Vor 35.000 Jahren Höhle in Galiläa war ritueller Versammlungsort
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12. Dezember 2024, 10:14 Uhr
Anhand von Funden aus der Manot-Höhle in Galiläa (Israel) konnte nachgewiesen werden, dass es dort schon von 35.000 Jahren rituelle Versammlungen gab – der früheste derartige Nachweis in Südwestasien. Die Höhle diente Neandertalern und dem Homo Sapiens über viele Jahrtausende als Lebensraum, bis ihre Zugänge verschüttet wurden.
Die Manot-Höhle in Westgaliläa wurde Jahrtausende lang sowohl von Neandertalern als auch von Menschen (homo sapiens) zu verschiedenen Zeiten als Lebensraum genutzt. Die Höhle ist 80 Meter lang und zehn bis 25 Meter breit. Die beiden ursprünglichen Eingänge wurden vor rund 15.000 Jahren durch herabfallendes Gestein verschüttet. Dadurch blieb das Innere der Höhle von menschlichen Einflüssen unberührt – bis zur zufälligen Wiederentdeckung bei Bauarbeiten 2008. Im Jahr 2015 wurden bei einem dort gefundenen 55.000 Jahre alten Schädel physische Beweise für die Kreuzung von Neandertaler und Homo sapiens gefunden, wobei die Merkmale beider Arten in dem Schädelfragment deutlich sichtbar waren.
Nun lieferten die Funde aus der Höhle aber noch weitere Erkenntnisse. Im tiefsten, dunkelsten Teil der Höhle wurde ein großer Raum als Versammlungsort identifiziert, möglicherweise für Rituale, die den sozialen Zusammenhalt förderten. Die Höhle hat dort eine natürliche Akustik, die für große Versammlungen günstig ist. Und Spuren von Holzasche auf nahe gelegenen Stalagmiten deuten darauf hin, dass prähistorische Menschen Fackeln trugen, um den Raum zu beleuchten.
Als "Wahrzeichen" des Versammlungsortes wurde ein mit Gravuren verzierter Felsblock ausgemacht, der in einer Nische der Höhle platziert war und in dessen Oberfläche ein Schildkrötenpanzer-Muster eingeritzt ist. Diese "steinerne Schildkröte" ist damit genau so alt wie einige der ältesten Höhlenmalereien in Frankreich. "Sie könnte ein Totem oder eine spirituelle Figur darstellen", sagte Omry Barzilai, Leiter der israelischen Altertumsbehörde, der das Team leitete. Die besondere Lage des Steins, weit weg von den täglichen Aktivitäten in der Nähe des Höhleneingangs, lasse vermuten, dass es sich um ein Objekt der Verehrung handelt.
In der Zusammenfassung der Studie schreiben die Autoren, dass die gewonnenen Erkenntnisse darauf hindeuten, dass die Bewohner der Manot-Höhle aus dem Jungpaläolithikum gemeinschaftliche Aktivitäten ausübten, die sich um ein symbolisches Objekt drehten, das sich im tiefen, dunklen Teil der Höhle befand. Der gravierte Felsbrocken von Manot sei ein Zeugnis für die Lebendigkeit des paläolithischen Lebens und ein Beispiel für die komplizierten Mechanismen, die frühe menschliche Gesellschaften entwickelt haben, um den sozialen Zusammenhalt aufrechtzuerhalten und soziale Netzwerke zu erweitern.
Links / Studien
Die Studie "Early human collective practices and symbolism in the Early Upper Paleolithic of Southwest Asia" ist im Fachjournal "Proceedings of the National Academy of Sciences" erschienen.
rr
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 25. November 2024 | 21:31 Uhr
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