Eine Junge schläft auf einer Schulbank.
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Schlafforschung Späterer Schulstart verbessert Schlaf und Konzentration von Teenagern

10. Januar 2023, 15:07 Uhr

Ob ein späterer Unterrichtsbeginn Schülern tatsächlich hilft, war lange wenig erforscht. Münchner Chronobiologen nutzten ein Pilotprojekt in der Nähe von Aachen für eine umfassende Studie – mit überraschenden Erkenntnissen: Sowohl der Schlaf als auch die schulische Leistungsfähigkeit verbesserten sich, wenn der Schulbeginn nach hinten verlegt wurde.

Viele erinnern sich noch mit Grausen an ihre Schulzeit, als sie im Dunkeln zur Schule aufbrechen mussten, um dann in der ersten Stunde im Dämmerzustand eine Klassenarbeit zu schreiben. Mittlerweile wird die Kritik am frühen Schulbeginn, der in Deutschland auch stärker verbreitet ist als in anderen Ländern, immer lauter. Doch wie sich ein späterer Unterrichtsbeginn auf die Schüler auswirkt, war lange kaum erforscht. Das haben Forscher von der LMU München vor zwei Jahren geändert.

Für die Studie, die im Fachmagazin Sleep veröffentlicht wurde, nutzten sie einen Feldversuch am Gymnasium Alsdorf, das sich stolz als das 1. Daltongymnasium Deutschlands bezeichnet. Beim sogenannten Daltonplan wird der Schulbeginn nicht einfach nur nach hinten verlegt, sondern in der Oberstufe ein flexibles Modell eingeführt, in dem sich die Schüler den Stoff teilweise selbständig aneignen und Tag für Tag selbst entscheiden können, ob sie schon zur ersten Stunde kommen oder erst zur zweiten. Für ihre Pilotarbeit erhielt die Schule in der 47.000-Einwohner-Stadt Alsdorf 2013 den Deutschen Schulpreis.

Neue Freiheit wurde nicht exzessiv ausgenutzt

Der dortige Schulleiter Wilfried Bock kontaktierte die Wissenschaftler um Eva Winnebeck und Till Roenneberg vom Institut für Medizinische Psychologie, die die Hälfte der Schüler mit Aktivitäts-Trackern ausstatteten und sie Schlafprotokokolle führen ließen, wie Dr. Winnebeck im Gespräch mit dem Deutschlandfunk berichtet. Und dabei kamen interessante Erkenntnisse heraus: "Fast alle Schüler haben vom späteren Unterrichtsbeginn profitiert", erklärt die Schlafforscherin. Und das unabhängig von Geschlecht oder Klassenstufe. Die Noten sind derweil noch in der Auswertung, die Forscher haben hier noch keine endgültigen Erkenntnisse. "Es wäre ja schon gut, mehr Schlaf und gleiche Noten zu haben", sagt Eva Winnebeck.

Dazu nutzten die Schüler ihre Wahlfreiheit auch nicht exzessiv aus, sondern ließen nur im Schnitt zweimal pro Woche die erste Unterrichtsstunde ausfallen. Die Jugendlichen gaben hinterher mehrheitlich an, besser zu schlafen und in der Schule konzentrierter arbeiten zu können. Durch andere Zeitmodelle am Gymnasium Alsdorf verlängert sich das Unterrichtsende nur unwesentlich und auch die Lehrer sind mit dem flexiblen Modell bisher zufrieden, wie Schulleiter Bock berichtete.

Schlafmangel kann zu Depressionen, Adipositas und Diabetes führen

Der Schlafmangel ist vor allem für Jugendliche ein großes Problem. "Langfristig kann er etwa zu Depressionen oder Stoffwechselerkrankungen wie Adipositas und Diabetes führen", erklärt die Chronobiologin Winnebeck. Dabei könnten die jungen Menschen auch nicht einfach früher einschlafen, weil bei ihnen die Tagesrhythmik nach hinten verschoben sei. Normalerweise würden sie später einschlafen und auch aufwachen als Erwachsene - so sie denn könnten:

Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 18 Jahren brauchen mindestens zwischen acht und zehn Stunden Schlaf täglich, bekommen weltweit im Schnitt aber nur sieben.

Dr. Eva Winnebeck, Schlafforscherin
Dr. Eva Winnebeck
Dr. Eva Winnebeck. Bildrechte: LMU/Philipp Thalhammer

Andere Schulen in Deutschland, wie das Gymnasium Marienthal in Hamburg oder die Leipziger Schule am Palmengarten, testen den späteren Unterrichtsbeginn. In den USA, wo man sich zwischenzeitlich am deutschen Zeitmodell orientierte, wird der Schulbeginn nun auch wieder verstärkt nach hinten verlegt.

Am Ende geht's beim Thema Schlaf wie so oft auch um Psychologie, wie Eva Winnebeck erklärt: "Es hilft uns schon, wenn wir vor dem Einschlafen wissen, dass wir nicht unbedingt zu einem bestimmten Zeitpunkt wieder aufstehen müssen."

cdi

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | SACHSENSPIEGEL | 10. Januar 2023 | 19:00 Uhr

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