Daumensattelgelenk Arthrose in der Hand behandeln

02. Mai 2024, 10:54 Uhr

Der Daumen ist der beweglichste Finger unserer Hand. Deshalb ist das Daumensattelgelenk auch besonders anfällig für Abnutzungen. Eine Arthrose ist die häufigste Ursache für Schmerzen. Sind alle therapeutischen Möglichkeiten ausgeschöpft, hilft oft nur noch eine Operation.

Frauen häufiger betroffen

Schnürsenkel zubinden, eine Tasse umfassen, Haare kämmen: Bei jedem dieser Handgriffe wird auch der Daumen aktiv. Treten hier Schmerzen auf oder fehlt gar die Kraft im Daumen und damit in der ganzen Hand, die Bewegung zu halten, könnte eine Arthrose im Daumensattelgelenk der Grund sein. Der medizinische Begriff dafür ist Rhizarthrose. Meist tritt die Erkrankung zwischen dem 50. bis 70. Lebensjahr auf. Frauen erkranken daran besonders häufig.  

Gut zu wissen Der Begriff Rhizarthrose kommt aus dem Griechischen. "Rihza" heißt übersetzt "Wurzel", "Arthrose" steht für "Gelenkverschleiß".

Gegen schmerzende Gelenke: Röntgenreizbestrahlung

Die Röntgenreizbestrahlung oder auch Orthovolt-Therapie ist eine Form der Strahlentherapie und kann bei Verschleiß und Entzündungen der Gelenke eingesetzt werden. Die Bestrahlung ist niedrig dosiert, dauert nur wenige Sekunden und gilt als schonende Methode. Die Kosten dafür werden bei entsprechender Diagnose und Verordnung von der Krankenkasse übernommen.

Die Therapie dauert drei Wochen mit insgesamt acht bis zehn Sitzungen. Der Erfolg der Behandlung zeigt sich nach vier bis sechs Wochen. Sind die Schmerzen auch danach weiter anhaltend, kann die Bestrahlung nach einigen Monaten wiederholt werden. Mit der Therapie können Schmerzmedikamente in vielen Fällen deutlich reduziert werden. 

Kinesiotape gegen Schmerzen im Daumen

Da es noch keine langjährigen Erfahrungen zur Haltbarkeit von Daumen-Prothesen gibt, sollte man den Zeitpunkt einer solchen OP so lange wie möglich hinausschieben. Dazu gehört auch, alle konservativen Maßnahmen wie Ergotherapie und Schmerzmedikation auszuschöpfen. Auch Kinesiotapes können in manchen Fällen bei der Linderung von Schmerzen unterstützen. Sie entlasten und stabilisieren das beanspruchte Gelenk, aber es bleibt trotzdem beweglich. Wer es gern mal ausprobieren möchte, sollte sich das Tapen beim ersten Mal unbedingt von einem Profi, etwa einem Physiotherapeuten, zeigen lassen. Später spricht nichts dagegen, das Tape auch selbst anzulegen, wenn man geschickt genug ist.

  

Neue Prothesen versprechen Hoffnung

Lange Zeit galt die Entfernung eines Knochens, des sogenannten Vieleckbeins, als Goldstandard bei einer Operation des Daumensattelgelenkes. Weil die Heilung sehr lange dauert, müssen Patienten den Daumen bis zu sechs Wochen ruhigstellen und eine festsitzende Schiene tragen. Da durch die Schonhaltung viele Muskeln verkümmern, ist die Kraft in der Hand bei diesem Eingriff meist erst nach drei bis sechs Monaten wieder vollständig da. Die Länge des Daumens wird durch das Entfernen des Knochens künstlich verkürzt. Durch die Veränderung in der Anatomie der Hand kann es auch später noch zu Komplikationen etwa mit den Sehnen kommen.

Noch vor einigen Jahren gab es mit künstlichem Gelenkersatz nur wenige positive Erfahrungen. "Die Prothesen hielten nicht lange, es kam zu Lockerungen oder sogar Ausbrüchen", erinnert sich Dr. Hans-Georg Damert, Chefarzt der Klinik für Handchirurgie an den Helios Bördekliniken Oschersleben. Guten Gewissens konnte er seinen Patienten damals nicht zum Gelenkersatz des Daumens raten. "Ich habe eine Patientin, die hat ihr künstliches Daumengelenk seit 23 Jahren, aber das ist eine riesengroße Ausnahme." Doch das hat sich geändert.

Inzwischen gibt es eine neue Generation von Prothesen. Ähnlich wie bei modernen Hüftendoprothesen funktionieren sie als Duo-Kopf-Prinzip mit einem Gelenkkopf aus einem speziellen Kunststoff und einer Gelenkpfanne aus Metall. Der Vorteil zu früheren OP-Methoden: "Die Patienten sind schneller wieder fit, man kann sehr früh mit Beweglichkeitsübungen ohne Kraftaufwand anfangen", erzählt Handchirurg Dr. Hans-Georg Damert. Bereits am Tag nach der Operation kann vorsichtig mit der Mobilisierung begonnen werden. Patienten, die schwere Arbeiten ausführen müssen wie zum Beispiel Holz hacken, rät er von der Prothese allerdings ab. Sie könnte sich durch die starke Belastung mit der Zeit lockern.

Daumenschienen – wann helfen sie?

Inzwischen gibt es auch für den Daumen ganz verschiedene orthopädische Schienen, die Schmerzen lindern sollen. Sie unterscheiden sich hauptsächlich darin, ob sie eher fixieren, das Gelenk also sehr fest halten, oder flexibel sind und so auch Bewegung zulassen. Nach einer Operation mit Entfernung des Vieleckbeines werden oft fixe Schienen verordnet. Der Daumen sollte dann so wenig wie möglich bewegt werden, damit er nach dem Eingriff heilen kann.

Das Tragen einer Schiene kann aber auch im Alltag hilfreich sein. "Ideal ist es, wenn man Schmerzen durch Überlastung hat, etwa bei zu viel Gartenarbeit. Da ist es sinnvoll, die Schiene für ein paar Tage zu tragen", rät Handchirurg Dr. Hans-Georg Damert. Länger sollte es aber nicht sein. So lange wie nötig, aber so kurz wie möglich, lautet sein Credo. Sonst baut sich zu viel Muskulatur ab, was neue Probleme mit sich bringt.     

MDR (cbr)

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Mittagsmagazin | 02. April 2024 | 12:00 Uhr

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