Sofia Sapega mit ihrer Anwältin
Zu sechs Jahren Haft verurteilt: Blogger-Freundin Sofia Sapega (Im Bild ohne Maske mit ihrer Anwältin) Bildrechte: IMAGO / ITAR-TASS

Belarus Blogger-Freundin in Belarus zu sechs Jahren Haft verurteilt

06. Mai 2022, 14:56 Uhr

Die Festnahme des im Exil lebenden belarussischen Bloggers Protasewitsch hatte vor einem Jahr international für Protest gesorgt. Minsk hatte dazu ein Passagierflugzeug über dem belarussischen Luftraum abgefangen und zur Landung gezwungen. Nun ist Protasewitschs mitverhaftete russische Freundin verurteilt worden. Den Blogger erwartet eine noch härtere Strafe.

Knapp ein Jahr nach ihrer Festnahme ist Sofia Sapega, die Freundin des belarussischen Regierungskritikers Roman Protasewitsch, zu sechs Jahren Haft verurteilt worden.

Das teilte das belarussische Menschenrechtszentrum Wjasna (Frühling) mit. Die 24-jährige Russin sei bei einem Prozess hinter verschlossenen Türen in Grodno schuldig gesprochen worden. Sapega war unter anderem wegen "Anstachelung zu sozialem Hass" sowie "Gewalt oder Drohungen" gegen die Polizei angeklagt worden.

Festnahme nach erzwungener Flugzeug-Landung

Die im Exil lebenden Sapega und Protasewitsch waren im Mai 2021 festgenommen worden. Dazu hatte Belarus ein Ryanair-Flugzeug mit beiden an Bord auf dem Weg von Athen in die litauische Hauptstadt Vilnius unter dem Vorwand einer Bombendrohung mit einem Kampfjet zur Zwischenlandung in Minsk gezwungen. Die EU sperrte deswegen den belarussischen Luftraum und verhängte ein Flugverbot für Airlines aus dem Land.

Nach ihrer Festnahme veröffentlichten die belarussischen Staatsmedien Videos, in denen Protasewitsch und Sapega ein "Geständnis" ablegten. Nach Einschätzung ihrer Unterstützer wurden diese Äußerungen von den Behörden erzwungen. Sapega kooperierte nach ihrer Festnahme mit den Behörden und bat den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko um ihre Freilassung.

Blogger und Regimekritiker seit langem im Visier von Minsk

Protasewitsch war früher Chefredakteur des oppositionellen Telegram-Nachrichtenkanals Nexta. Über Nexta waren nach der von massiven Betrugsvorwürfen begleiteten Präsidentschaftswahl in Belarus im August 2020 hunderttausende Demonstranten mobilisiert worden. 2019 war er aus seiner Heimat geflohen und lebte bis zu seiner Festnahme in Litauen.

Den 26-Jährigen erwartet eine noch härtere Strafe. Ihm wird vorgeworfen, Massenproteste ausgelöst zu haben, worauf in Belarus bis zu 15 Jahre Haft stehen. Der Geheimdienst warf ihm zudem vor, an "terroristischen Aktivitäten beteiligt" gewesen zu sein. Dafür kann die Todesstrafe verhängt werden, die in Belarus auch weiter vollstreckt wird. Protasewitsch wartet derzeit im Hausarrest auf seinen Prozess.

dpa, afp, reuters (kos)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 06. Mai 2022 | 13:00 Uhr

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