Ungarn Tag des Bösen: Luciafest auf Ungarisch
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11. Dezember 2018, 11:15 Uhr
In Schweden bringt sie Licht, in Ungarn das Böse: die Heilige Lucia. Weil sie Jungfrau bleiben wollte, Christus zuliebe, musste Lucia sterben - so die Legende. An ihr Martyrium wird beim Lichterfest am 13. Dezember erinnert.
Der ungarische Volksglaube kennt jedoch nicht nur die gute Lucia der christlichen Tradition, auf Ungarisch Luca, sondern auch die Böse: eine hexenartige Gestalt, die in der Nacht zum 13. Dezember und am darauffolgenden Tag den Menschen und Tieren nur Schaden bringt. Der Lucia-Tag ist in Ungarn also auch ein Tag der Bösen.
Luciafest am 13. Dezember Vor der Einführung des gregorianischen Kalenders fiel dieser Dezembertag auf die Wintersonnenwende, also den kürzesten und dunkelsten Tag des Jahres. Und da der Name der Heiligen Lucia vom lateinischem lux ("Licht") kommt, feiert man in Schweden und anderen nordischen Ländern diesen düsteren Tag mit Kerzen. Traditionell tragen die Frauen weißen Gewänder mit einem roten Band, was Lucias Jungfräulichkeit und ihr Martyrium symbolisiert.
So erkennt man Hexen
Gegen Hexen muss man sich selbstverständlich wappnen. Deswegen war es in Ungarn Tradition, dass Männer am 13. Dezember damit begannen, einen Luciastuhl zu bauen. Der Stuhl wurde aus dreizehn verschiedenen Holzarten gefertigt. Da jeden Tag nur ein kleines Stück angefügt werden konnte, dauerte die Arbeit bis zum Weihnachtsabend. Daher stammt auch die ungarische Redewendung: "Das dauert so lange wie der Luciastuhl."
Derjenige, der den Stuhl zur Christmette mitnahm - versteckt unter dem Mantel - und sich darauf stellte, konnte die anwesenden Hexen erkennen. Die hätten nämlich Hörner auf dem Kopf. Doch auch der Mann auf dem Stuhl wurde vom Bösen erkannt. Um nun nicht von der Hexe geschnappt zu werden, musste er schnell nach Hause und den Stuhl verbrennen. Erst dann war er sicher. Um auf der Flucht Zeit zu gewinnen, streute er Mohnsamen aus, den die Hexe erst mühsam einsammeln musste.
Wahrsagungen und Liebesangelegenheiten
Der Luca-Tag, wie er in Ungarn heißt, war auch eng mit Wahrsagerei und Liebesbräuchen verbunden. So haben Hausfrauen den besonderen Lucia-Weizen gepflanzt und ihn bis Weihnachten gegossen. Wenn dieser einen langen Stiel bekam, konnte man mit einer guten Ernte rechnen. Auch die Kinder konnten sich dabei einbringen: Am frühen Morgen gingen sie von Haus zu Haus, sangen für eine gute Ernte und verjagten mit "Lärminstrumenten" böse Geister.
Liebe nach dem Lucia-Prinzip
Auch für Mädchen, die heiraten wollten, war der Lucia-Tag ganz wichtig. Denn immer am 13. Dezember wurden die Lucia-Pogatschen gebacken und darin Ringe versteckt. Das heiratsfähige Mädchen, das den Ring fand, kam im nächsten Jahr mit Sicherheit unter die Haube, so der alte Glaube. Auch den Namen ihres Zukünftigen konnten sie herausfinden: Es wurden einfach 13 Namen auf 13 Zettel geschrieben. Jeden Tag zogen sie einen dieser Zettel und warfen ihn ungelesen weg. Am Weihnachtstag war schließlich nur noch ein Zettel mit einem Namen übrig - dem ihres zukünftigen Ehemannes.
Arbeitsverbot für Frauen
Außerdem war es den Mädchen und Frauen am 13. Dezember in Ungarn verboten zu arbeiten. Sie durften nicht waschen, nähen, Brot backen und nicht einmal das Haus verlassen. Es war nur erlaubt, zu Hause im Bett zu liegen oder untätig herumzusitzen. Bei den Frauen, die dagegen verstießen, wurden im nächsten Jahr die Hühner krank.
Kleine Gemeinheiten
Am Lucia-Tag waren kleine Gemeinheiten an der Tagesordnung. Wer der Nachbarin zum Beispiel eine Handvoll Stroh oder ein Ei stahl und es zu seinen Hühnern gab, der wünschte sich viel Eier, der Nachbarin hingegen weniger. Nicht selten kam es auch vor, dass die Jungen des Dorfs am 13. einen Ackerwagen zerlegten und die Teile auf ein Dach trugen.
Auch der typische Halloween-Kürbis war in Ungarn bekannt. Man schnitt Augen, Nase und Mund heraus, beleuchtete ihn mit einer Kerze von innen und stellte ihn vor ein Fenster, um die Leute im Haus zu erschrecken.
Über dieses Thema berichtete der MDR auch im: TV | 27.09.2017 | 19:00 Uhr