Der Redakteur | 13.02.2024 Warum weicht der Wohngeld-Rechner vom tatsächlichen Wohngeld ab?
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13. Februar 2024, 19:15 Uhr
Deutschland ist noch nicht digital. Das Wohngeld ist zumindest auf dem Weg dorthin. Wohngeldrechner sollen helfen, aber tun Sie das auch?
Ein grundsätzliches Problem mit dem Wohngeldrechner ist dem zuständigen Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen nicht bekannt. Wobei wir sehr schnell bei der Frage sind, welcher "Wohngeldrechner" ist eigentlich gemeint?
Es gibt diverse private Anbieter, die im Internet solche Wohngeldrechner zur Verfügung stellen. Ob alle korrekt und mit den neuesten Regelungen des Wohngeld-Plus arbeiten, ist schwer ermittelbar. Elisabeth Kaiser, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, kann nur für ihr "Produkt" sprechen. Ihr Wohngeld-Rechner sei so dicht wie möglich an der Wirklichkeit, sagt sie.
Unser Rechner auf der Website ist aktuell und wird auch entsprechend gepflegt.
Allerdings gibt es eine Einschränkung. Wegen der Komplexität der Berechnung, die letztlich eine Gleichung ist mit sehr vielen persönlichen und auch ortsabhängigen Parametern, ist das Ergebnis des Rechners allenfalls eine Orientierung. Jede Berechnung sei individuell, sagt Elisabeth Kaiser.
Trotzdem sei der Rechner eine deutliche Vereinfachung im Vergleich zum Wälzen von Wohngeldtabellen. Diese stecken zwar sowohl hinter den Berechnungen im Amt als auch hinter dem Wohngeldrechner, nur ist ein solches Internetwerkzeug natürlich deutlich nutzerfreundlicher.
Wo lauern die Fallen bei den Rechnern?
Die Komplexität der Wohngeldbeantragung mag zwar unter einer schicken Oberfläche etwas versteckt sein, aber die einzelnen Felder können trotzdem Fragen aufwerfen. Was genau ist die Bruttokaltmiete? Was zählt alles zum Einkommen? Wie viele Haushaltsmitglieder zählen tatsächlich mit? - und deren Erwerbstätigkeit spielt ja auch eine Rolle.
Da kommt einiges zusammen. Deshalb sollte man ruhig das Angebot einer Beratung in den Wohngeldstellen annehmen. Dort ist es auch möglich, den Antrag ganz herkömmlich als Papierformular zu bekommen.
Wohngeld und Wohneigentum
Die Wohngeldrechner sind auch für Eigenheimbesitzer geeignet. Diese können auch Wohngeld bekommen, wenn die Belastungen aus den Zinsen beispielsweise zu hoch sind. Interessanterweise sind es auch nicht unbedingt die "üblichen Verdächtigen" unter den Bundesländern, bei denen die Zahl der Wohngeldanträge zuletzt zugenommen hat.
Im "reichen" Süden Deutschlands, wo die Mieten besonders hoch sind, gibt es auch hohe Wohngeldstufen, München beispielsweise mit Stufe 7. Dort gibt es also auch mehr Geld als Entlastung. Das bedeutet, dass dort die Haushaltseinkommen gar nicht so niedrig sein müssten, um Wohngeld zu bekommen, sagt Elisabeth Kaiser. Sie verweist auf die Wohngeldstufe 1 in ihrer Heimatstadt Gera.
In Gera sind die Durchschnittsmieten relativ niedrig, das heißt, hier muss man ein relativ geringes Einkommen haben, um von den Wohnkosten entlastet zu werden.
Das Beispiel zeigt, dass das Wohngeld auch ein Instrument ist, um die unterschiedlichen Wohnpreise in den verschiedenen Regionen auszugleichen. Dass da am Ende in München vielleicht jemand mehr Wohngeld bekommt als jemand in Gera, trotz des höheren Einkommens in Bayern, ist nur auf den ersten Blick ungerecht. Beim genaueren Hinsehen ist es nachvollziehbar. Doch das macht den Wohngeldrechner selbst nicht einfacher.
MDR
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 13. Februar 2024 | 16:40 Uhr