Berufliche Unabhängigkeit Tipps für den Weg in die Selbstständigkeit
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16. Dezember 2024, 12:52 Uhr
Wer davon träumt, sich beruflich selbstständig zu machen, braucht nicht nur eine Idee, sondern sollte vor allem sehr gut vorbereitet sein. Wir schauen, welche Fragen vor einer Existenzgründung zu klären sind, welche Finanzierungsmöglichkeiten es gibt und wer bei der Vorbereitung helfen kann.
Gründliche Vorbereitung ist das A und O
Mit der eigenen Idee groß durchstarten, das Hobby zum Beruf machen oder endlich der eigene Chef sein: Viele Menschen träumen von der Selbstständigkeit. Wer diesen Schritt wagen möchte, sollte sich vorher einige Gedanken dazu machen. Mittelstandsexperte Marc Evers von der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) nennt einige Punkte, mit denen sich Interessierte auseinandersetzen sollten:
- Bin ich vom Typ her ein Unternehmer? Macht es mir also Freude, eigenverantwortlich Dinge voran zu treiben?
- Kann und will ich Menschen motivieren?
- Packe ich aufkommende Probleme an, statt sie auf die lange Bank zu schieben?
- Habe ich eine gute Idee und eine Vorstellung davon, wie ich diese Idee geschäftlich umsetzen kann und will?
- Kann ich mein Vorhaben strukturieren, in Worte und Zahlen fassen, und damit Geschäfts- und Finanzpartner überzeugen?
"Kann ich diese Fragen mit 'ja' beantworten, dann lohnt sich der weitere Weg in die unternehmerische Selbstständigkeit", sagt Evers.
Tipp: Professionelle Hilfe holen
Eine professionelle Beratung vor der Selbstständigkeit kann eine gute Hilfe sein. "Geeignete Anlaufstellen sind beispielsweise die Industrie- und Handelskammern oder Fachverbände", sagt eine Sprecherin der Bundesagentur für Arbeit. Auch Handwerkskammern können helfen.
Zudem stehen Arbeitsagenturen beziehungsweise Jobcenter beratend zur Seite, wenn man sich aus der Arbeitslosigkeit heraus selbstständig machen möchte, informiert die Sprecherin.
Ein durchdachtes Unternehmenskonzept ist wichtig
Die Bundesagentur für Arbeit (BA) rät, sich vorab ausführlich zu informieren. "Dabei empfehlen wir allen Interessierten, ihre Entscheidung sorgfältig zu planen und eine fachkundige Beratung in Anspruch zu nehmen. Besonders wichtig ist, dass ein tragfähiges Unternehmenskonzept und ausreichend fachliche sowie unternehmerische Kenntnisse vorhanden sind", erläutert eine Sprecherin.
An eine gute Finanzierung denken
1. Auf professionelle Finanzierung setzen
Eine Selbstständigkeit bringt auch finanzielle Risiken mit sich. Umso wichtiger ist es, eine gut durchdachte Finanzplanung zu haben. "Viele Gründerinnen und Gründer denken die Finanzierungsseite ihres Projektes nicht gründlich genug durch. Gerade bei der Anschaffung der ersten Investitionen ist Liquidität wichtig", berichtet Mittelstandsexperte Marc Evers über Erfahrungen aus Gründungsberatungen. Vielfach reiche eine Finanzierung zum Beispiel über Freunde und Familie nicht aus oder sei nicht sinnvoll. "Oftmals sind Banken, Sparkassen oder Fördergelder gefragt – auch in Kombination. Die Industrie- und Handelskammern (IHKs) helfen dabei, ein passendes Finanzierungskonzept aufzustellen und zum Beispiel bei der Vorbereitung des Bankgesprächs", so der Experte.
2. Umsätze nicht zu hoch ansetzen
Zudem würden viele die ersten Umsätze zu hoch einschätzen, sagt Evers: "Auch hier helfen die IHKs, um den Markt für die Idee realistisch einschätzen zu können."
3. Förderung nutzen
Von Bund und Ländern gibt es verschiedene Möglichkeiten der Förderung. In Sachsen gibt es zum Beispiel eine Förderung für Existenzgründungen von Frauen im ländlichen Raum. Die Bundesagentur für Arbeit weist in ihrer Broschüre "Hinweise und Hilfen zur Existenzgründung" darauf hin, dass in einem Beratungsgespräch geklärt werden sollte, ob die Voraussetzungen für so eine Förderung vorlägen. "Wichtig ist, dass öffentliche Fördermittel immer vor der Existenzgründung beantragt werden müssen. Gehen Sie vor Entscheidungen über einen Förderungsantrag keine Verpflichtungen ein!", heißt es dort weiter.
Wer Arbeitslosengeld bezieht und sich selbstständig machen möchte, kann einen Gründungszuschuss bei der Arbeitsagentur beantragen, erläutert eine Sprecherin von der BA. "Gründende im Bürgergeld-Bezug können unter bestimmten Voraussetzungen ebenfalls finanzielle Unterstützung durch die Jobcenter erhalten, beispielsweise mit dem Einstiegsgeld", sagt sie.
Selbstständigkeit kann jedoch auch schiefgehen
In Deutschland gab es 2023 laut Mikrozensus des Statistischen Bundesamts 3,6 Millionen Selbstständige. Allerdings gelingt es nicht jedem, dauerhaft selbstständig zu sein. Insgesamt nimmt laut Marc Evers die Anzahl der Selbstständigen ab. So habe es 2023 mehr als 600.000 Selbstständige weniger gegeben als zehn Jahre zuvor. Wie er erläutert, liegen die Ursachen dafür laut einem DIHK-Report zur Unternehmensgründung in der ungünstigen Entwicklung für das Unternehmertum in den letzten Jahren: "Kaufzurückhaltung der Kunden, erhöhte Unsicherheit über die Wirtschaftspolitik, gestiegene Kosten etwa bei Energie sowie komplexe Regulierungen und Bürokratie."
Tipp: An Arbeitslosenversicherung denken Sollte der Traum von der Selbstständigkeit platzen, ist es wichtig, abgesichert zu sein. "Wir raten Gründenden dazu, insbesondere in der aktuellen gesamtwirtschaftlich unsicheren Lage, die freiwillige Arbeitslosenversicherung in Erwägung zu ziehen. Selbstständige können freiwillig Beiträge zur Arbeitslosenversicherung leisten (Antragspflichtversicherung) und so das Risiko der Arbeitslosigkeit abfedern. Dies muss innerhalb der ersten drei Monate der Selbstständigkeit erfolgen", erläutert eine Sprecherin von der Bundesagentur für Arbeit.
MDR (jvo)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Mein Business, meine Chance? fragt Tan Caglar | 28. November 2024 | 22:40 Uhr