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Weltraum Asteroid Bennu könnte die Erde treffen – und dann?
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07. Februar 2025, 16:54 Uhr
Gerade erst haben Forscher nachgewiesen, dass auf dem Asteroiden Bennu Bausteine des Lebens zu finden sind. Gleichzeitig kann der Einschlag des Asteroiden für die Erde dramatische Folgen haben. Forscher haben das Szenario durchgerechnet.
Die Wahrscheinlichkeit ist zwar gering. Aber wenn, dann müssten wir uns beim Asteroiden (101955) Bennu auf einen sehr langen und harten Winter vorbereiten. Dabei ist Bennu nicht einmal 500 Meter groß. Der Asteroid, der vor 66 Millionen Jahren den Chicxulub-Krater und das Aussterben der Dinosaurier verursachte, hatte einen Durchmesser von mindestens zehn Kilometern.
Tatsächlich könnte Bennu im Jahr 2182 mit der Erde kollidieren – die Einschlagwahrscheinlichkeit liegt bei 1:2.700. Zum Vergleich: Die Wahrscheinlichkeit, bei einem Verkehrsunfall zu verunglücken, liegt bei 1:15.000.
Die Folgen eines Einschlags durch Bennu
Doch was genau passiert, wenn der 60 Millionen Tonnen schwere Asteroid auf die Erde trifft? Ein Forschungsteam hat dafür neue Modellierungen durchgeführt. Nach einem Impakt würden Staub, Aerosole, Trümmer und Asche in die Atmosphäre gelangen. Im schlimmsten Fall wären es bis zu 400 Millionen Tonnen.
Der Ozongehalt könnte dadurch um 32 Prozent sinken. Etwa 90 Prozent des Ozons befindet sich in der Stratosphäre, oberhalb von zehn Kilometern Höhe. Dort schützt es die Erde vor der schädlichen Ultraviolettstrahlung der Sonne. Die Erde würde um 4 °C abkühlen und die Niederschlagsmenge würde um 15 Prozent abnehmen. Das würde zu einem globalen Winter führen.
Der resultierende Einschlagwinter würde durch anhaltenden Staub in der Atmosphäre verursacht. Das könnte die globale Fotosynthese stark beeinträchtigen. Die terrestrische Nettoprimärproduktion (NPP) könnte um bis zu 36 Prozent und die marine NPP um bis zu 25 Prozent einbrechen. Dabei ist sie ein wichtiges Element im Gleichgewicht des Kohlenstoffaustauschs zwischen Erde und Atmosphäre. Es beschreibt die jährliche Produktivität von Pflanzen – und diese produzieren lebenswichtigen Sauerstoff.
"In der Geschichte der Erde hat es schon oft Asteroideneinschläge gegeben. Unsere frühen menschlichen Vorfahren haben möglicherweise schon einige dieser Ereignisse erlebt, die den Planeten verändert haben und möglicherweise Auswirkungen auf die menschliche Evolution und sogar auf unser eigenes Erbgut hatten", erklärt der Mitautor Lan Dai (IBS-Zentrum für Klimaphysik in Korea).
Glück im Unglück?
Falls Bennu tatsächlich auf die Erdoberfläche einschlägt, könnte er je nach Einschlagregion besonders eisenreichen Staub produzieren. Das könnte in den darauffolgenden drei Jahren die Kieselalgenblühte im östlichen äquatorialen Pazifik und im Südlichen Ozean begünstigen. Anders als Blaualgen sind Kieselalgen für den Menschen ungefährlich – zudem sind sie ein wichtiger Produzent unserer Atemluft. Welche weiteren Auswirkungen Ruß- und Schwefelemissionen durch Waldbrände nach dem Einschlag haben, wurde von dem Forschungsduo nicht berücksichtigt.
Mit genug Vorwarnzeit kann die Menschheit reagieren
Entsprechend untersuchen Raumfahrtbehörden, wie man gefährliche erdnahe Asteroiden möglicherweise ablenken oder zerstören kann. Ein erster Versuch dazu war die Dart-Mission der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa.
Die Raumsonde ist auf dem Begleitasteroiden Dimorphos des Doppelasteroidensystems Didymos eingeschlagen und hat damit die Umlaufbahn von Dimorphos verändert. Welche Auswirkungen dieses Experiment hat, soll mit der Hera-Mission der europäischen Raumfahrtbehörde Esa untersucht werden. Diese soll aber erst im Dezember 2026 an dem Asteroidenpaar ankommen.
Falls ein gefährlicher Asteroid oder Komet jedoch zu spät entdeckt wird, wäre die Erde zum jetzigen Zeitpunkt hilflos ausgeliefert. Jedoch geht die astronomische Fachwelt nicht davon aus, dass die Erde innerhalb der mindestens nächsten 100 Jahre von einem gefährlichen Asteroiden getroffen wird.
Links/Studien
Die Studie wurde am 5. Februar 2025 in der Fachzeitschrift Science Advances veröffentlicht: Climatic and ecological responses to Bennu-type asteroid collisions.
pk
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | 30. Januar 2025 | 09:16 Uhr
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