Donnerstag, 26.09.2024: Wurzeln
Ich bin gern draußen. Auf den bergigen Pfaden im Dresdner Umland wandere ich gern unter Schatten spendenden Bäumen. Manchmal sind deren Wurzeln gut sichtbar. Wurzeln sind fest im Boden verankert und führen den Pflanzen Nährstoffe und Wasser zu. Sie geben Halt und ermöglichen Wachstum. Ohne gesunde Wurzeln kann eine Pflanze nicht gedeihen. Das erinnert daran, dass nicht nur die Flora in Gottes Schöpfung verwurzelt ist, sondern auch wir Menschen "wurzeln". Unsere Wurzeln - also Familie, Kultur, Glauben - nähren uns, prägen uns und geben uns nötige Kraft, in stürmischen Zeiten standhaft zu bleiben. Sie sind ein kraftvolles Symbol für unsere eigene Identität, unsere Herkunft und unser Leben, auch das geistliche. Im Glauben an den lebendigen Gott liegen nach meiner Erfahrung tragfähige Fundamente.
Unsere biographischen und kulturellen Wurzeln formen unsere Werte und Überzeugungen. In einer Welt, die sich ständig verändert und oft unbeständig erscheint, können sie Halt geben. Sie erinnern uns daran, woher wir kommen und in welche Welt wir "eingepflanzt" wurden. Das hilft mitunter zu verstehen, wer wir sind und warum wir sind, wie wir sind. Manchmal aber müssen wir neue Wurzeln schlagen. Vielleicht haben wir Erfahrungen gemacht oder Umstände erlebt, die uns dazu bringen, alte Überzeugungen zu hinterfragen, neue Wege zu gehen und fremden Boden zu betreten, um gut gedeihen zu können. Denn Wachstum ist oft mit Veränderung verbunden. So wie ein Baum seine Wurzeln anpassen kann, um in einem neuen Boden zu erblühen, so können auch Menschen gelegentlich ihre Grundlagen verändern, damit Geist, Seele und Körper fruchtbringend gedeihen kann.
So schaue ich gern auf die Wurzeln der Bäume. Und sinniere über meine eigenen, mit Dankbarkeit. Sie sind weit, tief und fest verzweigt und verwoben, man ahnt es nicht. Daraus aber wächst ein fester Stamm. Der Schatten wirft, Orientierung gibt und im besten Fall auch Frucht bringen kann.