Autohandel Insider-Vorwurf: VW umgeht Russland-Sanktionen mit China-Joint-Ventures – VW widerspricht
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07. August 2024, 17:28 Uhr
Trotz Exportverbot für deutsche Pkw gibt es VW-Autos im russischen Handel zu kaufen. Dies sei möglich durch Joint-Ventures in China, so ein Insider gegenüber dem ARD-Magazin "Plusminus". VW weist den Vorwurf von sich.
Laut Chatverlauf Tausende VW-Pkw von China nach Russland exportiert
Der Volkswagen-Konzern unterläuft EU-Sanktionen gegen Russland und nutzt für den Pkw-Export gezielt seine Joint-Ventures FAW-Volkswagen und SAIC-Volkswagen in China: Diesen Vorwurf erhebt ein Insider, der im Pkw-Handel mit China tätig ist, gegenüber dem ARD-Wirtschaftsmagazin "Plusminus".
"Plusminus" liegt zudem der Chat eines Managers eines chinesischen Joint Venture vor, aus dem hervorgeht, dass Tausende VW-Pkw von China nach Russland exportiert worden sind. Dem Vorwurf, gegen Exportverbote verstoßen zu haben, widerspricht Volkswagen auf ARD-Anfrage und gibt unautorisierten Händlern die Schuld. Die Europäische Kommission hatte bereits im März 2022 kurz nach Kriegsausbruch per Verordnung den Export zahlreicher Luxusgüter nach Russland verboten. Dazu zählen seit über einem Jahr nicht nur teure, sondern alle Personenkraftwagen.
Fahrzeugidentifikationsnummern: Beleg chinesischer Produktion?
Dass die auf dem russischen Markt angebotenen VW-Pkw aus China kommen, zeigen die Fahrzeugidentifikationsnummern in den Offerten. Unter anderem beginnen sie mit den Buchstaben "LFV" und stehen für den chinesischen Hersteller FAW-Volkswagen.
Das Unternehmen mit VW-Minderheitsbeteiligung darf nicht ohne Zustimmung aus Wolfsburg nach Russland liefern. Das zeigt ein Joint-Venture-Vertrag der VW AG mit dem chinesischen Partner FAW, der "Plusminus" vorliegt. In Artikel 12 heißt es: "FAW-VW hat das Recht, das vertragsgegenständliche Fahrzeug in die internationalen Märkte … zu exportieren, vorbehaltlich der vorherigen schriftlichen Zustimmung von Volkswagen, die nicht unbegründet verweigert werden darf." Auf "Plusminus"-Anfrage erklärt Volkswagen: "Volkswagen Group China und die Joint-Venture-Unternehmen exportieren keine Autos nach Russland. Jegliche anderslautende Berichte haben keine Grundlage und sind schlichtweg falsch."
AW-VW hat das Recht, das vertragsgegenständliche Fahrzeug in die internationalen Märkte … zu exportieren, vorbehaltlich der vorherigen schriftlichen Zustimmung von Volkswagen, die nicht unbegründet verweigert werden darf.
VW macht unautorisierte Händler verantwortlich
Für den Export von Neuwagen aus China nach Russland macht Volkswagen unautorisierte Händler verantwortlich. Der Insider hält diesen Erklärungsversuch für unglaubwürdig. Aus seiner Sicht sind unautorisierte Händler nicht in der Lage, Geschäfte in der Größenordnung von Tausenden Pkw abzuwickeln. "Das kann in China nur über die Global Player laufen. Und das sind die staatlichen Unternehmen und die staatlichen Joint-Venture-Partner von Volkswagen", so der Insider.
Er berichtet von einem Händlernetz der Chinesen in Russland: "SAIC und FAW haben eigene oder nahestehende Unternehmen in Russland, die sie mit diesen Fahrzeugen beliefern. Und die verteilen die Fahrzeuge an die russischen Händler", so der Informant. In den ersten zehn Monaten 2023 seien allein 11.000 Jettas (VW-Submarke in China) nach Russland exportiert worden. Das zeigt der Chat eines VW-Joint-Ventures-Managers in China, der "Plusminus" vorliegt.
SAIC und FAW haben eigene oder nahestehende Unternehmen in Russland, die sie mit diesen Fahrzeugen beliefern. Und die verteilen die Fahrzeuge an die russischen Händler.
MDR (cbr)
Dieses Thema im Programm: Das Erste | Plusminus | 07. August 2024 | 21:45 Uhr