie ihr Laub oft zu früh, weil lange Dürreperioden die Bäume schwächen. Bildrechte: imago images/Dieter Mendzigall

Bäume verlieren ihr Laub zu früh Die "Buchen-Vitalitätsschwäche" trifft vor allem Mitteldeutschland

06. Oktober 2022, 15:00 Uhr

Dass trockene Sommer schädlich für Laub- und Nadelbäume sind, ist nicht mehr ganz neu. Auch der Hitzesommer 2022 scheint in dieser Hinsicht keine Ausnahme darzustellen: In diesem Jahr haben viele Buchen ihr Laub früher als nötig verfärbt und abgeworfen. Mitunter verloren die Bäume ihr Laub schon im August – eigentlich viel zu früh.

"Wir beobachten diese Schäden schon seit 2018, vornehmlich in Mitteldeutschland", erklärt Gitta Langer von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt in Göttingen. Es handele sich dabei um eine sogenannte Buchen-Vitalitätsschwäche, an der die Versuchsanstalt aktuell forsche. Betroffen seien unter anderem Südniedersachsen und Nordhessen sowie einige Regionen in Südhessen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Neben dem Laub verlieren die Bäume auch Äste in den Baumkronen und Rinde.

Buchen-Vitalitätsschwäche zieht Pilzerkrankungen nach sich

Durch diese Schwäche werde bei Buchen seit 2019 ein zunehmender Befall durch Käfer und Pilze wie dem Münzenförmigen Rindenkugelpilz festgestellt, wie unter anderem die Niedersächsischen Landesforsten mitteilten. Es seien junge sowie alte Bäume betroffen. Der Pilz verursache eine Moderfäule, die letztlich dazu führe, dass die betroffenen Buchen nicht mehr stand- und bruchsicher sind, sagt Langer.

Bedrohte Buchen

In Mitteleuropa gilt die Rotbuche als eine der wichtigsten Baumarten – 2022 wurde sie deshalb auch zum "Baum des Jahres" gekürt. Dass die Buche so wichtig ist, liegt vor allem daran, dass sie für viele Organismen einen einzigartigen Lebensraum bietet: Knapp 30 Käfer- und 70 Schmetterlingsarten bevorzugen den Baum als Lebensraum. Rotbuchen werden bis zu 45 Meter hoch und bis zu 350 Jahre alt. Sie gelten eigentlich als unkompliziert und pflegeleicht, weil sie sowohl an sonnigen, als auch an schattigen Standorten gut wächst. Nicht so gut verträgt die Buche dagegen extreme Temperaturen und lange Trockenperioden – deshalb ist der Klimawandel für sie ein Problem.

Herbstlicher Buchenwald im Abendlicht
"Indian Summer" im Buchenwald: Schön, wenn auch im Oktober noch ein bisschen herbstliches Laub am Baum ist. Bildrechte: imago images/blickwinkel

Konkrete Zahlen zum Ausmaß der Buchen-Vitalitätsschwäche in Deutschland gibt es noch nicht – aber es gibt Befunde aus der Schweiz. Dort beobachtet die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) ebenfalls seit einigen Jahren Buchen, die ihr Laub viel zu früh im Jahr verlieren. Und das war wiederum oft eine Art frühes Warnsignal: Von allen beobachteten Buchen, die im Jahr 2018 ihr Laub im Juli verfärbt und abgeworfen hatten, starben zehn Prozent innerhalb der nächsten drei Jahre ab. Von diesem Phänomen betroffen waren oft Buchen in niederschlagsarmen Regionen und auf trockenen Böden.

Wenn es langfristig trocken ist, wird es für die Buchen eng

Hatten die Bäume ihr Laub bereits frühzeitig verloren, macht es laut der WSL dennoch einen Unterschied, ob sie viel oder wenig Wasser erhielten. Die Bäume, die weiterhin mit Trockenheit zu kämpfen hatten, starben in den Folgejahren oft ab – während sich Buchen auf feuchteren Böden eher noch einmal erholten. Das Abwerfen des Laubes sei demzufolge nicht als Schutzmechanismus des Baumes zu deuten, um Trockenheit besser zu überstehen, sondern vielmehr als Zeichen der Schwäche eines Baumes, betont Projektkoordinatorin Esther Frei von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL).

Links/Studien

Eine aktuelle Pressemitteilung zum Thema von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) gibt es hier zum Nachlesen.

iz/dpa

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