Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN | 23.-28.09.2024
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Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Diakon Tobias Petzoldt, am Sonntag Guido Erbrich.
Sonnabend, 28.09.2024: Der Ernte Dank
Was braucht man eigentlich, um glücklich zu sein? Das neueste Fairphone oder ein drittes Kind? Ein bedeutsames Büroschild oder etwas zu essen? Viele Freunde im Status oder einen Hund gegen die Einsamkeit? Ein Eigenheim mit Carport, Trampolin und Haustürschmuck oder ein Dach über dem Kopf?
Über das, was zu einem erfüllten Leben dazugehört, gehen die Meinungen von "Hauptsache gesund“ bis "Ferienhaus am Strand" auseinander. Nun wird in unseren Tagen vieles in Frage gestellt: Wir spüren klimatische Veränderungen, die unsere Lebensräume beeinträchtigen. Nicht weit von uns tobt ein Krieg und macht uns Angst. Wirtschaftliche Einbrüche, gesellschaftliche Verwerfungen und ausfallende Züge machen uns zu schaffen. Und mancherlei verzweifelt oder hilflos wirkende politische Maßnahmen auch.
Es überrascht darum nicht, dass viele Leute Furcht haben vor dem, was werden wird. Als Christ möchte ich all dem ein Dennoch entgegenstellen. Denn, so ruft uns Jesus zu, Gott selbst kennt uns und unsere Bedürfnisse, bevor wir ihn darum bitten. Gott begleitet uns auch in schwierigen Zeiten. Kommt nicht auch heute Wasser aus dem Hahn und Brot auf den Tisch? Geht nicht täglich die Sonne herbstschön auf und die Glühlampe an? Darf ich nicht trotz aller Sorgen leben und dankbar sehen, was mir gegeben ist? Vielleicht lehrt uns diese Zeit, das so Selbstverständliche neu zu schätzen. Und die Frage, was wir wirklich brauchen, neu zu beantworten. Dazu lädt uns auch in diesem Jahr die Erntedankzeit ein, die wir in diesen Wochen in unseren Kirchen feiern. Denn: Einmal im Jahr (wenigstens) lohnt sich der Blick auf die Ernte. Welche Samen gingen auf, welche Pflanze steht in der Blüte, welche Frucht ist reif zur Ernte? Einmal im Jahr (wenigstens) ist's gut zu schauen nach dem, was unreif ist, was verkümmert, was zertreten wurde vorm Wuchs. Einmal im Jahr (und, wenn es sein kann, täglich), gilt dem Einen die Bitte um Regen im rechten Maß, Sonne in günstiger Dauer und der Dank dafür, dass kein Mangel ist an Grundlegendem. Nur so kann Hunger sein nach Früchten, die nicht materiell sind.
Freitag, 27.09.2024: Die Weisheit des Staubsaugers
Wer oft mit Menschen zu tun hat, sollte sich auch ein wenig mit Physik auskennen. Man weiß dann vielleicht, dass Reibung auch Wärme erzeugt (wichtig bei Konflikten), dass jedes System am besten im Gleichklang von Zu- und Abflüssen funktioniert (so auch in der Arbeitsverteilung) und dass zu jeder Kraft eine gleich große Gegenkraft wirkt (zum Beispiel bei Druckausübung auf andere Menschen).
Nun leben wir in einer Zeit, in der Technik in unserem Leben allbestimmend ist. Nicht nur, dass elektronische Kommunikationsgeräte oft auch unkontrolliert Geräusche abgeben. In der marketingschönen Welt eines "Smart Home" haben zudem auch Kühlschränke, Geschirrspüler und Waschmaschinen begonnen, proaktiv mit uns zu kommunizieren. Denn weil in der Physik wie unter Menschen Störungen Vorrang haben, weisen sie uns beharrlich auf Mängel in ihren internen Systemen hin.
Mich hat so unlängst mein neuer Saugroboter angesprochen. Und zwar mit einer Aussage, die ich mir zu Herzen nahm: "Akku schwach. Zurück zur Basisstation." Wie weise, dachte ich. Wenn die Kraft schwindet, wenn die Energie nicht mehr reicht, wenn die eigenen Ressourcen zur Neige gehen, muss nachgeladen werden. Bei Saugern wie bei Säugern.
Für viele konnte dies vielleicht im vergangenen Sommer geschehen. Am Meer, See oder in den Bergen gab es hoffentlich gute Zeiten der Erholung. Mir ist dabei wichtig, auch "bei Gott" aufzutanken. Meine "Basisstationen" sind dafür die Natur oder eine offene Kirche. Dort wende ich mich dann hin zur Stille, zum Schauen, zum Sein.Dabei muss dann gar nichts herauskommen, sondern nur hinein. Neue Energie, zum Beispiel. Damit hernach mein Tun mit neuer Kraft weitergehen kann.
Wenn mein Saugroboter zur Basisstadion fährt, reinigt er sich zuerst von altem Dreck und füllt sich dann mit neuer Energie, um dann mit vollem Akku wieder seiner Spur zu folgen. Dieser Ablauf mag mir Beispiel sein. Ein kluges Gerät.