MDR-AKTUELL-Interview Israel-Experte Lintl befürchtet Wiederaufflammen des Gaza-Krieges
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25. Januar 2025, 12:01 Uhr
Der Nahostexperte Peter Lintl befürchtet ein Wiederaufflammen des Gaza-Krieges nach der aktuellen Waffenruhe. Es fehle ein Nachkriegsszenario, die Hamas sei nicht demilitarisiert und eine Mehrheit für eine zweite Phase der Waffenruhe in Israels Regierung gebe es auch nicht.
Der Politikwissenschaftler Peter Lintl befürchtet ein Wiederaufflammen des Gaza-Krieges nach Auslaufen der geltenden Feuerpause. Der Israel-Experte der Stiftung Wissenschaft und Politik sagte MDR AKTUELL, die Hamas sei zwar geschwächt, aber nicht besiegt. Zudem befinde sich Israel in einer Sackgasse, weil es kein Nachkriegsszenario gebe. So sei ungeklärt, wer anstatt der Hamas die palästinensischen Geschicke leiten könnte.
Keine Mehrheit in Israels Regierung
Lintl verwies zudem darauf, dass es in der aktuellen israelischen Regierung keine Mehrheit für eine zweite Phase der laufenden Waffenruhe gebe. Zudem sei eines der Ziele des Gazakriegs, nämlich die Hamas militärisch zu besiegen, nicht erfüllt. Auch sei die Hamas im Moment nicht bereit, auf die Forderung einzugehen, sich zu demilitarisieren. Zwar hätten die Israelis eigenen Angaben nach 20.000 Hamas-Kämpfer getötet und stünden noch immer im Gazastreifen. Die Hamas werde aber den Waffenstillstand nutzen, um sich militärisch zu reorganisieren.
Noch keine Regelung für Nachkriegs-Gaza
Nach Angaben von Lintl ist auch unklar, ob die Hamas bereit ist, die Kontrolle über den Gazastreifen abzugeben, wenn sich Israel zurückzieht, internationale Kräfte den Wiederaufbau leiten und die Sicherheit kontrollieren. Der Politikwissenschaftler sagte, es müsse eine Regelung gefunden werden, wer in einem Nachkreigs-Gaza die palästinensischen Geschicke leitet und die israelische Sicherheit garantiert.
Dafür gebe es im ersten Waffenstillstandsabkommen zwischen USA, Golfstaaten, Israelis und Palästinensern kein "Agreement". Das Thema sei wegen unterschiedlicher Meinungen auf die Verhandlungen vor der zweiten Phase verlegt worden. "Und ich sehe im Moment nicht, wie hier ein Übereinkommen zwischen den unterschiedlichen Seiten gelingen soll. Zumindest wird es extrem schwierig werden", sagte Lintl.
MDR (dni)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 25. Januar 2025 | 06:30 Uhr