Israelis inspizieren die Trümmer eines Gebäudes, einen Tag nachdem es von einer aus dem Gazastreifen abgefeuerten Rakete getroffen wurde
Auch in Tel Aviv schlugen mehrere Raketen der radikalislamischen Hamas ein. Bildrechte: picture alliance/dpa/AP

Krieg in Nahost Mindestens 700 Tote in Israel nach Hamas-Angriffen

09. Oktober 2023, 02:51 Uhr

Nach dem Großangriff der Hamas ist die Zahl der Todesopfer in Israel auf mehr als 700 gestiegen. Die Hamas nahm dutzende Geiseln, darunter offenbar auch Deutsche. Bei Gaza startete die israelische Armee eine Gegenoffensive, das israelische Sicherheitskabinett erklärte den Kriegszustand. Die USA verlegten Kriegsschiffe ins östliche Mittelmeer.

Bei den Großangriffen der islamistischen Hamas aus dem Gazastreifen sind in Israel nach Angaben der Armee mindestens 700 Menschen getötet worden. Dies berichteten mehrere israelische Medien am Sonntag unter Berufung auf medizinische Kreise. Nach jüngsten Angaben des Gesundheitsministeriums wurden mindestens 2.243 Menschen verletzt.

Bundesregierung: auch deutsche Geiseln

Die Hamas hatte am Samstagmorgen vom Gazastreifen aus tausende Raketen auf Israel abgefeuert und war mit Kämpfern aus der Luft, zu Land und über das Meer auf israelisches Gebiet eingedrungen. Die bewaffneten Hamas-Terroristen töteten auch Zivilisten. Zudem würden mehr als hundert Menschen von der Hamas als "Gefangene gehalten", erklärte die israelische Regierung am Sonntagnachmittag.

Die Bundesregierung geht davon aus, dass sich unter Verschleppten auch deutsche Staatsangehörige befinden. Aus dem Auswärtigen Amt in Berlin hieß es am Sonntag, nach Erkenntnissen des Außenministeriums handele es sich um Menschen, die alle neben der deutschen auch die israelische Staatsangehörigkeit hätten. Man bitte um Verständnis, dass man sich zum Schutz der betroffenen Personen weder zur Anzahl noch zu Einzelfällen öffentlich äußern könne.

Hisbollah attackiert Israel aus dem Norden

Während die Raketenangriffe der Hamas im Süden Israels weiter andauern, liegt der Norden des Landes seit Sonntag unter Artilleriebeschuss der im Süd-Libanon aktiven Hisbollah. Die vom Iran unterstützte Schiiten-Miliz erklärte am Morgen, sie habe "aus Solidarität" mit dem Großangriff der Hamas eine große Anzahl von Artilleriegranaten und Lenkraketen auf israelische Stellungen an der Grenze abgefeuert. Die israelische Armee reagierte eigenen Angaben zufolge mit Artilleriefeuer auf das Gebiet im Libanon, aus dem die Schüsse abgegeben wurden.

Der Zaun einer israelischen Militärposition ist beschädigt, nachdem die Hisbollah ihn mit Raketen beschossen hat.
Beschädigter israelischer Militärposten an der Grenze zum Libanon nach Raketenbeschuss durch die Hisbollah. Bildrechte: picture alliance/dpa/AP | Hussein Malla

Israel erklärt Kriegszustand und evakuiert Gaza-Umfeld

Nachdem am Vortag bereits Ministerpräsident Benjamin Netanjahu von "Krieg" und Israels Militär vom "Kriegsmodus" gesprochen hatte, rief nun auch das israelische Sicherheitskabinett offiziell den Kriegszustand aus. Dies erlaube "weitreichende militärische Schritte", teilte Netanjahus Büro mit. "Der Krieg, der Israel durch eine mörderische Terrorattacke aus dem Gazastreifen aufgezwungen wurde, hat am 7. Oktober 2023 um 06:00 Uhr begonnen", hieß es.

Unterdessen hat die israelische Armee die Evakuierung aller Israelis aus den Gebieten nahe dem Gazastreifen angekündigt. Wie Armeesprecher Daniel Hagari sagte, sollen innerhalb von 24 Stunden alle Einwohner rund um Gaza in Sicherheit gebracht werden. Hagari zufolge dauern die Kämpfe mit den eingedrungenen Terroristen der Hamas zur Befreiung der von diesen genommenen israelischen Geiseln an. Zehntausende Soldaten seien im Einsatz. "Wir werden jede einzelne Gemeinde erreichen, bis wir jeden Terroristen in Israel getötet haben."

Israelische Luftwaffe greift Ziele an, USA verlegen Kriegsschiffe

Rauch und Flammen steigen auf, nachdem israelische Streitkräfte ein Hochhaus in Gaza-Stadt angegriffen haben.
Explosion eines Hochhauses in Gaza nach einem israelischen Luftschlag. Bildrechte: picture alliance/dpa/APA Images via ZUMA Press Wire | Bashar Taleb

Die israelische Luftwaffe setzte am Sonntag auch ihre Luftangriffe auf den Gazastreifen fort, die nach dem Großangriff der Hamas begonnen hatten. Nach Armee-Angaben wurden unter anderem ein Geheimdienst-Quartier, zwei Banken und ein Waffenlager getroffen. Die im Gazastreifen herrschende Hamas spricht von 413 Todesopfern und 2.300 Verletzten in dem Palästinensergebiet.

Das Verteidigungsministerium der USA kündigte an, einen Flugzeugträger und weitere Kriegsschiffe ins östliche Mittelmeer zu verlegen. Die USA werden zudem den israelischen Streitkräften zusätzliche Ausrüstung und Munition zur Verfügung stellen, sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin. Noch am Sonntag werde die erste Lieferung in Bewegung gesetzt. Austin sagte, damit betonten die USA ihre Unterstützung für die israelischen Streitkräfte und das israelische Volk.

Palästinenser setzten Raketenangriffe fort

Am Himmel über dem Gazastreifen sind Raketen zu sehen, die in Richtung Israel fliegen.
Mit einem massiven Raketenbeschuss hatte die Hamas-Offensive am Samstag begonnen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Mohammed Talatene

Militante Palästinenser in Gaza setzten ihrerseits die Raketenangriffe auf israelische Grenzorte fort. Nach israelischen Armee-Angaben heulten seit Sonntagmorgen in Ortschaften in der Nähe des Palästinensergebiets immer wieder die Warnsirenen. Medienberichten zufolge wurde in der Grenzstadt Sderot ein Mensch bei dem Einschlag einer Rakete schwer verletzt.

Die israelische Regierung kündigte daraufhin vernichtende Militärschläge gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen an. Auf einer Regierungssitzung wurde zudem beschlossen, die Einfuhr von Strom, Brennstoff und Waren in den Gazastreifen abzuschneiden. Netanjahu rief die palästinensische Bevölkerung in Gaza dazu auf, zu flüchten.

AFP/dpa/Reuters (dni, jan)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 08. Oktober 2023 | 10:00 Uhr

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