Forschende in der Arktis.
Bildrechte: Esther Horvath/ Alfred-Wegener-Institut

TV-Dokumentation Weniger Algen, mehr Eis? Wie die ArcWatch-1-Expedition das Leben in der Arktis untersucht

29. Dezember 2023, 10:40 Uhr

Wie verändert sich das Leben in der Arktis im Klimawandel? Das hat ein knapp 100-köpfiges Team aus Forschern und Schiffsbesatzung im Rahmen der Expedition ArcWatch-1 diesen Sommer untersucht. Seit dem 30. September sind die Forschenden wieder zurück in Bremerhaven. Eine aktuelle ARD-Doku hat die Forschungen begleitet.

Der Sommer 2023 gilt als heißester Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, global gesehen. Im arktischen Ozean schien das aber zunächst nicht die befürchtete starke Eisschmelze auszulösen. Das Meereis schmolz im August und September nicht so weit ab, wie erwartet. Es war sogar dicker, als in den Jahren zuvor. Das konnten die Forschenden der ArcWatch-1 Expedition feststellen. Der großräumige Einsatz des Messgerätes EM-Bird vom Helikopter des Forschungsschiffes Polarstern sowie von parallelen Flugzeugkampagnen zeigte: Die Dicke des ebenen Meereises betrug auch Anfang September noch 1,2 Meter – mehr als im Sommer 2020 oder zum größten Meereisminimum 2012.

Forschende in der Arktis.
Kai Miehe (l) und Dwayne McOscar von dem Helikopter-Team fangen den EM-Bird nach Eisdicken-Messungen ein. Die Messungen werden von dem Hubschrauber aus durchgeführt, während der EM-Bird unter dem Helikopter geschleppt wird. Das AWI vermisst den Arktischen Ozean seit 30 Jahren, diese Zeitreihe ist die einzige flugzeug- und hubschraubergestützte Messreihe der Welt, die über einen so langen Zeitraum in der Arktis durchgeführt wurde. Bildrechte: Esther Horvath/ Alfred-Wegener-Institut

Meereisphysiker Dr. Thomas Krumpen erklärt die beobachtete Anomalie so: "Wo in den letzten Jahrzehnten die Schollen vorwiegend von den sibirischen Schelfen in das Eurasische Becken drifteten, kam das Eis dieses und auch letztes Jahr aus dem kanadischen Becken, ohne Kontakt zum flachen Schelf. Das ist ein ungewöhnlicher Verlauf der Transpolardrift." Die Ursache beruht vermutlich auf einem Phänomen von ungewöhnlich stabilen Tiefdruckgebieten, die den Sommer über das Eis auf dem sibirischen Schelf zusammen hielt und verknüpft war mit einer Zufuhr kalter Polarluft.

Anzahl der Eisalgen in der Arktis stark reduziert

Forschende in der Arktis.
Meeresbiologin Antje Boetius hat die Expedition geleitet. Bildrechte: Esther Horvath/ Alfred-Wegener-Institut

Das habe auch einen Einfluss auf das System der Meeresalgen in der Arktis gehabt, vermutet die Meeresbiologin und Expeditionsleiterin Antje Boetius, Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI). Man habe während der Expedition kaum Algen an der Unterseite des Eises gefunden: "Besonders Melosira arctica fehlte, die meterlange Ketten bilden kann und ein wichtiger Nährstofflieferant für das gesamte Ökosystem ist. Das Eis war dieses Jahr wie tot. Wegen der Abdunklung durch Schnee schwammen Algen aus dem Wasser auf und legten sich in einem Film unter das Eis, um noch etwas Licht abzubekommen." Berichtet die Forscherin.

Drei neue Seeberge kartiert

Die Forschungen der Expedition ArcWatch-1 schlossen auch Meeresbodenkartierungen von bisher unbekannten Seebergen ein, von denen sich einer als Biodiversitäts-Hotspot entpuppte. Insgesamt kartierte das Team auf dem Forschungsschiff Polarstern drei neue Seeberge. Außerdem kam eine Reihe neuer Hightech-Instrumente wie Roboter, autonome Sensor- und Probennahme-Module, sowie hochauflösende Untereiskameras zum Einsatz.

Dieses kurze Video zeigt, wie die Forschenden von der Expedition zurückkehren.

Weitere Momente aus dem Leben und Forschen während der ArcWatch-1-Expedition sind nun in der ARD zu sehen. Filmemacher haben die Expedition begleitet, die entstandene Dokumentation ARCWATCH – HOFFNUNG IM EIS (AT) wird am 29. Dezember 2023 um 21:45 Uhr im Ersten ausgestrahlt. Und natürlich ist die Doku auch in der ARD Mediathek zu sehen.

iz

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