Materialkunde Terrasse, Esstisch oder Hochbett selber bauen – Welches Holz ist das richtige?
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30. Oktober 2023, 10:00 Uhr
Wenn ein Heimwerkerprojekt ansteht, stellt sich die Frage: Welches Material eignet sich? Damit das Hochbett stabil ist, die Tischplatte möglichst lange schick aussieht und das Wandregal nicht durchhängt, hat unser Heimwerker-Ehepaar Sandra und Sebastian Gauck die wichtigsten Eigenschaften und Anwendungsgebiete beliebter Bauhölzer zusammengestellt.
Konstruktionsvollholz (KVH) – Massivholz aus einem Stück
Der Klassiker für Bauprojekte ist sicherlich das gute alte Kantholz. Von Profis wird es Konstruktionsvollholz (KVH) genannt. Dabei handelt es sich um Holz, das aus dem vollen Stamm gesägt, technisch getrocknet und gehobelt wurde. Daher eignet es sich für Projekte, die gut aussehen sollen und angefasst werden. Schließlich will sich niemand am Hochbett einen Splitter einziehen.
Bauholz
Daneben gibt es klassisches Bauholz. Das ist oftmals sägerau, also weder gehobelt noch geschliffen. Dieses Holz wird für Konstruktionen genutzt, die später verkleidet werden (nicht sichtbarer Bereich). Bauholz wird in verschiedensten Formen angeboten, etwa als Kantholz, Latte, Bohle oder Brett. Bauholz ist nicht in jedem Fall technisch getrocknet. Das bedeutet, das Holz kann noch schwinden bzw. reißen.
Brettschichtholz (BSH)
Wenn es um statisch beanspruchte Konstruktionen geht, kommt auch sogenanntes Brettschichtholz zum Einsatz. Das sind Hölzer, die aus mindestens drei miteinander verleimten Nadelbrettern bestehen. Diese werden zu einem Kantholz zusammengefügt. Durch das Verleimen und das vorherige Herausschneiden von Fehlstellen besitzt das Brettschichtholz (BSH) eine wesentlich höhere Belastbarkeit als einfaches Bauholz.
Es kann im Innenbereich und im witterungsgeschützten Außenbereich verwendet werden. BSH ist technisch getrocknet und wird in gehobelter Qualität angeboten.
OSB-Platte – Das Multitalent
Neben Kantholz gibt es zahlreiche Plattenwerkstoffe aus Holz, die sich für Ausbau- und DIY-Projekte eignen. Ein Klassiker für Sanierung und Renovierung ist dabei die OSB-Platte. Die Abkürzung OSB steht für "Oriented Strand Board". Die Platte besteht aus groben Holzspänen, die miteinander verleimt sind. Die Oberfläche sieht auf den ersten Blick relativ chaotisch aus. Die Späne liegen jedoch exakt in zwei Richtungen zueinander: Eine Schicht längs und eine quer. Durch diese kreuzweise Verleimung erhält die OSB-Platte eine hohe Stabilität, sie ist sehr biegesteif. Dazu kommt, dass sie durch die Verleimung wasserfest ist.
OSB-Platten kommen beinahe überall im Innenausbau zum Einsatz, etwa bei Trockenbauwänden, zur Wandverkleidung, bei der Sanierung von Böden, aber auch als Wandmaterial bei Häusern in Holzständerbauweise. Auch im Dachbereich erweisen sich OSB-Platten als vielseitig nutzbar. Sie können zurechtgesägt und angebohrt werden. Daneben gibt es sie mit und ohne Nut. Manche Heimwerker schätzen die besondere Oberfläche so sehr, dass sie sogar Möbel oder Tische aus OSB-Platten bauen.
Siebdruckplatte
Wenn es um Möbel mit besonderer Optik geht, dann ist die Siebdruckplatte nicht mehr wegzudenken. Zudem wird sie beim Fahrzeugausbau verwendet. Es handelt es sich um eine Sperrholz- oder Multiplexplatte (siehe weiter unten), die mit Phenolharz beschichtet ist. Eine Seite ist glatt, die andere rau. Die raue Seite ist besonders rutschfest. Die dunkle Beschichtung macht die Siebdruckplatte wasserfest. Lediglich die Schnittkanten an den Seiten müssen nachträglich behandelt werden, damit sie kein Wasser aufnehmen.
Siebdruckplatten werden z.B. als Trägermaterial für Bodenbeläge oder Bühnen genutzt, zur Möbelherstellung, im Fahrzeug- und Bootsbau oder als Wand- und Deckenverkleidungen. Auch im Bereich der Veranstaltungstechnik werden Kisten oder Rollkoffer (sogenannte "Cases") aus Siebdruckplatten hergestellt. Auch sie können zurechtgesägt, gebohrt oder gefräst werden.
Leimholzplatte
Wenn Sie Tische, Regale oder andere Möbel bauen wollen, dann bieten sich auch Leimholzplatten an. Sie bestehen aus mehreren miteinander verleimten Massivholzstücken. Die Platten gibt es in verschiedenen Längen, Breiten und auch Dicken. Zum Beispiel aus Nadelholz aber auch aus Hartholz wie Buche. Leimholzplatten haben von Haus aus eine hochwertige Erscheinung. Sie sind ebenfalls sehr gut zu bearbeiten.
Sperrholz oder Multiplexplatte
Ein Klassiker für Selbstbau- und Bastelprojekte ist die Sperrholzplatte. Bei ihr werden mehrere Schichten Holzfurnier miteinander verleimt. Das Besondere: Die Wuchsrichtung der einzelnen Furnierschichten wird um 90 Grad verdreht. Dadurch kann das Holz nicht arbeiten, es wird gegen das Verziehen "gesperrt".
Sperrholzplatten bestehen aus maximal fünf Lagen. Alles darüber wird als Multiplexplatte bezeichnet. Sie unterscheidet sich vom Sperrholz also nur durch die Anzahl der miteinander verleimten Holz- bzw. Furnierschichten. Sperrholz- oder Multiplexplatten bilden auch oft die Basis für Siebdruckplatten.
MDF-Platte
Für Akustikverkleidungen oder selbstgebaute Lautsprecher, aber auch für Fensterbretter im Innenbereich bieten sich MDF-Platten an. MDF steht für "mitteldichte Faserplatte". Das ist eine Platte, bei der kleine Holzspäne miteinander verleimt werden. MDF-Platten lassen sich sehr einfach in Form bringen, etwa als Bögen oder Kreise. Auch ihre Kanten lassen sich einfach bearbeiten und dekorativ gestalten. Daneben ist MDF sehr resonanzarm und eignet sich deshalb für die Gehäuse von Lautsprechern. Allerdings sind MDF-Platten wasserempfindlich. Bei Kontakt mit Feuchtigkeit quellen sie auf. Daher sollten sie im Innenbereich bzw. vor Feuchtigkeit geschützt verarbeitet werden. Die Platten lassen sich gut schleifen, lackieren oder folieren.
Spanplatte
Die klassische Spanplatte hat unter Heimwerkern einen schweren Stand. Sie besteht – wie der Name schon sagt – aus Holzspänen, die miteinander verklebt werden. Oftmals werden Spanplatten foliert. Sie finden sich im Küchenbau oder bei kostengünstigen Möbeln. Im Heimwerkerbereich gibt es jedoch für fast alle Anwendungen inzwischen geeignetere, stabilere und optisch ansprechendere Materialien als Spanplatten.
Spanplatten sind per se nicht wasserfest, sie quellen bei Kontakt mit Feuchtigkeit auf. Sie lassen sich zurechtsägen, jedoch muss bei Folierung darauf geachtet werden, dass die Sägekante leicht ausbricht.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 30. Oktober 2023 | 17:00 Uhr