Schmerzen beim Laufen Arthrose im Fuß – Ursachen, Symptome, Therapie
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01. Mai 2024, 18:58 Uhr
Schmerzen beim Gehen können auch durch eine Arthrose hervorgerufen werden – einem schmerzhaftem Gelenkverschleiß, der sich in vielen Fällen auf vorangegangene Schädigungen zurückführen lässt. Wir haben mit Dr. Jörn Schwede, Facharzt für Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie in Leipzig, über Symptome, Behandlungsmöglichkeiten und Vorbeugemaßnahmen gesprochen.
Inhalt des Artikels:
- Wo kann sich Arthrose im Bereich des Fußes einstellen?
- Was sind die Ursachen und Auslöser?
- Ist eine Arthrose heilbar?
- Viele Frauen haben einen Ballen- bzw. Schiefzeh. Hat er etwas mit der Bildung einer Arthrose im Großzehengelenk zu tun?
- Auch im Mittelfußbereich und dem Bereich der Fußwurzel kann es zu Arthrose kommen?
- Welche Behandlungsoptionen gibt es?
- Kann man den Verlauf einer Arthrose selbst günstig beeinflussen, z.B. über die Ernährung?
Wo kann sich Arthrose im Bereich des Fußes einstellen?
Dr. Jörn Schwede: Prinzipiell kann sich nahezu jedes Gelenk des Fußes arthrotisch umbauen. Wobei es Gelenke gibt, die häufiger betroffen sind als andere. Oft treten solche Veränderungen beispielsweise am Großzehengrundgelenk, am oberen Sprunggelenk oder auch an den Gelenken der Fußwurzelknochen auf.
Die betroffenen Gelenke bauen sich dann in der Weise um, dass einerseits der Knorpelüberzug verschwindet und damit das reibungslose Gleiten in dem Gelenk nicht mehr möglich ist. Außerdem bildet sich mit der Zeit das Gelenk um: Es bilden sich knöcherne "Ausziehungen" um das Gelenk herum, die ihrerseits auch wieder die Beweglichkeit einschränken oder schmerzhaft machen.
Was sind die Ursachen und Auslöser?
Dr. Jörn Schwede: Für eine Arthrose können verschiedene Auslöser vorliegen: Häufig entstehen solche Gelenkveränderungen nach Unfällen, bei denen das Gelenk geschädigt wurde. Um bei dem Beispiel oberes Sprunggelenk zu bleiben, können gehäufte Umknick-Traumen oder zurückliegende Sprunggelenksbrüche eine Rolle spielen. Systemerkrankungen wie Rheuma können für die Entstehung ebenso ein Faktor sein wie Durchblutungsstörungen des Knochens oder Fehlbelastungen eines Gelenks. Außerdem gibt es auch Fälle, in denen sich die Entstehung der Arthrose nicht mit letzter Sicherheit erklären lässt.
Ist eine Arthrose heilbar?
Dr. Jörn Schwede: Arthrose ist definiert als fortschreitender Verschleiß eines Gelenks. Eine Heilung im Sinne einer Rückumwandlung dieser mit der Arthrose einhergehenden Prozesse wie Knorpelverlust und Gelenkumbau ganz von allein ist also nicht möglich.
Viele Frauen haben einen Ballen- bzw. Schiefzeh. Hat er etwas mit der Bildung einer Arthrose im Großzehengelenk zu tun?
Dr. Jörn Schwede: Grundsätzlich ist der Schiefzeh (der Hallux valgus) vom in Folge einer Arthrose bewegungseingeschränkten Großzeh (dem Hallux rigidus) abzugrenzen, da dies zwei ganz unterschiedliche Veränderungen sind. Durch die veränderte Gelenkstellung bei einem Hallux valgus kann es aber im Laufe der Jahre durchaus zur Ausbildung einer Arthrose im Großzehengrundgelenk und damit auch zum zusätzlichen Hallux rigidus kommen.
Auch im Mittelfußbereich und dem Bereich der Fußwurzel kann es zu Arthrose kommen?
Dr. Jörn Schwede: Die meisten Patienten stellen sich hier mit Schmerzen in dem betroffenen Bereich vor. Diese Beschwerden können sich einerseits während einer Belastung zeigen, aber auch nach Belastungen wie z.B. wiederkehrende Schmerzen nach einer Wanderung oder einem Stadtbummel usw.
Welche Behandlungsoptionen gibt es?
Dr. Jörn Schwede: Grundsätzlich sollte die Behandlung der Beschwerden dem Ausmaß der Beschwerden angepasst sein. Anfangs wird versucht, das Gelenk mit physiotherapeutischer Hilfe beweglich zu halten. Ebenso muss versucht werden, die Gelenkstellung zu verbessern, was häufig den Einsatz von Hilfsmitteln wie z.B. Einlagen erfordert. Schmerzsalben oder auch Schmerztabletten kommen ebenso zum Einsatz. Natürlich wird die Belastung eines Gelenks auch durch die generelle Reduktion des Körpergewichts verringert.
Was bringen Schmerzsalben gegen Arthroseschmerz?
Dr. Jörn Schwede: In den Anfangsstadien der Arthrose können solche sogenannten topischen Medikamente durch Schmerzreduktion und Verbesserung der Beweglichkeit durchaus hilfreich sein. An dieser Stelle möchte ich aber darauf aufmerksam machen, dass Reste solcher Salben keinesfalls ins Abwasser gelangen dürfen, z.B. durch Abspülen. Diclofenac, das ein häufiger Inhaltsstoff solcher Salben ist, steht im Verdacht, Nierenschäden bei Fischen hervorzurufen.
Was können Spritzen mit Cortison oder Hyaluronsäure bewirken? Sind diese – oft kostenpflichtigen – Injektionen zu empfehlen?
Dr. Jörn Schwede: Spritzen in das Gelenk können auch hilfreich sein. Durch den Knorpelabbau bei der Arthrose entsteht im Gelenk vermehrte Reibung. Da durch den Abbau des Knorpels aber weniger "Gelenkschmiere" zur Verfügung steht, versucht der Körper den gleichen Effekt durch Vermehrung der Gelenkflüssigkeit zu erreichen. Dazu muss sich die Gelenkinnenhaut, die Synovia, vergrößern und vermehren. Das Plus an Flüssigkeit und Gelenkinnenhaut führt nun aber wieder zu vermehrtem Druck, was einerseits das Gelenk weiter schädigt und auch Schmerzen und Bewegungseinschränkung verursacht. Cortisonhaltige Präparate wirken gegen diese Vermehrung der Gelenkinnenhaut und damit gegen die Bildung vermehrter Flüssigkeit. Hyaluronsäure ist ein Ersatz für die im Zuge der Arthrose verringerte "Gelenkschmiere".
Was halten Sie von Stützen mit Orthesen, Bandagen und Tapes?
Dr. Jörn Schwede: Unter Umständen kann der Einsatz solcher orthopädischen Hilfsmittel durchaus von Nutzen sein, um die Gelenkstellung zu verbessern und damit den weiteren Verschleiß zu verlangsamen.
Lässt sich eine Fußarthrose mit Einlagen und Spezialschuhen stoppen?
Dr. Jörn Schwede: Einen wirklichen "Stopp" der Arthrose wird es auch mit Einlagen oder speziellen Schuhen nicht geben. Aber hier gilt das gleiche wie für die anderen orthopädischen Hilfsmittel: Der Einsatz kann sinnvoll sein, um bestehende fehlbelastungsbedingte Beschwerden zu lindern und den Verlauf positiv zu beeinflussen.
Was bringen Stoßwelle und Ultraschall?
Dr. Jörn Schwede: Ultraschall und Stoßwelle können helfen, die Schmerzen bei einer manifesten Arthrose zu vermindern. Verkalkungsherde können beispielsweise gelöst werden, wodurch sich die Gelenkbeweglichkeit verbessert.
Kann man den Verlauf einer Arthrose selbst günstig beeinflussen, z.B. über die Ernährung?
Dr. Jörn Schwede: Bezüglich der Ernährung gilt, dass eine Verminderung des Körpergewichts die Belastung eines jeden Gelenks verringert und damit der Verlauf einer Arthrose günstig beeinflusst wird. Ohne dass es dafür einen wissenschaftlichen Beweis gäbe, berichten nicht wenige Patienten auch, dass die Verwendung bestimmter Kräutermischungen zu einer Reduktion der Beschwerden führen würde. Enthalten sind beispielsweise Kurkuma und Kreuzkümmel, häufig werden auch Koriander und Ingwer als Bestandteile genannt.
MDR (cbr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Hauptsache Gesund | 20. April 2023 | 21:00 Uhr