FOTOMONTAGE, Gaszähler mit Aufschrift Kosten und Geldscheinen
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Energiekosten Gaspreis: Lohnt sich derzeit ein Anbieterwechsel?

28. Oktober 2023, 05:00 Uhr

Durch die ersten kälteren Tage und das Bedürfnis, die Heizung aufzudrehen, kommen vielleicht auch Fragen über den Gaspreis auf und wie sich dieser in den kommenden Monaten entwickeln wird – vor allem mit Blick auf den letzten Winter. Worauf müssen Verbraucher und Verbraucherinnen sich in dieser Saison einstellen? Und lohnt sich derzeit ein Wechsel des Anbieters?

Erinnerungen an den letzten Winter könnten dem ein oder anderen in Bezug auf die Gaspreise Sorgen bereiten. Wie aber ist die Situation in diesem Jahr? Welche Umstände beeinflussen den Preis und wann lohnt sich der Wechsel des Anbieters? Die Verbraucherzentralen in Mitteldeutschland antworten auf vier Fragen zum Thema Gaspreis.

Wie entwickelt sich der Gaspreis zurzeit?

"Für Neukunden liegen die Gaspreise auf dem freien Markt im günstigsten Fall zwischen neun und zwölf Cent je Kilowattstunde", schreibt Diane Rocke, Referentin für Recht bei der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt, auf eine Anfrage der MDR-Wirtschaftsredaktion. "Viele Bestandskunden hängen jedoch noch in teureren Verträgen auf Grund von vereinbarten Laufzeiten fest. Diese müssen leider abwarten, bis der Vertrag gekündigt werden kann. Bis Ende März 2024 sind die Gaspreise noch durch die Gaspreisbremse nach oben hin auf zwölf Cent je Kilowattstunde für 80 Prozent des im September 2022 prognostizierten Verbrauches gedeckelt. Danach könnte es wieder mit den Abschlägen hoch gehen, wenn ein Arbeitspreis über zwölf Cent je Kilowattstunde vereinbart ist", führt sie weiter aus.  

Viele Bestandskunden hängen noch in teureren Verträgen auf Grund von vereinbarten Laufzeiten fest. Diese müssen leider abwarten, bis der Vertrag gekündigt werden kann.

Diane Rocke, Referentin für Recht bei der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt

Der Gaspreis hängt laut der Energierechtsexpertin von vielen Faktoren ab. Dazu zählten unter anderem die Temperaturen in der kalten Jahreszeit genauso wie das Heizverhalten der Verbraucher, der Füllstand der Speicher und der Einkaufspreis der Großhändler auf dem Erdgasmarkt. Zudem könnten unvorhersehbare Ereignisse auf der Welt den Preis wieder nach oben treiben. Diesen Punkt merkt auch Ramona Ballod, Energiereferentin der Verbraucherzentrale in Thüringen, an: "Durch den Krieg in Nahost sind die Gaspreise an der Börse wieder in die Höhe geschnellt. Wie lange sich dieser Trend noch fortsetzen wird und welche anderen Entwicklungen den Gaspreis möglicherweise beeinflussen werden, können wir nicht sagen."

Lohnt es sich derzeit, den Gasanbieter zu wechseln?

"Wir empfehlen seit der Liberalisierung des Energiemarktes, die Preise zu vergleichen und über einen Anbieterwechsel nachzudenken. Hieran hat sich nichts geändert. Der Anbieterwechsel hält den Markt am Laufen", meint Diane Rocke.

Die Verbraucherzentralen in Thüringen und Sachsen verweisen darauf, dass es immer vom individuellen Fall abhängig sei. "Ein Wechsel kann sich jedoch durchaus lohnen. Vergleichen Sie unbedingt die Preise der verschiedenen Anbieter", empfiehlt Energiereferentin Ramona Ballod.

Ob ein schneller Anbieterwechsel möglich ist, hängt vom jeweiligen Vertrag ab. In diesem stehen die Kündigungsbedingungen und gegebenenfalls auch Vertragslaufzeiten. Bei vielen Grundversorgern gilt zum Beispiel eine Kündigungsfrist von zwei Wochen. Andere Anbieter haben teilweise deutlich längere Fristen.

Wann habe ich ein Sonderkündigungsrecht?

Ein Sonderkündigungsrecht haben Verbraucher laut Finanztip, wenn sich Vertragskonditionen wie der Preis verändern. Zudem muss der Anbieter die Kunden über diese Änderungen informieren. Geregelt ist das im Energiewirtschaftsgesetz Paragraph 41 Absatz 5 sowie in der Gasgrundversorgungsverordnung Paragraph 5.

Wichtig: Das Sonderkündigungsrecht gilt nicht, wenn es sich um eine Erhöhung der Mehrwertsteuer handelt. Das ist im Energiewirtschaftsgesetz Paragraph 41 Absatz 6 geregelt. "Wechseln kannst Du im Fall einer Preiserhöhung selbst dann, wenn Dein Vertrag eigentlich noch länger läuft. Dies gilt auch, wenn eine Preiserhöhung auf gestiegenen Steuern, Entgelten oder Umlagen beruht. Gibt der Energieanbieter aber lediglich eine höhere oder niedrigere Mehrwertsteuer an Dich weiter, muss er über diese Preisänderung nicht informieren und Dir steht auch kein Sonderkündigungsrecht zu (Paragraph 41 Absatz 6 Energiewirtschaftsgesetz)", schreibt Finanztip auf seiner Webseite.

Wie werden sich 2024 die steigende Mehrwertsteuer und der erhöhte Preis fossiler Energieträger auswirken?

Im kommenden Jahr soll die Mehrwertsteuer auf Gas wieder auf 19 Prozent steigen. Zuvor hatte die Bundesregierung die Steuer im Oktober 2022 auf sieben Prozent abgesenkt. Diese steuerliche Erleichterung war Teil des dritten Entlastungspakets. Gleichzeitig erhöht sich auch der CO2-Preis bei fossilen Energieträgern.

"Welche Auswirkungen hier konkret vorliegen werden, ist noch unklar. Einige Versorger kündigen derzeit noch Preissenkungen an. Klar ist aber auch, dass fossile Energie nicht mehr preisgünstiger werden wird, sondern der Preisdruck sich durch CO2-Bepreisung und Anschlusskosten in perspektivisch dünner belieferten Gasnetzen steigen wird", erklärt Lorenz Bücklein, Teamleiter für Digitales, Energie & Mobilität bei der Verbraucherzentrale Sachsen. Auch Diane Rocke ist der Ansicht, dass durch die Steigerungen "die Verbrauchenden in einem nicht unbeachtlichen Maß belastet" werden.

Fossile Energie wird nicht mehr preisgünstiger werden, sondern der Preisdruck wird durch CO2-Bepreisung und Anschlusskosten in perspektivisch dünner belieferten Gasnetzen steigen

Lorenz Bücklein, Teamleiter für Digitales, Energie & Mobilität bei der Verbraucherzentrale Sachsen

Worauf sollten Verbraucher und Verbraucherinnen bei einem Gasanbieterwechsel achten?

Auf der Suche nach einem neuen, möglichst günstigen Anbieter können einige Tipps helfen. "Immer auf den korrekten Preis und die Bewertungen zu den gewählten Anbietern achten. An der Spitze der diversen Tarifrechner tummeln sich gerne nicht so empfehlenswerte Anbieter. Außerdem sollten Verbraucher nicht in Vorkasse gehen, Boni meiden und darauf achten, Verträge für ein Jahr, mit entsprechender Preisbindung, abzuschließen", empfiehlt Ramona Ballod von der Verbraucherzentrale Thüringen.

Wer mit Hilfe eines Vergleichsportals sucht, der sollte bei den Suchkriterien genau hinschauen. "Insbesondere ist darauf zu achten, die voreingestellten Filter an die richtige Stelle zu setzen. Wichtige sind hier die Kundenzufriedenheit beziehungsweise die Weiterempfehlungsquote. Damit sichert sich der Wechselwillige ab, nicht bei einem unseriösen Discounter zu landen", erklärt Diane Rocke.

Denn nicht nur der Preis ist wichtig, meint auch Lorenz Bücklein: "Immer die Vertragskonditionen wie Laufzeit und Preisgarantien beachten. Andernfalls kann es in einer angespannten Marktlage dazu führen, dass man in die teure Ersatzversorgung fällt und von einem günstigen Tarif dann nicht mehr nachhaltig profitiert. Zu berücksichtigen ist auch, dass wir nun am Anfang der Heizperiode stehen und in Sachsen immer noch sehr viele Menschen mit Gas heizen. Sollte der Winter sehr kalt werden, kann sich auch wieder eine Mangellage einstellen – auch wenn die Speicher sehr gut gefüllt sind."

MDR (jvo)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | SACHSENSPIEGEL | 17. Oktober 2023 | 19:00 Uhr

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