Palestinensische LKW fahren über den Grenzübergang bei Kerem Schalom
Die israelische Armee will nun auch am Grenzübergang Kerem Schalom Hilfslieferungen kontrollieren (Archivbild). Bildrechte: IMAGO / UPI Photo

Krieg in Nahost Israel richtet zusätzliche Checkpoints für Hilfslieferungen nach Gaza ein

13. Dezember 2023, 01:04 Uhr

Israel will zwei zusätzliche Checkpoints für die Kontrolle von Lastwagen mit Hilfsgütern für den Gazastreifen nutzen. Wie die israelische Armee am Montag mitteilte, sollen für die Überprüfung der Lkws die israelischen Grenzübergänge Nitzana und Kerem Schalom genutzt werden.

Die Lastwagen werden aber nach der dortigen Kontrolle den Grenzübergang Rafah zwischen Ägypten und dem Gazastreifen passieren müssen – den derzeit einzigen Übergang, durch den Hilfsgüter in das Palästinensergebiet gelangen.

Zwei Checkpoints, mehr Hilfslieferungen nach Gaza

Wie die israelische Armee auf dem Kurznachrichtendienst X erklärte, könne durch die Nutzung der beiden zusätzlichen Checkpoints die Menge an in den Gazastreifen gelieferten Hilfsgütern "verdoppelt" werden.

Überprüft werden sollen den Angaben zufolge Lastwagen mit "Wasser, Lebensmitteln, medizinischem Material und Ausrüstung für Unterkünfte". Die israelische Armee und das Verteidigungsministerium des Landes betonten, dass keine Hilfsgüter den Gazastreifen von Israel aus erreichen würden, nur von Ägypten aus. Der Übergang Nitzana liegt an der Grenze zwischen Israel und Ägypten, der Übergang Kerem Schalom im Grenzdreieck zwischen Israel, Ägypten und dem Gazastreifen.

UN-Hilfslieferungen größtenteils eingestellt

Die Vereinten Nationen erklärten allerdings am Dienstag, dass sie die Verteilung von Hilfsgütern im Gaza-Streifen aufgrund der Intensität der Kämpfe und der Bewegungseinschränkungen auf den Hauptstraßen weitgehend eingestellt hätten. Begrenzte Hilfe für die palästinensische Bevölkerung finde noch im Bezirk Rafah im Süden statt.

Zudem sei die Fähigkeit der UN und anderer Organisationen, eingehende Hilfsgüter zu empfangen, in den letzten Tagen erheblich beeinträchtigt worden, hieß es. Gründe seien der Mangel an Lastwagen und an Treibstoff im Gaza-Streifen sowie Stromausfälle und die zunehmende Zahl von Mitarbeitern, die aufgrund der Kämpfe nicht zum Grenzübergang Rafah reisen können. Der Großteil der Hilfsgüter kommt aus Ägypten über Rafah in den Gaza-Streifen.

Israelisches Militär birgt zwei tote Geiseln

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben die Leichen von zwei weiteren Menschen geborgen, die von der Terrororganisation Hamas in den Gazastreifen verschleppt worden waren. Die Toten wurden den Angaben zufolge nach Israel gebracht und dort identifiziert. Bei den Opfern handelt es laut Militär um eine 27 Jahre alte Frau, die von der Hamas während eines Musikfestivals entführt worden war, und um einen 36-jährigen Offizier. Er soll in der Nähe der Grenze zum Gazastreifen getötet worden sein. Bei dem Einsatz zur Bergung der Leichen wurden zwei Soldaten getötet.

Experte: Hamas steht nicht vor dem Fall

Unterdessen sieht ein Experte die Terrororganisation Hamas derzeit nicht vor dem Fall. Der Politologe Markus Kaim, Nahost-Experte der Stiftung Wissenschaft und Politik sagte MDR AKTUELL, die Hamas sei geschwächt. Man gehe davon aus, dass sie rund ein Viertel ihrer Kämpfer verloren habe. Es sei aber verfrüht, von einem Ende der Hamas zu sprechen. Im Süden des Gazastreifens treffe die israelische Armee nun auf Gebiete, in denen die kampfstärksten Brigaden der Hamas stationiert seien.

Israel hat in den vergangenen Tagen weitere Fortschritte im nördlichen Gazastreifen gemeldet. Nach Angaben von Verteidigungsminister Joav Gallant sind die letzten beiden Hochburgen der Terroristen im nördlichen Gazastreifen von israelischen Einheiten umzingelt. Die Hamas-Kommandozentralen in Dschabalia und Schedschaija stünden kurz vor dem Zusammenbruch. Laut Gallant haben sich in den vergangenen Tagen auch Hunderte von Hamas-Aktivisten ergeben.

Übersichtskarte vom Gazastreifen
Übersichtskarte des Gazastreifens Bildrechte: MDR.DE

Berichten zufolge gab es wieder schwere Kämpfe im Gazastreifen, besonders in Khan Yunis. Dort vermutet die israelische Armee sowohl die Führungsriege der Hamas als auch die verbliebenen Geiseln.

Tanker im Roten Meer beschossen

Im Roten Meer hat ein Marschflugkörper aus dem von den Huthi-Rebellen kontrollierten Jemen einen Öltanker getroffen. Das berichteten zwei Beamte des US-Verteidigungsministeriums der Nachrichtenagentur Reuters. Tote habe es nicht gegeben, es sei ein Feuer ausgebrochen, das Sachschaden verursacht habe.

Der Angriff auf den Tanker "Strinda" habe sich etwa 60 Seemeilen nördlich der Straße von Bab al-Mandab ereignet. Ein US-Zerstörer habe Hilfe geleistet. Ob das Schiff eine Verbindung nach Israel hat oder auf dem Weg zu einem israelischen Hafen ist, ist zunächst unklar. Die Huthi-Rebellen hatten am Samstag angekündigt, alle Schiffe gleich welcher Nationalität anzugreifen, die Israel ansteuern.

UN-Vollversammlung verlangt Waffenstillstand in Gaza

Die UN-Vollversammlung hat per Resolution einen sofortigen humanitären Waffenstillstand im Gazastreifen verlangt. Das Papier erreichte eine notwendige Zweidrittelmehrheit, Deutschland enthielt sich.

Das Auswärtige Amt erklärte zuvor auf der Plattform X, die Resolution verschweige den "barbarischen" Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober. Sie stelle "mindestens implizit" das Recht Israels in Frage, sich "gegen den Terror der Hamas zu verteidigen". Eine Ablehnung der Resolution wäre jedoch ebenfalls falsch.

Die UN-Vollversammlung kam auf Betreiben von Ägypten und Mauretanien zu einer Sondersitzung zur humanitären Lage im Gazastreifen zusammen. Resolutionen der UN-Vollversammlung sind rechtlich nicht bindend, spiegeln aber die globale Sicht wider.

MDR/Reuters/AFP/dpa, epd (cga)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 12. Dezember 2023 | 07:30 Uhr

Mehr aus Politik

Slowakischer Regierungschef Fico mit russischem Präsident Putin händeschüttelnd 1 min
Slowakischer Regierungschef Robert Fico zu Besuch im Kreml Bildrechte: Reuters
1 min 23.12.2024 | 10:31 Uhr

Der slowakische Regierungschef Robert Fico hat in Moskau mit Präsident Putin über Gaslieferungen gesprochen. Die Slowakei ist auf russisches Erdgas angewiesen. Ende 2024 läuft ein Transit-Vertrag durch die Ukraine aus.

MDR FERNSEHEN Mo 23.12.2024 09:21Uhr 00:36 min

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/politik/video-fico-putin-russland-erdgas-slowakei-100.html

Rechte: Reuters

Video

Mehr aus der Welt

Nachrichten

Sergej Lawrow, Außenminister von Russland, reagiert während eines Treffens mit dem Schweizer Präsidenten Cassis am Rande des Gipfeltreffens zwischen den USA und Russland. mit Audio
Sergej Lawrow, Außenminister von Russland, reagiert während eines Treffens mit dem Schweizer Präsidenten Cassis am Rande des Gipfeltreffens zwischen den USA und Russland. Bildrechte: picture alliance/dpa/KEYSTONE | Jean-Christophe Bott
Aktuell_Papstsegen 1 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK