Palästinenser erhalten von Freiwilligen gekochte Lebensmittel für Menschen, die aufgrund des israelischen Bombardements von Chan Junis nach Rafah geflohen sind.
Vor Bombenangriffen geflohene palästinensische Kinder erhalten von Freiwilligen gekochte Lebensmittel. Bildrechte: picture alliance/dpa | Mohammed Talatene

Krieg in Nahost Baerbock mahnt Israel zum Schutz von Zivilisten im Gazastreifen

10. Dezember 2023, 14:36 Uhr

Bundesaußenministerin Baerbock hat Israel zum Schutz der Zivilbevölkerung im Gazastreifen aufgefordert. Auch die Versorgung der Menschen mit dem Lebensnotwendigsten liege im Sicherheitsinteresse Israels. WHO-Chef Tedros warnte unterdessen vor einem Zusammenbruch des Gesundheitssystems in Gaza und forderte eine erneute Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas. Israels Ministerpräsident Netanjahu lehnte dies ab.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat Israel aufgefordert, mehr für den Schutz von Zivilisten im Gazastreifen zu tun. Bei einem Besuch in einem Warenlager für Hilfsgüter des UN-Welternährungsprogramms WFP in Dubai sagte die Grünen-Politikerin, man könne die Menschen nicht einfach per Flugblatt auffordern, sich in Sicherheit zu bringen, wenn es keine sicheren Gebiete gebe. Die israelischen Militäreinsätze müssten deshalb gezielter sein. Nötig seien zudem sichere Räume und Kampfpausen.

Appell für mehr Hilfe und Friedensbemühungen

Zugleich rief Baerbock zu mehr Hilfslieferungen in den Gazastreifen auf. Die Versorgung der dortigen Menschen mit dem Lebensnotwendigsten sei ein "zentrales Sicherheitsinteresse von Israel". Nicht nur das Leid, sondern auch der Hunger nährten weiteren Terrorismus, warnte sie.

An die Adresse der arabischen Staaten appellierte Baerbock, sich für ein Ende des Gaza-Krieges einzusetzen. Diese Länder sollten auf die Hamas einwirken, die Waffen niederzulegen, sagte sie im Deutschlandfunk. Man könne nicht einen Waffenstillstand fordern und meinen, Israel müsse einfach aufhören, sich selbst zu verteidigen.

Netanjahu lehnt erneute Waffenruhe ab

Das Golfemirat Katar setzt sich unterdessen weiter für eine Feuerpause im Gaza-Krieg ein. Katars Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman Al Thani erklärte in Doha, man werde nicht aufgeben. Sein Land sei sowohl der Freilassung aller Geiseln wie auch einem Ende der Bombardements auf palästinensische Zivilisten verpflichtet.

Isarels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wies dagegen Aufrufe zur Beendigung des Gaza-Krieges zurück. Dies sei unvereinbar mit dem Kriegsziel, die radikal-islamische Hamas zu vernichten. Er habe den Staats- und Regierungschefs Frankreichs, Deutschlands und anderer Länder gesagt: "Sie können nicht einerseits die Eliminierung der Hamas unterstützen und uns andererseits dazu drängen, den Krieg zu beenden, was die Eliminierung der Hamas verhindern würde."

WHO-Chef warnt vor Kollaps des Gesundheitssystems

Der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, warnte unterdessen vor einem kompletten Zusammenbruch des Gesundheitssystems im Gazastreifen. Von den ursprünglich 36 Krankenhäusern seien nur 14 noch teilweise funktionsfähig.

Die beiden großen Krankenhäuser im südlichen Gazastreifen seien mit dem Dreifachen ihrer Bettenkapazität ausgelastet. Es gebe besorgniserregende Anzeichen für epidemische Krankheiten wie blutige Diarrhö, Gelbsucht und Atemwegsinfektionen. Auch der WHO-Chef forderte eine erneute Feuerpause zwischen Israel und der Hamas.

dpa/AFP/epd (dni)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 10. Dezember 2023 | 11:30 Uhr

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