Forschung Schmelzender Eisriese A-68A auf Insel-Kurs – drei Teile haben sich abgespalten
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28. Dezember 2020, 16:50 Uhr
2017 war ein gewaltiger Brocken vom Larsen-C-Schelfeis der Antarktis abgebrochen. 2019 nahm er Fahrt auf im Meer und war im Dezember auf Kollisionskurs mit Südgeorgien. Jetzt sind vom Eisberg weitere Stücke abgebrochen.
Update 28.12.2020:
Der riesige Eisberg A-68A, von dem sich inzwischen drei Teile abgespalten haben, wird täglich 2,5 Zentimeter dünner. Am 21. Dezember hatten sich zwei kleinere Eisberge vom Hauptberg abgespalten und waren ins offene Meer getrieben. Zudem zeigen Aufnahmen der europäischen Weltraumbehörde ESA, dass ein weiteres Stück von 18 km Länge und etwa 140 Quadratkilometern Fläche abgebrochen ist. Was bedeutet das für das Tierparadies Südgeorgien? Der Eisberg, der auf Kollisionskurs mit der Insel ist, ist nun also bedeutend kleiner. Wichtig ist dabei die Tiefe seines Eisbergkiels. An seiner "dicksten" Stelle ist A-68a immerhin 206 Meter tief – also so tief, wie die Gewässer rund um die Insel. Sehr nah ans Ufer käme er also nicht. Anders sieht es aus Sicht der ESA bei den abgebrochenen Teilen aus: Ihre Kiele sind flacher und könnten so mit ihrer Eismasse dem Eiland dichter auf den Pelz rücken und die empfindlichen Unterwasserwelt ringsum (zer)stören. Unklar ist auch, wie es sich auf Flora und Fauna auswirken würde, sollte eines der Eisberg-Stücke in den flachen Gewässern "stranden".
Seit er 2017 vom Larsen-C-Eisschelf abgebrochen und schließlich ins offene Meer gedriftet war, hat A-68A seine Größe halbiert – von 5.664 Quadratkilometern auf inzwischen 2.606. Der Titel "größter Eisberg der Welt" geht damit eisberg aktuell an Eisberg A-23a, der mit fast 4.000 Quadratmetern Fläche im Wedellmeer festsitzt.
Tierparadies Südgeorgien
Südgeorgien - das klingt erst mal warm und tropisch. Ist es aber nicht, im Gegenteil. Südgeorgien ist eine winzige, subantarktische Insel, auf die man trifft, wenn man vom südlichsten Zipfel Chiles gut 2.100 Kilometer lang hart gen Osten durch den Atlantischen Ozean fährt. Die zerklüftete Insel ist meist nahezu menschenleer bis auf vereinzelte Forscher, dafür aber tierisch belebt: ein Paradies für Königs-Pinguine, See-Elefanten und arktische Seebären sowie etliche Robbenarten. Der Walfang des 20. Jahrhunderts ist lange Geschichte, nur verlassene Gebäude sind noch Zeugen dieser kurzen Episode.
Doch jetzt droht Gefahr: Der größere Teil des gewaltigen Eisbergs A-68a, der 2017 vom Larson-C-Eisschelf abgebrochen war und vor sich hin dümpelte, bis er 2019 ins offene Meer trieb, ist derzeit auf Kollisonskurs mit dem Tierparadies Südgeorgien, wie Aufnahmen der Europäischen Weltraumorganisation ESA zeigen:
Aufnahmen von Anfang Dezember zeigen den Eisberg 120 Kilometer südlich von Südgeorgien. Bleibt er auf diesem Kurs, könnte er noch in diesem Monat die Küste der Insel erreichen. Das sind nicht nur fatale Aussichten für Pinguine und Robben sowie deren Nachwuchs, wenn der gewaltige Eisblock vor der Insel strandet und ihnen den Zugang zum Meer und damit zu Nahrung versperrt.
Fatale Folgen für Unterwasserwelt
Aber nicht nur für sie: Auch Flora und Fauna unter Wasser und an der Küste sind durch den eisigen Koloss gefährdet, der, wenn ihn die Strömung an die Insel treibt, alles unter sich zerquetscht. Selbst wenn er in mehrere Teile zerbräche, sind die Folgen unklar. Der britische Forscher Andrew Fleming, der die Eisbergroute via Satellit seit Jahren verfolgt, sagt in der BBC: "Wenn der Eisberg sich in tausende kleinere Eisberge aufsplittet, könnte das der Schiffsverkehr zu spüren bekommen." Die Bilder der Satelliten zeigen ihm zufolge deutliche Risse.
Was wirklich passiert, sollen Unterwasserroboter dokumentieren
Ein britisches Expeditionsschiff, die RRS James Cook, soll Mitte Januar von den Falklandinseln aus in die Region fahren. Die Forscher wollen spezielle Unterwasserroboter aussetzen, die dann vier Monate lang selbsständig Daten sammeln von den gegenüberliegenden Seiten des Eisbergs, über Unterwassertemperatur, Salz- und Chlorophylgehalt. Gesteuert werden die Unterwassergleiter via Satellit.
(lfw)
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