Grenzüberschreitende Hilfe Sachsen hilft Polen mit Coronatests
Hauptinhalt
28. April 2020, 11:22 Uhr
Die Grenzen zwischen Sachsen, Tschechien und Polen sind derzeit so gut wie geschlossen. Die meisten grenzübergreifenden Projekte sind eingefroren. Doch auch in der Krise finden sich Wege der Zusammenarbeit. Wie wichtig die sind, zeigt eine Kooperation des Universitätsklinikums Dresden mit der Woiwodschaft Niederschlesien bei der Corona-Diagnose.
Jeden Morgen trifft im Labor des Universitätsklinikums Dresden eine Lieferung aus dem 270 Kilometer entfernten Breslau ein. 188 Abstrichproben von möglichen Corona-Infizierten aus Polen werden hier jeden Tag auf das Virus getestet. "Mit den Kollegen dort ist vorbesprochen, wie die Proben vorbereitet werden sollen," sagt Alexander Dalpke, Direktor des Instituts für Virologie am Uniklinikum, dem MDR. "Dann werden diese mit einem Auto morgens hier hergefahren, sind um zehn da und werden dann abgearbeitet."
Die Proben kommen in einer pseudonymisierten Form nach Dresden. Das heißt, sie sind so verschlüsselt, dass eine Zuordnung zu realen Personen nur in Breslau erfolgen kann. Am Abend werden die Ergebnisse dann zurück nach Polen übermittelt.
Freie Kapazitäten in Dresden
Bis zu 900 Coronatests am Tag sind heute im Dresdner Labor möglich, mehr als derzeit vor Ort benötigt. Die Überkapazitäten kommen der grenzüberschreitenden Nachbarschaftshilfe zugute. Denn die Testkapazitäten in Polen sind im Vergleich zu Deutschland noch sehr gering: In der gesamten Wojewodschaft Niederschlesien können täglich rund 800 Tests gemacht werden. Daher fallen diejenigen, die das Dresdner Universitätsklinikum für die Region macht, stark ins Gewicht.
Auch auf nationaler Ebene hat Polen bislang vergleichsweise wenige Testkapazitäten. Während in Deutschland rund 20.000 Tests pro eine Million Einwohner gemacht werden, sind es in Polen nur 5.400, also etwa ein Fünftel davon. Europaweit liegt das Land damit auf einem der hinteren Plätze. Weniger Testkapazitäten haben in der EU nur Ungarn, Rumänien und Bulgarien.
Risikogruppe Mediziner
Die meisten in Dresden untersuchten Proben stammen von polnischen Ärzten und Pflegern. Es ist wichtig, sie schnell zu testen, um medizinisches Personal nicht auf Verdacht zwei Wochen lang in Quarantäne schicken zu müssen. Weil das häufig passiert, mussten in Niederschlesien bereits ganze Krankenhäuser wegen Personalmangel schließen.
Daher wird die Hilfe aus Dresden vom Regierungschef Niederschlesiens, dem Woiwodschaftsmarschall Cezary Przybylski, gerne angenommen. Auf Twitter bedankte er sich bei Sachsen für die grenzübergreifende Unterstützung.
Nachbarschaftshilfe als Selbstverständlichkeit
Die Nachbarschaftshilfe ist auch für Alexander Dalpke in Dresden eine Selbstverständlichkeit. "Ich denke, jetzt in einer Krise, die ja nicht an Ländergrenzen Halt macht, ist das natürlich eine sinnvolle Zusammenarbeit. Insbesondere, wenn hier bei uns noch Kapazitäten vorhanden sind, sind wir gerne gewillt, da zu helfen."
Die Kosten der Tests übernimmt der Freistaat Sachsen. Er ist Partnerregion von Niederschlesien. In dieser Woche wurden zusätzlich 1.000 Masken nach Polen geschickt. Denn auch die fehlen in polnischen Krankenhäusern.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 28. April 2020 | 17:45 Uhr