Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN | 03.-08.02.2025

Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Mira Körlin, am Sonntag Pastorin Kathrin Posdzich.

Sonnabend, 08.02.2025: Gottlos

"Das war so gottlos", der junge Mann steht mit Freunden im Bus und erzählt, was ihm die Schule in den letzten Tagen alles abverlangt hat: Tests, Vorträge, Klausuren. Darin Fragen, die er kaum beantworten konnte. Die Augenbrauen zieht er hoch beim Sprechen. Die Schultern jedoch hängen.

"Gottlos!" - So sagen es Jugendliche heute, wenn sie etwas richtig daneben finden. In diesem Sprachgebrauch hat das Wort praktisch nichts mit Religion zu tun. Es beschreibt stattdessen, was sie als unfair, unmenschlich oder unverständlich empfinden. Mir scheint, als wüssten junge Menschen - zumindest unbewusst -, dass das Gottlose nicht gut sein kann. "Gottlos" ist eine Absage an das, was ängstigt, Stress macht, Not übersieht.

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gesprochen von Mira Körlin

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Sa 08.02.2025 08:50Uhr 02:09 min

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Aber was wäre das Gegenteil? Wie fühlt sich etwas an, das nicht gottlos, sondern "gotthaft", also von Gott erfüllt ist? Ich vermute, es würde Wärme ausstrahlen. Es wäre ein Ort, wo es gerecht zugeht. Wo Mitgefühl spürbar wird. Wo wir einander sehen und füreinander da sind.

Einer aus der Gruppe im Bus legt den Arm um seinen gestressten Freund. "Mir ging es letztes Jahr auch so", sagt er. "Aber ich hab das Schuljahr dann doch irgendwie geschafft. Physik wurde irgendwann richtig spannend. In diesem Fach könnte ich dir vielleicht sogar helfen."

Der von der Schule geplagte 16-Jährige hebt den Kopf. Der Anflug eines Lächelns zeigt sich. Vielleicht erlebt er diesen Moment als "gottlos gut". Denn manchmal bezeichnen Jugendliche mit diesem Wort auch etwas richtig Grandioses.

Gott nimmt es mit Humor, denke ich. Und bin sicher: Der eine oder andere Heranwachsende wird es in seinem Leben irgendwann spüren, wenn Gott am Wirken ist.

Freitag, 07.02.2025: Vom Scheitern

Vor einigen Jahren fiel das durch Unternehmen wie Apple, HP oder AMD bekannte Silicon Valley auf: Viele Jugendliche verloren dort alle Freude und trafen die folgenschwere Entscheidung, ihr Leben zu beenden. Dieses Phänomen wurde unter anderem auf den Leistungsdruck zurückgeführt, dem viele Heranwachsende da ausgesetzt sind.

Ihre Eltern sind hochqualifizierte Expertinnen und Unternehmer mit erfolgreichen Karrieren in der Tech-Industrie. Die Kinder sahen sich einem immensen Erwartungsdruck ausgesetzt, die Erfolge ihrer Mütter und Väter zu erreichen oder gar zu übertreffen.

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gesprochen von Mira Körlin

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Fr 07.02.2025 05:45Uhr 02:32 min

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Heldengeschichten schinden auf den ersten Blick Eindruck. Wer etwas erreicht hat, wer sich durchsetzt, wird bewundert und respektiert. Dabei gehören auch Scheitern und Misserfolge zum Leben. In der Bibel wird von Josef aus Ägypten erzählt.

Er ist der Lieblingssohn seines Vaters, was ihm Neid und Missgunst seiner Brüder einträgt. Als Sklave verkauft, wird er zum geschätzten Mitarbeiter eines hohen ägyptischen Beamten. Als dessen Frau Josef verführen will und er aus moralischen Gründen ablehnt, muss er unschuldig ins Gefängnis.

Doch seine Weisheit und Integrität spricht sich herum bis zum Pharao. Josef wird dessen engster Berater. Schließlich versöhnt er sich auch mit seinen Brüdern. Als Kind hab ich diese Erzählung geliebt, mit gefiebert und mich natürlich über das Happy End gefreut.

"Junge Menschen brauchen Geschichten, in denen wir nicht Sieger waren", schreibt der Theologe Fulbert Steffensky. "Die Geschichten unserer Niederlagen, die Geschichten, in denen uns Niederlagen geglückt sind. Von unseren stolzen Siegen können sie wenig lernen. Sie lächeln über uns, wenn wir uns in der Siegerpose gefallen.

Aber sie hören zu, wenn wir ihnen ein Versagen gestehen; wenn wir ihnen von einer Lebensfeigheit erzählen (…). Ich weiß nicht, ob ich (…) diese Freiheit und diese Unbekümmertheit mir selbst gegenüber habe. Aber ich weiß, meine Enkelkinder brauchen sie."