
Wissen-News Dem Ursprung des legendären Steppenvolks Jamnaja auf der Spur
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06. Februar 2025, 16:14 Uhr
Die Jamnaja gelten als die ersten Menschen, die auf Pferden geritten sind. Sie breiteten sich über tausende Kilometer vom Ural bis ins heutige Ungarn aus, haben die indoeuropäische Sprache geprägt und wohl nach Mitteleuropa gebracht. Doch wann und wo ihre Kultur entstand, ist bis heute nicht genau bekannt. Um die Frage zu klären, haben sich Wissenschaftler aus 19 Ländern zusammengeschlossen und sich das Erbgut von kupferzeitlichen Leichen angeschaut.
Das Forschenden-Team, an dem auch Harald Ringbauer vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie aus Leipzig beteiligt war, analysierte die DNA von insgesamt 435 Individuen aus der pontisch-kaspischen Steppe zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer und umliegenden Gebieten von Anatolien bis in die Karpaten. Diese Daten wurden dann in Verbindung mit geografischen, archäologischen und zeitlichen Informationen verwendet, um die Geschichte der Jamnaja-Bevölkerung zu modellieren.
Einfluss sowohl in Europa, als auch in Anatolien
Dabei unterschieden die Wissenschaftler zwischen drei Gruppen, sogenannten Klinen, für die Vorfahren des Steppenvolks: die Kaukasus-Niederwolga-, die Wolga- und die Dnipro-Kline. Diese vermischten sich alle mit den Europäern, für 80 Prozent des Erbguts der Jamnaja sei allerdings der Kaukasus-Niederwolga-Stamm verantwortlich, der auch genetische Spuren in Anatolien hinterließ.
Die Autoren vermuten, dass die Nomaden, die Vorfahren sowohl für anatolische als auch für indoeuropäische Völker waren, irgendwann zwischen 4400 v. Chr. und 4000 v. Chr. von den Völkern des Kaukasus und der unteren Wolga abstammten. Jamnaja haben den europäischen Genpool geprägt, vermutlich auch unsere Sprache, brachten domestizierte Pferde mit, die Schnurkeramik. Möglicherweise hatten sie entscheidenden Einfluss auf den Beginn der Bronzezeit in Mitteleuropa.
Fehlendes Bindesglied in der Verbreitung des Indogermanischen
Robert Pinhasi, der Erstautor der Studie fasst zusammen: "Die Entdeckung der Kaukasus-Niederwolga-Kline als das 'Missing Link' in der indoeuropäischen Geschichte markiert einen Wendepunkt in der 200 Jahre alten Suche nach den Ursprüngen der Indoeuropäer und den Wegen, auf denen sich diese Menschen über Europa und Teile Asiens ausbreiteten."
In einer zweiten Studie untersuchten die Wissenschaftler weitere 81 Leichen, bezogen deren DNA-Sequenzierung mit in die Analysen der ersten Studie ein und kamen zu dem Schluss, dass sich die Vorfahren der Jamnaja wohl in zwei Wellen ausbreiteten. Den Ursprung der Kultur vermuten die Autoren in Mychajliwka in der heutigen Oblast Saporischschja in der Zentralukraine zwischen den Jahren 3635 und 3383 vor der Zeitenwende.
Links zu den Studien
Die Untersuchungen "The genetic origin of the Indo-Europeans" und "A genomic history of the North Pontic Region from the Neolithic to the Bronze Age" sind in "Nature" erschienen.
pm/jar
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Aktuell | 13. Dezember 2024 | 19:30 Uhr
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