Jurassic World Könnte man Dinosaurier wirklich zum Leben erwecken?
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09. Juni 2022, 17:13 Uhr
Im Kinofilm "Jurassic World: Ein neues Zeitalter" sind Dinosaurier quicklebendig. Ist das auch in der realen Welt möglich? Immerhin wurde ja schon Dino-DNA gefunden. Könnte man da nicht was mit CRISPR machen?
Seit fast 30 Jahren sieht man lebensecht animinierte Dinosaurier auf Leinwänden und Bildschirmen. Was mit "Jurassic Park" begann, findet nun sein vorläufiges Ende mit dem sechsten Film der Reihe, "Jurassic World: Ein neues Zeitalter".
Die Mücke und das Dino-Blut
Seit 1993 weiß man, wie es laut Film-Story möglich war, Saurier zum Leben zu erwecken: Man fand eine Mücke, die sich von Dino-Blut ernährt hatte und kurz darauf in Bernstein eingeschlossen wurde. Aus dem so konservierten Dino-Blut wurde mit "modernsten Methoden" die DNA extrahiert und aus ihr ein neues (altes) Wesen geschaffen.
Was an dieser "wissenschaftlichen" Herleitung dran ist, erklärt Dr. Verena Laupert, Bio-Informatikerin vom Max-Planck-Institut für molekulare Genetik in der neuen Folge von "Science vs. Fiction" auf Youtube. Schon das Material Bernstein sei zum Konservieren weniger gut geeignet, sagt sie, "weil Bernstein ziemlich viel Wasser hält, und Wasser begünstigt den Zerfall von DNA". Besser geeignet seien Permafrost, Verkalkungen und "alles, was mumifiziert ist".
521 Jahre Halbwertzeit
Aber selbst unter den besten Konservierungsbedingungen hat DNA ein Problem: Sie zerfällt nach dem Tod "ihres" Lebewesens stetig. Nach neuesten Forschungsergebnissen, sagt Verena Laupert, habe DNA eine Halbwertzeit von 521 Jahren. Das heißt, 521 Jahre nach dem Tod ist noch die Hälfte der DNA da, nach weiteren 521 Jahren die Hälfte von der Hälfte, also insgesamt nur noch ein Viertel, nach nochmal 521 Jahren nur noch ein Achtel und so weiter. Da lässt sich erahnen, wie viel DNA 65 Millionen Jahre nach dem Aussterben der Saurier noch auffindbar sein dürfte: So gut wie keine.
Umso erstaunlicher war es, als Forscher im Jahr 2020 dann doch verkündeten, Dino-DNA gefunden zu haben. Genauer gesagt, fanden sie in verkalktem Knorpelgewebe Zellen mit zum Teil intakten Zellkernen. Und in einem dieser Kerne steckte noch ein Stück Dino-DNA.
Die erste Voraussetzung für die Wiederauferstehung der Dinosaurier ist damit doch eigentlich erfüllt: Es gibt DNA von ihnen.
Zur Hälfte sind wir Banane
Ein paar Fragmente DNA zu haben, genügt aber leider nicht. Verena Laupert vergleicht das mit einem unvollständigen Puzzle-Spiel: "Wir wissen gar nicht, wie das ursprüngliche Puzzle aussieht. Wir wissen gar nicht, wie viele Teile in dem Puzzle sind." Und auch, wie viele Teile zwischen zwei vorhanden Puzzle-Teilen fehlen, wisse man nicht: drei oder dreihundert, alles ist möglich.
Nun könne man zwar theoretisch, so Verena Laupert, die fehlenden Puzzleteile mit solchen von noch lebenden nahen Verwandten auffüllen, aber was bedeute schon "nah"? Das Erbgut des Menschen und einer Banane gleichen sich zu 50 Prozent, von naher Verwandtschaft dürften da trotzdem die wenigsten sprechen. Und selbst zwischen Mensch und Schimpanse oder Bonobo, wo fast 99 Prozent Übereinstimmung herrschen, gibt es doch erhebliche Unterschiede.
Einen Dino, wie er mal gelebt hat, werden wir 1:1 nicht herstellen können.
Wie groß wären da wohl erst die Unterschiede zwischen Dinosaurieren und ihren heute noch existierenden nächsten Verwandten, den Reptilien und Vögeln? Verena Laupert kommt deshalb zu dem Schluss: "Was auf jeden Fall klar ist: einen Dino, wie er mal gelebt hat, werden wir 1:1 nicht herstellen können."
Ausgestorben ist nicht gleich ausgestorben
Was für Dinos gilt, muss aber nicht für jede ausgestorbene Spezies gelten. Denn da kommt die Halbwertzeit der DNA wieder ins Spiel. 65 Millionen Jahre kann sie nicht gut genug überdauern. Aber 4.000 Jahre schon. Und so lange sind ja erst die Mammuts ausgestorben.
Ein Traum des US-Genetik-Pioniers George Church ist es deshalb, die Mammuts wieder auferstehen zu lassen – oder zumindest eine hybride neue Tierart zu erschaffen, die man vielleicht Mammufant nennen und die in der Arktis oder auf den Permafrostböden Sibiriens leben könnte. Die Grundlagen dafür wurden im Labor schon geschaffen. 60 spezifische Mammut-Genabschnitte wurden bereits identifiziert. 14 von ihnen, die zum Beispiel Kältetoleranz verleihen, sollen dann mit der CRSPR-Cas-Methode in den Embryo eines Asiatischen Elefanten eingefügt werden, dessen Erbgut zu 99,6 Prozent dem des Wollhaarmammuts entspricht.
Einen Geldgeber hat Church mittlerweile gefunden und mit ihm ein Start-up-Unternehmen gegründet. Ihm ist es ernst. "Viele ökologische Studien haben gezeigt, wie wichtig die Artenvielfalt für unsere Ökosysteme ist", argumentiert Church. "Wir brauchen so viel Vielfalt wie möglich. Und deshalb sollten wir lernen, alte Arten zurückzuholen oder neue zu erschaffen."
Dinosaurier, um auf sie zurückzukommen, sind damit aber ausdrücklich nicht gemeint. Die gibt es heute und in Zukunft nur im Film.
(rr)
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