Der Bildersteller von Bing sollte hier einen Handschlag zwischen Mensch und Roboter abbilden. So richtig menschlich sieht aber keine der Hände aus. Naja.
Der neue Bildersteller von Bing sollte hier einen Handschlag zwischen Mensch und Roboter abbilden. So richtig menschlich sieht aber keine der Hände aus. Naja. Auch bei der KI ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Bildrechte: Bing Image Creator

Künstliche Intelligenz Willkommen im Zeitalter der KI: Was ChatGPT, Bard & Co. für unsere Jobs bedeuten und warum es am Ende immer einen Menschen braucht

28. März 2023, 09:36 Uhr

Wir befinden uns in einer riesigen Umwälzung, stehen aber sicher erst am Anfang. Jeden Tag gibt es neue Nachrichten, was künstliche Intelligenz schon wieder alles kann. Wo führt das hin? Sind wir dem gewachsen?

Wer sich für KI interessiert und sie gern ausprobiert, hat in diesen Tagen viel zu tun. Ein paar Beispiele, alle aus den vergangenen zwei Wochen:
ChatGPT ist noch schlauer (GPT-Version 4 statt 3.5) und von Microsoft in die Suchmaschine Bing und den Browser Edge integriert worden. Wenig später kam der auf DALL-E aufbauende Bildersteller (engl. Image Creator) hinzu. Alle Bilder in diesem Artikel stammen von ihm. Mittels kurzer Textvorgaben kann man ihn in wenigen Sekunden Bilder generieren lassen, gern auch im Stil von Rembrandt oder van Gogh. Derzeit müssen die Texteingaben noch auf Englisch gemacht werden, aber das dürfte ja kein Problem sein, zum Übersetzen kann man schließlich Programme wie DeepL nutzen, das natürlich KI-Unterstützung hat.

Auftrag an den Bildersteller von Bing war, einen Menschen darzustellen, der ängstlich nach oben zu den Schriftzeichen "KI" blickt. Aber "KI" kann die KI in Bildern noch nicht immer gut abbilden. Seltsam.
Auftrag an den Bildersteller von Bing war, einen Menschen darzustellen, der ängstlich nach oben zu den Schriftzeichen "KI" blickt. Aber "KI" kann die KI in Bildern noch nicht immer gut abbilden. Seltsam. Bildrechte: Bing Image Creator

ChatGPT selbst wird Plugins erhalten, wie letzten Donnerstag verkündet wurde. Derzeit nur mit Warteliste und möglicherweie nur für zahlende Nutzer, aber die Möglichkeiten, die daraus entstehen, sind schier unermesslich. Der Bot kann dann das Netz durchsuchen und das Gefundene in seine Antworten einbinden und wird dadurch ganz aktuell. Er kann Hintergründe von Bildern entfernen, Videos kürzen, gezielt abgefragte Diagramme aus CSV-Dateien erstellen, mit Reiseanbietern und Kalorienrechnern interagieren und und und ...

Google will nach jahrelanger Forschung auf keinen Fall den Anschluss verpassen, was die Markteinführung solcher Produkte angeht und hat seinen Chatbot Bard freigegeben, vorerst jedoch nur für eine bestimmte Anzahl von Test-Benutzern im Vereinigten Königreich und den USA.

Und Hardware-Hersteller-Riese Nvidia hat "AI Foundations" angekündigt. Dort wird demnächst die KI nicht nur Texte und Bilder, sondern auch Videos und 3D-Modelle erstellen können. Man arbeitet dabei mit großen Anbietern wie Getty Images, Shutterstock und Adobe zusammen, was dazu führt, dass die KI aus Millionen "erlaubten" Bildern und Videos lernen kann und Copyright-Probleme umgangen werden.
Außerdem wird man bald als KI-Produktentwickler keine eigene große Rechenleistung mehr brauchen, wenn man die KI mit eigenen Sprachmodellen füttern will. Man kann das bei Nvidia in der Cloud tun, was dazu führen wird, dass schon bald immer mehr KI-Produkte den Markt fluten werden.

Schon jetzt kann die KI rechnen, schreiben, programmieren, malen und sogar mittels einfacher Textvorgaben komponieren. Ein Ende der Fahnenstange scheint nicht in Sicht. Ist das gut oder schlecht? Oder vielleicht ist das die falsche Frage, denn ein Leben mit der KI wird unausweichlich sein. Die Frage ist dann nur noch, wie man das Beste daraus macht.

Klaut uns die KI den Arbeitsplatz?

Dieses Bild zeigt nach "Meinung" des Bing-Bilderstellers Menschen vor der Agentur für Arbeit, weil die KI ihnen die Arbeitsplätze weggenommen hat. Über die Qualität des Bildes kann man streiten. Aber das Thema könnte schon bald aktuell sein.
Menschen vor der Agentur für Arbeit, weil die KI ihnen die Arbeitsplätze weggenommen hat. Ist so eine Angst für die nähere Zukunft berechtigt? Bildrechte: Bing Image Creator

Die Angst vor Job-Verlust dürfte in manchen Branchen berechtigt sein. Wenn man ChatGPT befragt, in welchen heutigen Berufsgruppen schon bald die KI das Zepter schwingen wird, weil sie es besser, schneller, billiger oder alles zusammen kann, dann deckt sich die Antwort des Chat-Bots mit der Einschätzung vieler Experten. Kassiererinnen und Kassierer wird es irgendwann kaum noch oder gar nicht mehr geben. Auch menschliche Datenanalysten, Buchhalter und Übersetzer werden dann immer seltener gebraucht. Dazu kommen Bereiche in der Rechtswissenschaft, im Versicherungswesen und in der Medizin. Und noch vieles mehr.

Das sei die Kehrseite der Medaille, sagt Prof. Dr. Hinrich Schütze, der an der Ludwig-Maximilians-Universität München an Sprachmodellen forscht. Es werde Arbeitslosigkeit und Umschulungen geben, weil manche Jobs einfach nicht mehr gebraucht werden.

Wie stark die KI den Arbeitsmarkt verändern kann, deutet auch eine frische Studie aus den USA an (hier als PDF). Sie sagt voraus, dass sich GPT-Sprachmodelle bei 80 Prozent der Beschäftigten auf mindestens zehn Prozent der Arbeitsaufgaben auswirken werden. Und bei 19 Prozent der Beschäftigten werden die Sprachmodelle sogar einen Einfluss von mindestens 50 Prozent haben. Besonders betroffen seien technische Berufe wie Entwickler, Blockchain-Ingenieure, datenintensive Berufe wie Mathematiker, Buchhalter, Steuerberater, Finanzanalysten sowie Kommunikationsberufe wie Autoren, PR-Spezialisten, Übersetzer und Dichter. "Einfluss haben" und "betroffen sein" bedeuten in dieser Studie aber nicht automatisch etwas Negatives. Es kann auch positiver Einfluss sein, den die KI hat, indem man sich bei der Arbeit von ihr helfen lässt.

Fest steht, sie ist da und sie wird die Welt verändern. Professor Schütze spricht von einer Revolution, die wir da gerade erleben, ähnlich wie bei der Einführung des Internets und des Smartphones. In einem vom Science Media Center (SMC) ausgerichteten Pressegespräch sagte er: "Wie wir schreiben und programmieren, wird sich ändern. Es wird fundamentale Veränderungen geben, was wir lernen und lernen wollen. Auch Unterricht wird sich ändern."

KI in der Schule

Die KI wird in der Schule keine Lehrer ersetzen können. Aber sie könnte die Arbeit für Lehrer und Schüler erleichtern oder verbessern.
Die KI wird in der Schule keine Lehrer ersetzen können. Aber sie könnte die Arbeit für Lehrer und Schüler erleichtern oder verbessern. Bildrechte: Bing Image Creator

KI in der Schule, das bedeutete in den vergangenen Wochen vor allem Angst, dass Schülerinnen und Schüler ihre Hausaufgaben nicht mehr selbst erledigen oder ganze Hausarbeiten von ChatGPT schreiben lassen. Und das schlägt ja in die gleiche Kerbe wie Professor Schützes Zitat, dass sich Lernen, Aufgaben und Unterricht generell ändern werden. Weil sie es müssen.

Wirtschaftsinformatikerin Prof. Dr. Doris Weßels von der Fachhochschule Kiel sieht das genau so. Vor allem seien jetzt "gute Ideen gefragt, wie wir diese Technologie in den Unterricht integrieren", sagte sie im Gespräch mit MDR KULTUR. Man könne sich in der Schule von der KI erste Entwürfe schreiben oder lange Texte zusammenfassen lassen. Große Möglichkeiten liegen auch in der Multimodalität, so Weßels, also der Fähigkeit der KI, nicht nur Texte, sondern auch Bilder zu erstellen. "Allein diese Verbindung von Text mit Bildern ist ja etwas, was wir früher in der Form nicht hatten, dass wir mit einem Klick ein Wunschbild zu einem Text generieren lassen können, das kann man sich dann wie so kleine Lernfibeln vorstellen, die sich dann jeder und jede individuell erstellen kann", so Weßels.

Kultur

Wirtschaftsinformatikerin Doris Weßels 7 min
Bildrechte: Andreas Diekötter

Annehmbare Vorschläge für zukünftige KI-Integration in den Schulalltag gibt übrigens auch ChatGPT selbst. Auf die Frage, wie KI in die Schule eingebunden werden sollte, um den größten Nutzen zu erzeugen, empfiehlt der Chatbot:

1. Personalisierte Lernprogramme: KI-basierte Lernprogramme können das Lernen individualisieren und auf den Bedarf und das Niveau jedes Schülers anpassen. Durch die Analyse von Schülerdaten und -leistungen können KI-Systeme automatisch empfehlen, welche Themen und Fächer ein Schüler üben und vertiefen sollte.
2. Intelligente Lernassistenten: KI-basierte Assistenten können Schülern helfen, Fragen zu beantworten, Probleme zu lösen und Lerninhalte zu verstehen. Sie können auch Feedback geben und motivierende Nachrichten senden, um Schüler zu ermutigen, weiterzumachen.
3. Automatisierte Bewertung: KI-Systeme können automatisch Tests und Prüfungen bewerten und Feedback geben. Dies spart Lehrern Zeit und ermöglicht ihnen, sich mehr auf die Unterrichtsgestaltung und die persönliche Betreuung der Schüler zu konzentrieren.
4. Unterstützung bei der Planung des Unterrichts: Lehrer können KI-basierte Systeme verwenden, um den Unterricht zu planen und den Fortschritt der Schüler zu überwachen. Sie können auch auf Daten zugreifen, die anzeigen, welche Konzepte oder Themen Schüler möglicherweise nicht verstehen, um ihren Unterricht entsprechend anzupassen.
5. Virtuelle Realität: KI-basierte Systeme können auch in der virtuellen Realität eingesetzt werden, um Schülern eine immersive und interaktive Lernerfahrung zu bieten. Schüler können beispielsweise virtuelle Museen besuchen, historische Ereignisse nachstellen oder komplexe wissenschaftliche Konzepte visualisieren.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass KI-Systeme keine Lehrer ersetzen können. Sie können Lehrern jedoch helfen, ihre Aufgaben zu optimieren und Schülern eine individuellere und effektivere Lernerfahrung zu bieten.


Klingt doch alles ganz sinnvoll, oder?

Lassen Sie sich vom Computer am Computer helfen!

Auch wenn eine KI keine Tastatur braucht: Programmieren kann sie schon jetzt besser als die meisten Menschen. Programmierer nutzen das schon jetzt und lassen sich bei ihrer Arbeit helfen.
Auch wenn eine KI keine Tastatur braucht: Programmieren kann sie schon jetzt besser als die meisten Menschen. Viele Programmierer nutzen das und lassen sich bei ihrer Arbeit helfen. Bildrechte: Bing Image Creator

Viel wurde schon getestet, was ChatGPT gut kann und was nicht. Und eines seiner "Talente" sollte man sich nicht entgehen lassen. Wenn Sie am Computer etwas programmieren wollen oder zum Beispiel in Excel nicht alle schwierigen Formeln auf Lager haben, dann fragen Sie ruhig den Chatbot Ihres Vertrauens.

Chat-GPT kann den Code für ganze Webseiten erstellen oder hilfreich sein, wenn man bei einem bestimmten Problem nicht weiterkommt. Man muss ihm nur so detailiert wie möglich beschreiben, was man braucht, dann kommt sehr oft schon im ersten Versuch die richtige Lösung. Manchmal bedarf es auch noch einer Nachbesserung, aber man sollte sehr oft deutlich schneller zum Ziel kommen, als es mit Hilfe normaler Suchmaschinen dauern würde.

Auf Twitter ist ein Ausschnitt aus einem Livestream von OpenAI zu sehen, der zeigt, wie niederschwellig mit Sprachmodell GPT4 die Anforderungen an den Benutzer sein können, wenn er programmiererische Lösungen sucht. Die KI erstellt aus einer recht flüchtig in ein Notizbuch gekritzelten schematischen Skizze binnen Sekunden den Code für eine Webseite mit zur Vorgabe passenden Inhalten, in diesem Fall zwei Scherzfragen.

Gerade in dieser Niederschwelligkeit sieht auch Sozialpsychologin Prof. Dr. Nicole Krämer von der Uni Duisburg-Essen eine Chance. Wir haben sie gefragt, ob durch die KI noch mehr Menschen vom Rest der Gesellschaft abgehängt werden, weil sie damit überfordert sind. Aber sie sieht das nicht zwangsläufig so. "Bisher spielte Technikaffinität eine Rolle dabei", sagt sie. "Aber die Bedienung wird jetzt dialogischer. Das wird vielen Menschen den Umgang mit der Technik erleichtern."
Ein Problem sieht Sozialpsychologin Krämer dagegen in der Fehlerquote. Die KI könne zum Beispiel nicht fair sein, weil sie auf unfairen menschlichen Daten basiert.

Und dann gibt es ja noch "Fehler", die ganz bewusst von Menschen benutzt werden, Stichwort Fake News.

Fake News werden nun noch einfacher

Werden die Nachrichten, die wir in Zukunft konsumieren, von Menschen oder von der KI gemacht sein? Und wird man Fake News von wahren Nachrichten noch unterscheiden können?
Werden die Nachrichten, die wir in Zukunft konsumieren, von Menschen oder von der KI gemacht sein? Und wird man Fake News von wahren Nachrichten noch unterscheiden können? Bildrechte: Bing Image Creator

Vielleicht haben Sie in den vergangenen Tagen auch die Bilder gesehen, auf denen ein sich stark widersetzender Donald Trump von mehreren Polizisten festgenommen wird. Diese Bilder waren ein Fake, von der KI erstellt, und viele haben das auch schnell erkannt. Aber sie dürften ein Vorgeschmack sein auf das, was uns allen in Zukunft drohen könnte. Im Netz wird es massenweise Texte, Bilder und Videos geben, bei denen man sich nicht sicher sein kann, ob sie die Wirklichkeit abbilden oder generiert sind.

"Deep Fakes" sind zwar auch heute schon möglich, aber in Zukunft sind sie eben nicht mehr "deep" im Sinne von "man braucht Fähigkeiten, Mühe und Zeit, um sie zu erstellen". Alle können es nun mit Hilfe von KI. Viele werden es tun. Und viele werden glauben, was sie sehen.

Momentan sieht das zum Glück alles noch nach Spaß aus. Wie diese Beispiele eines Instagram-Nutzers, der sowohl ein englisches Gedicht, als auch mehrere "Fotos" generieren ließ. Gemeinsames Thema: Angela Merkel und Barack Obama genießen ihren Ruhestand ausgelassen und als allerbeste Freunde gemeinsam am Strand.

Noch ist es so (zum Glück?), dass man bei Personen-Bildern, die von der KI gemacht wurden, sehr oft Fehler sieht, wenn man genauer hinschaut. Gesichter haben seltsame Züge oder Formen. Umrisse der Körper haben Ränder oder Kanten. Und Hauptproblem für die KI sind derzeit die menschlichen Gliedmaßen. Mal haben Hände einen Finger zu wenig, mal sind sie anatomisch unmöglich am Körper angebracht, mal fehlen Hände, Arme, Füße oder Beine auch ganz. Aber will jemand ernsthaft in Frage stellen, dass die KI auch auf diesem Gebiet besser werden wird, vermutlich sogar ziemlich schnell?

Was ist eigentlich Kreativität?

Künstliche Intelligenz als "kreativer" Dichter: Auf Englisch kann es ChatGPT schon ganz gut, auf Deutsch eher mangelhaft bis ungenügend. Aber auch das wird sich ändern, wenn das Sprachmodell mit mehr Texten aus dem Land der Dichter und Denker gefüttert wird.
Künstliche Intelligenz als Dichter: Auf Englisch kann es ChatGPT schon ganz gut, auf Deutsch eher mangelhaft bis ungenügend. Aber auch das wird sich ändern, wenn das Lernmodell mit mehr Texten aus dem Land der Dichter und Denker gefüttert wird. Bildrechte: Bing Image Creator

Haben Sie schon mal versucht, sich von ChatGPT ein deutsches Gedicht zu einem beliebigen Thema schreiben zu lassen? Es ist ernüchternd, jedenfalls wenn man ein paar Ansprüche an Reimschema und Rhythmus hat. Ein Beispiel. Die Aufgabe für den Bot wurde klar formuliert:
"Schreib ein Gedicht mit zwei Strophen. In der ersten Strophe werden die Vorzüge der KI gepriesen. In der zweiten Strophe werden die Nachteile von KI offenbart. Jede Strophe soll acht Zeilen haben."
Das Ergebnis:

KI ist eine neue Welt, die uns erwartet,
Wir können vieles erwarten, was uns begeistert,
KI wird unsere Welt verändern, das ist klar,
Sie macht das Leben einfacher und wunderbar.

KI hilft uns, Dinge schneller zu tun,
Sie macht uns produktiver und cleverer in der Tat,
KI ist eine wunderbare Schöpfung der Technologie,
Die unser Leben verbessern und uns helfen kann.

Doch während wir uns an diese neue Welt anpassen,
Können wir nicht ignorieren, was wir verpassen,
KI kann auch negative Auswirkungen haben,
Wenn wir nicht achtsam sind, werden wir es bereuen.


Grausam! In jeglicher Hinsicht.
Ist die KI also doch viel blöder als alle sagen?
Sprachmodellforscher Prof. Dr. Hinrich Schütze kann sich solches Unvermögen nur mit den Trainingsdaten von ChatGPT erklären, da gebe es vermutlich viel zu wenig deutsche Texte. "Aber das ist nur noch eine Frage der Zeit, bis das gelöst ist", sagt er. Deutsch sei für eine KI nicht viel schwerer als Englisch.

Und tatsächlich funktioniert derzeit das Reimen und Dichten auf Englisch um Welten besser. Aufgabe an ChatGPT war dieselbe wie oben, nur diesmal auf Englisch.
Ergebnis:

AI is a new world that we await,
Expecting wonders to celebrate,
It changes the way we live and create,
And makes our lives easier and great.

AI helps us do things much faster,
It makes us smarter, like a master,
A creation of tech that we can't ignore,
It brings us closer, like never before.

But as we adapt to this new world of AI,
We must be cautious of what we imply,
For AI can have negative effects,
If we don't pay attention, it might reflect.


Ganz nett, oder? Mal davon abgesehen, dass wir eigentlich zwei Strophen mit jeweils acht Zeilen haben wollten.
Und fällt Ihnen beim Vergleich mit der deutschen Version oben etwas auf? Es scheint oft, als reime ChatGPT "intern" erstmal auf Englisch und übersetze dann auf Deutsch, ohne auf den Reim dort zu achten. Aber wie Professor Schütze schon sagte: Vermutlich nur eine Frage der Zeit.

Kann man das nun eigentlich Kreativität nennen, was die KI von sich gibt, wenn sie Texte, Bilder oder Musik generiert? Immerhin gibt es schon ganze Kunstausstellungen, deren Werke nur von der KI stammen, der Mensch diente nur als Stichwortgeber.

Wirtschaftsinformatikerin Weßels spricht bei der KI-Kreativität von "Flunkern auf hohem Niveau". Und Sprachmodellforscher Schütze nennt es Imitieren, was Sprachmodelle tun. "Es sind Ähnlichkeitsmodelle. Wenn es im Trainings-Set genug ähnliche Vorbilder gibt, dann brillieren sie. Aber das ist ja keine echte Kreativität."

Außerdem schwankt die Qualität. Wenn man ChatGPT 20-mal haargenau dieselbe Aufgabe stellt, kommen 20 verschiedene Antworten. "Wenn man sich 20 Texte ausgeben lässt, kann es gut sein, dass ein brillanter dabei ist", sagt Professor Schütze. Aber es brauche dann wieder einen Menschen, der diesen einen aus den 20 heraussucht und somit die Qualitätskontrolle übernimmt.
Denn Bewerten im menschlichen Sinn kann KI nicht.

Wer trifft die Entscheidungen?

Die KI darf uns gern unterstützen, aber am Ende müssen immer Menschen entscheiden, fordern viele Experten. Man darf gespannt sein.
Die KI darf uns gern unterstützen, aber am Ende müssen immer Menschen entscheiden, fordern viele Experten. Man darf gespannt sein. Bildrechte: Bing Image Creator

Die KI kann Lernprogramme für Schüler erstellen, Schadensfälle bei der Versicherung kalkulieren, medizinische Diagnosen stellen. Aber darf sie auch Entscheidungsgewalt haben, was dann mit den Ergebnissen passiert? Nein, auf keinen Fall, sagte der Deutsche Ethikrat in der vergangenen Woche.

Der Mensch müsse immer die letzte Entscheidungsinstanz sein. In allen Bereichen gelte, dass KI bei Entscheidungen nur unterstützen, Entscheidungen jedoch nicht eigenständig treffen dürfe. Neben Missbrauch, Verzerrungen und Abhängigkeiten müsse auch der Verlust menschlicher Fertigkeiten verhindert werden. Das Interesse des Menschen sei stets in den Mittelpunkt zu stellen.

Für die ethische Bewertung von KI genüge es nicht, nur die Technologien zu verstehen. Auch die komplexen Wechselwirkungen zwischen Mensch und Technik sowie gesellschaftliche Effekte müssten beachtet werden. Die zentrale Schlüsselfrage laute demnach: Werden menschliche Autorschaft und die Bedingungen für verantwortliches Handeln durch den Einsatz von KI erweitert oder vermindert?

Die vermenschlichte Maschine und der Datenschutz

Eine KI kann keine Gefühle haben. Manchmal tut sie allerdings so.
Eine KI kann keine Gefühle haben. Manchmal tut sie allerdings so. Bildrechte: Bing Image Creator

Noch hat Sozialpsychologin Nicole Krämer keine Daten vorliegen, aber sie arbeitet daran. Fragestellung: Sorgt die Vermenschlichung von intelligenten Systemen wie ChatGPT oder Alexa für größeres Vertrauen bei den Menschen, die sie benutzen? Wenn ja, dann wäre das schlecht, sagt Krämer.

Mit Vermenschlichung meint sie zum Beispiel die menschlich wirkenden Stimmen bei Sprachassistenten wie Alexa, Google oder Siri. Und bei ChatGPT ist es das verzögerte Antwort-Geben. Technisch ist das sicherlich nicht notwendig, die Antwort könnte sofort im Ganzen erscheinen, aber für einen Nutzer sieht es durch die Verzögerung eben so aus, als ob da ein Mensch am anderen Ende der "Leitung" gerade etwas eintippt.

Aus Sicht von Nicole Krämer könnten das Verschleierungsversuche der Anbieter sein. Denn jeder Mensch wäge innerlich ab, wenn er mit Computern kommuniziert, wie viel er bereit ist, von sich preiszugeben und was er dafür im Gegenzug bekommt. Durch die Vermenschlichung dürfte die Hemmschwelle zur Daten-Preisgabe sinken, befürchtet die Sozialpsychologin.

Und was am Ende mit den Daten passiert, die man über sich oder über andere preisgegeben hat, weiß man als Nutzer ja nicht. Werden sie vielleicht später für personalisierte Werbung genutzt, wodurch Unternehmen viel Geld verdienen? Oder fließen sie sogar in den "Wissensschatz" von Sprachmodellen ein und stehen dann plötzlich der ganzen Menschheit zur Verfügung? Denkbar ist vieles, und vieles davon ist eher unschön.

Eine Empfehlung zum Schluss

Es könnte helfen, sich vorzustellen, ein Chat mit der KI sei eine Videokonferenz mit sehr vielen Teilnehmern. Da redet ja auch manchmal jemand Müll.
Es könnte helfen, sich vorzustellen, ein Chat mit der KI sei eine Videokonferenz mit sehr vielen Teilnehmern. Da redet ja auch manchmal jemand Müll. Bildrechte: Bing Image Creator

Noch einmal zurück zu ChatGPT, seiner Nutzung durch uns Menschen und der Frage, wie wir mit dem umgehen sollten, was uns der Bot als Antwort gibt.

Eine recht schöne Empfehlung dazu kommt von Prof. Dr. Marc Toussaint, Leiter des Fachgebietes Intelligente Systeme an der TU Berlin.
Er sagt, Systeme wie ChatGPT, die aus massiven, allen verfügbaren digitalen Daten unserer eigenen menschlichen Kultur trainiert werden, seien wie ein digitaler Spiegel genau dieser Kultur. "Ich sehe das manchmal gar nicht so, dass man hier wirklich mit einem künstlichen System interagiert", sagt er, "sondern mit einem künstlichen Kondensat, aber von Daten, die ursprünglich von Menschen kommen." Und deshalb sei einiges in KI-Systemen "genauso unsicher und genauso unperfekt wie Dinge, die oft auch im Netz zu finden sind."

Mit anderen Worten: Stellen Sie sich beim Kommunizieren mit ChatGPT vor, dass Sie mit Tausenden Leuten gleichzeitig reden. Ein paar Idioten sind immer dabei.

(rr)

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