Ein gesunkenes Schiff unter Wasser. Man sieht die Reling, das Steuerrad und das hintere Wellendeck des Wracks der Endurance.
Die Reling des Endurance-Wracks mit dem Steuerrad und hinterem Wellendeck. Bildrechte: IMAGO / ZUMA Wire

Nach über 100 Jahren Endurance-Schiffswrack von Antarktis-Forscher Shackleton entdeckt

12. März 2022, 12:00 Uhr

1915 sank das Expeditionsschiff Endurance des Polarforschers Ernest Shackleton vor der Antarktis. Während die Crew nach einer neunmonatigen Odyssee wie durch ein Wunder gerettet wurde, blieb die Endurance über mehr als 100 Jahre verschollen. Nun wurde ihr Wrack im 3.000 Meter tiefen Weddelmeer gefunden.

"Das ist mit Abstand das feinste Schiffswrack, das ich je gesehen habe. Es steht aufrecht, sehr stolz auf dem Meeresboden und ist intakt und in brillantem Zustand." Was Mensun Bound, Forschungsdirektor einer vom britischen Falklands Maritime Heritage Trust angeführten Expedition voller Ehrfurcht beschreibt, ist das Wrack des Expeditionsschiffs Endurance des britischen Polarforschers Ernest Shackelton (1874-1922).

Vom Packeis zerdrückt

Eingefrorene Endurance im Weddelmeer 1915
Die eingefrorene Endurance im Weddelmeer, 1915. Bildrechte: imago images/United Archives International

Shackletons Expedition sollte vor mehr als 100 Jahren als erste die Antarktis durchqueren. Doch ihr Expeditionsschiff Endurance, ein mit einem Dampfmaschinen-Antrieb verstärkter Dreimastsegler aus besonders massivem Tropenholz, wurde im Januar 1915 kurz vor der antarktischen Küste im Packeis des Weddelmeeres eingeschlossen. Gut 1.000 Kilometer wurde die Endurance mit dem Drifteis nach Westen getrieben, bevor sie vom Eis zerdrückt wurde und am 21. November 1915 im Weddelmeer sank.

Odyssee im Südlichen Ozean

Ernest Shackleton und Fotograf Frank Hurley im Ocean Camp
Shackleton (rechts) und Expeditionsfotograf Frank Hurley im "Ocean Camp" auf einer Eisscholle. Bildrechte: IMAGO / United Archives International

Für Shackleton und seine Crew begann damit eine fast neunmonatige Odyssee. Die Reise führte die Männer zu Fuß über das Packeis, auf einer treibenden Eisscholle durch das Weddelmeer und schließlich auf drei Rettungsbooten nach Elephant Island. Auf der abgelegenen Insel ließ Shackleton im April 1916 den Großteil seiner Crew zurück. Er und fünf weitere Kameraden segelten noch 1.300 Kilometer bis Südgeorgien, überstiegen den Tausend Meter hohen vereisten Hauptkamm der Insel und erreichten am 19. Mai die norwegische Walfangstation Husvik. Mit Hilfe der Walfänger und eines chilenischen Wachbootes gelang es Shackleton schließlich am 30. August 1916, auch die auf Elephant Island zurückgelassenen Crew-Mitglieder zu retten.

Endurance über 100 Jahre verschollen

Der Weg der Endurance und ihrer Rettungsboote im Südlichen Ozean
Der Weg der Endurance und ihrer Rettungsboote im Weddelmeer und im Südlichen Ozean. Bildrechte: IMAGO / United Archives

Während Shackletons Endurance-Expedition wegen des an ein Wunder grenzenden Überlebens aller Crew-Mitglieder besondere Berühmtheit erlangte, blieb der Verbleib des Expeditionsschiffes über mehr als 100 Jahre ungeklärt. Expeditionsleiter Shackleton selbst hatte die Koordinaten, auf denen die Endurance sank, nicht aufgezeichnet. Jedoch der einstige Kapitän des britischen Dreimastseglers, Frank Worsley, hatte die letzte Position der Endurance mit 68 Grad, 39 Minuten, 30 Sekunden Süd und 52 Grad, 26 Minuten, 30 Sekunden West angegeben.

Fund in mehr als 3.000 Metern Tiefe

Forschungsschiff SA Agulhas II auf der Suche nach der Endurannce im Weddelmeer
Das Forschungsschiff SA Agulhas II auf der Suche nach der Endurance. Bildrechte: IMAGO / ZUMA Press

Etwa vier Seemeilen (7,7 Kilometer) südlich dieses Punktes fand die britisch geführte Endurance 22-Expedition das Schiffswrack nun am 5. März 2022 mithilfe eines Tauchrobotors in 3.008 Metern Tiefe. Zum Team des Expeditionsschiffes S.A. Agulhas II gehörten auch Wissenschaftler des deutschen Alfred-Wegener-Instituts. Eine von ihnen war die Meeresphysikerin Stefanie Arndt. Sie hat an Modellierungen mitgearbeitet, um die richtige Position des Forschungsschiffs zu berechnen. "Dies war deswegen relevant, da der Suchbereich quasi ganzjährig mit Meereis bedeckt ist", teilte die Forscherin mit. Um den Ozeanboden so effizient wie möglich abscannen zu können, seien zuvor Satellitenbilder und Drittvorhersagen analysiert worden.

Endurance bleibt wo sie ist

Endurance Schriftzug auf Schiffswrack
Auch der Schriftzug der Endurance ist noch in tadellosem Zustand. Bildrechte: IMAGO / ZUMA Wire

Anders als für die einstige Crew der Endurance gibt es für Shackletons Expeditionsschiff jedoch keine Rettung aus seiner misslichen Lage. Eine Hebung des Schiffes oder die Bergung von Gegenständen kommt nicht in Frage. Das Wrack ist nach den Regeln des Antarktis-Vertrags als Historische Stätte geschützt und darf nicht angetastet werden. Die Forscher wollen ihren spektakulären Fund aber mit Foto- und Videoaufnahmen dokumentieren, ohne das Wrack zu beschädigen. Der Leiter der erfolgreichen Endurance 22-Expedition, John Shears, ist sich aber bereits jetzt sicher: "Mit der Entdeckung der Endurance haben wir Polargeschichte geschrieben." Ähnlich wie Ernest Shackelton und seine Crew vor mehr als 100 Jahren.

(dn)

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