Nahost Israel: Tote Geisel nahe Al-Schifa-Krankenhaus entdeckt

16. November 2023, 20:48 Uhr

Israelische Soldaten haben nach eigenen Angaben die Leiche einer Geisel aus einem Nachbargebäude des Al-Schifa-Krankenhauses geborgen. Auch seien Kommando- und Kontrollzentren der Hamas gefunden worden. International steht die israelische Offensive weiter in der Kritik. Rund 30 unabhängige Berichterstatter der Vereinten Nationen warnten vor einem Völkermord im Gazastreifen.

Der Einsatz der israelischen Armee im Al-Schifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt dauert Militärangaben zufolge an. Dabei bargen die Soldaten nach offiziellen Angaben die Leiche einer Geisel aus einem Nachbargebäude. Die tote Frau sei nach Israel gebracht und dort identifiziert worden. Sie sei am 7. Oktober bei dem Terrorangriff der Hamas aus dem israelischen Grenzort Beeri entführt worden.

Israel: Kommando- und Kontrollzentren der Hamas gefunden

Auch fand die israelische Armee den Angaben zufolge in der größten Klinik im Gazastreifen Kommando- und Kontrollzentren der Hamas. Was damit konkret gemeint ist, ließ ein Militärvertreter am Donnerstag offen. Unklar ist damit auch, ob die Armee die unter dem Al-Schifa-Krankenhaus vermutete Kommandozentrale der palästinensischen Terrororganisation entdeckte. Die Hamas bestreitet die Existenz einer solchen Basis unter der Klinik. Weiterhin wurden israelischen Informationen zufolge unter anderem Waffen und Geheimdienstmaterial gefunden worden.

Israel steht international wegen des Einsatzes im Al-Schifa-Krankenhaus in der Kritik. Einige Staaten werfen dem Land Kriegsverbrechen vor. Laut humanitärem Völkerrecht sind Angriffe auf zivile Ziele wie Krankenhäuser verboten. Wenn zivile Objekte allerdings für militärische Zwecke missbraucht werden, gilt dies nach Ansicht von Völkerrechtlern nicht mehr zwangsläufig.

UN-Berichterstatter warnen vor Völkermord im Gazastreifen

Rund 30 unabhängige Berichterstatter der Vereinten Nationen warnten derweil vor einem Völkermord im Gazastreifen. Sie beziehen sich dabei auf die israelischen Bombardierungen und die Abriegelung des Küstenstreifens nach dem Überfall von Terroristen der islamistischen Hamas und anderer extremistischer Gruppierungen auf Israel am 7. Oktober.

Der israelische Militäreinsatz könne nicht mit Selbstverteidigung gerechtfertigt werden, schrieben sie. Die israelische Armee will die Hamas vernichten und rund 240 Geiseln befreien, die die Terrororganisation bei dem Angriff verschleppte. Die Hamas behauptet, durch den Einsatz seien bisher mehr als 11.000 Menschen ums Leben gekommen.

Hinweis der Redaktion Die Berichterstattung aus dem Gazastreifen ist schwierig, da wegen der Kämpfe nur wenige Journalistinnen und Journalisten vor Ort sind. Informationen zu den Kampfhandlungen kommen vor allem von der israelischen Regierung und von der im Gazastreifen herrschenden Terrororganisation Hamas, die nur schwer überprüft werden können.

Borrell: "Ein Horror rechtfertigt keinen anderen"

Auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell rief bei Gesprächen in Israel mit deutlichen Worten dazu auf, beim Kampf gegen die Hamas mehr für den Schutz der Zivilbevölkerung im Gazastreifen zu tun. "Ein Horror rechtfertigt keinen anderen", sagte er am Donnerstag am Rande eines Treffens mit dem israelischen Außenminister Eli Cohen. In den vergangenen Wochen seien unschuldige Zivilisten ums Leben gekommen, darunter auch Tausende Kinder.

dpa (mze)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 16. November 2023 | 20:30 Uhr

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