Wissen-News Älteste Landpflanze vom Klimawandel bedroht
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10. August 2023, 12:58 Uhr
Der Lebensraum der Moos-Art Takakia lepidozioides liegt auf über viertausend Metern Höhe im Hochland von Tibet. Die Pflanze ist ein lebendes Fossil: Vor mehr als 390 Millionen Jahren ist sie nur kurz nach den ersten Landpflanzen entstanden. Seit mindestens 165 Millionen Jahren hat das Moos sein Aussehen nicht verändert, belegen Forschungen. Doch durch den Klimawandel ist die Pflanze nun vom Aussterben bedroht.
Das seltene Moos Takakia hat sich über Jahrmillionen an ein Leben im Hochgebirge angepasst. Ein internationales Forschungsteam hat über Jahre untersucht, wie sich die Pflanze vor den extremen Umweltbedingungen schützt. Außerdem haben sie das komplette Genom der ältesten Landpflanze der Welt entschlüsselt. Die Ergebnisse sind im Fachmagazin Cell erschienen.
Das nur wenige Millimeter große Takakia-Moos ist im Hochland von Tibet auf über viertausend Meter Höhe und liegt acht Monate im Jahr unter einer dichten Schneedecke. Die restliche Zeit sind die Pflanzen hoher UV-Strahlung ausgesetzt. Um zu überleben, haben die Moose sich in den vergangenen 65 Millionen Jahren besonders angepasst, so die Forschenden. "Diese geologischen Zeitdaten helfen uns, die schrittweise Anpassung an ein Leben im Hochgebirge im Genom von Takakia nachzuvollziehen", sagte der Freiburger Forscher Ralf Reski. Außerdem stellte das Team überrascht fest, dass das Moos die höchste bekannte Zahl von schnell evolvierenden Genen besitzt. Das Aussehen der Pflanze habe sich jedoch seit 165 Millionen Jahren nicht verändert, wie Vergleiche mit Fossilien zeigten. "Damit ist Takakia ein wahres lebendes Fossil", bilanziert Reski.
Das Forschungsteam zeigt in der Studie außerdem wie stark der Klimawandel den natürlichen Lebensraum dieser hoch spezialisierten Pflanze innerhalb weniger Jahre verändert hat. Denn während Takakia viele Millionen Jahre Zeit hatte, sich an eine sich verändernde Umgebung anzupassen, ändert sich der Lebensraum jetzt innerhalb von Jahrzehnten. Seit dem Jahr 2010, so das Forschungsteam, sei ein durchschnittlicher Temperaturanstieg von fast einem halben Grad Celsius pro Jahr gemessen worden. In der Nähe der Orte, wo die Forschenden Proben genommen haben, ist ein Gletscher, der um fast 50 Meter pro Jahr geschrumpft ist. Mit diesem Tempo komme das hoch spezialisierte Moos weniger gut zurecht als andere Arten, schreiben die Forschenden: Die Takakia-Populationen wurden im Studienzeitraum deutlich kleiner, während andere Pflanzenarten von der Erwärmung profitierten. Das Forschungsteam befürchtet sogar, dass das Takakia-Moos in der Wildnis bald aussterben könnte.
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