Unfall Frachtflugzeug aus Leipzig bei versuchter Notlandung in Litauen abgestürzt
Hauptinhalt
26. November 2024, 13:13 Uhr
Im litauischen Vilnius ist ein in Leipzig/Halle gestartetes Frachtflugzeug kurz vor der Landung verunglückt. Der Polizei zufolge kam ein spanisches Crewmitglied ums Leben. Das Flugzeug verfehlte nur knapp ein Wohngebäude. Nach Angaben der DHL hatte die Maschine eine Notlandung versucht. Die Unglücksursache ist noch nicht geklärt, die Black Box des Flugzeugs konnte aber geborgen werden. Deutschland hat eigene Ermittler an den Unglücksort geschickt.
- Ein Crewmitglied bei Absturz gestorben, drei weitere verletzt
- Black Box der Unglückmaschine geborgen
- DHL: Kein Hinweis auf verdächtige Pakete an Bord
- Deutschland schickt eigene Ermittler an den Unglücksort
Ein im Auftrag des Postdienstleisters DHL in Leipzig gestartetes Frachtflugzeug ist am frühen Montagmorgen in der Nähe des Flughafens der litauischen Hauptstadt Vilnius abgestürzt. Wie ein Polizeisprecher der litauischen Nachrichtenagentur Elta mitteilte, kam dabei ein spanisches Crewmitglied ums Leben. Die drei übrigen Insassen des Flugzeugs – ein Deutscher, ein weiterer Spanier und ein Litauer – seien verletzt ins Krankenhaus gebracht worden.
Nach DHL-Angaben hatte die Boeing 737 der spanischen Swift Air etwa einen Kilometer vor dem Flughafen eine Notlandung eingeleitet. Dem litauischen Rettungsdienst zufolge war das Frachtflugzeug nach dem Absturz noch mehrere hundert Meter weit geschlittert. Trümmer hätten ein Wohnhaus mit zwei Etagen und vier Wohnungen erfasst. Alle zwölf Bewohner befänden sich in Sicherheit.
Polizei vermutet technischen Fehler oder menschliches Versagen
Der litauische Polizeichef Arunas Paulauskas erklärte, die Suche nach der Absturzursache werde einige Zeit in Anspruch nehmen. Die Besichtigung des Tatorts, die Beweisaufnahme und die Sammlung von Informationen und Objekten könne eine ganze Woche dauern.
Auf einer Pressekonferenz sagte er, der Absturz sei "höchstwahrscheinlich auf einen technischen Fehler oder menschliches Versagen zurückzuführen". Einen Terroranschlag als mögliches Szenario könne man derzeit aber auch nicht ausschließen. Es sei "eine der Versionen des Absturzes, die untersucht und geprüft werden müssen". Verteidigungsminister Laurynas Kasciunas betonte aber, es gebe bislang keine Hinweise darauf, dass es sich um Sabotage oder einen Terroranschlag gehandelt habe.
Der Leiter der litauischen Luftfahrtbehörde, Marius Baranauskas, sagte, in der Aufzeichnung des Gesprächs zwischen den Piloten und dem Tower hätten die Piloten dem Tower bis zur letzten Sekunde kein außergewöhnliches Ereignis mitgeteilt: "Wir müssen die Blackbox untersuchen, um zu wissen, was im Flugzeug passiert ist", sagte er.
Ermittler bergen Black Box der Unglücksmaschine
Der Flugschreiber der Unglücksmaschine konnte am Dienstagmittag aus dem Wrack geborgen werden. Neben dem Flugdatenschreiber sei auch der Stimmenrekorder gefunden worden, teilte das litauische Justizministerium mit. Beide Geräte sollen nun untersucht werden. Als sogenannte Black Box könnten sie Aufschluss über die bislang unbekannte Ursache des Absturzes geben.
DHL: Kein Hinweis auf verdächtige Pakete an Bord
Der DHL-Konzern teilte mit, es lägen bisher keine Hinweise auf verdächtige Pakete an Bord der Maschine vor. Ausra Rutkauskiene, Vertriebs- und Marketingleiterin bei DHL Litauen, sagte: "Wir möchten nicht spekulieren." Entsprechende Mutmaßungen waren laut geworden, weil im Juli im DHL-Frachtzentrum am Flughafen Leipzig/Halle ein Paket in Brand geraten war, das per Flugzeug weitertransportiert werden sollte. Der Verfassungsschutz geht in diesem Fall von einer versuchten Sabotage aus.
Litauens Präsident warnt vor Spekulationen zum Absturzgrund
Litauens Staatspräsident Gitanas Nauseda hatte dazu aufgerufen, von allzu großen Spekulationen über die Ursache für den Absturz des Frachtflugzeugs abzusehen. Die Vermutung eines möglichen Sabotageakts dürfe nicht überbetont, aber auch nicht heruntergespielt werden. Gleichzeitig könne man eine solche Version nicht ausschließen, sagte Nauseda am Dienstag im litauischen Radio. Es werde daher mit aller Ernsthaftigkeit ermittelt.
Deutschland schickt eigene Ermittler
Deutschland und Spanien schickten unterdessen eigene Ermittler an die Unglücksstelle in Vilnius. Das Verkehrsministerium in Berlin teilte mit, vier Experten sollten am Montagabend die Arbeit aufnehmen. Aus Spanien kommen zwei Sachverständige.
Außenministerin Annalena Baerbock erklärte, der Vorfall zeige, wie wichtig der Schutz der kritischen Infrastruktur sei: "Alleine, dass wir gemeinsam mit unseren litauischen und spanischen Partnern uns jetzt ernsthaft fragen müssen, ob das ein Unfall war oder […] ein hybrider Vorfall, zeigt, in was für volatilen Zeiten […] wir gerade leben." Man könne nicht einfach davon ausgehen, dass die Ursache ein technischer Defekt gewesen sei.
Flughafen Vilnius stoppt Flugbetrieb für Untersuchungen
Am Dienstag hatte der Betreiber des Flughafens Vilnius die Start- und Landebahn für eine Stunde gesperrt. Grund dafür seien Untersuchungen der Polizei, die mit Hilfe von Drohnen das Gebiet filmen werde, in dem das Flugzeug abgestürzt war, teilte die litauische Flugsicherung mit. Einer Flughafenvertreterin zufolge begann die Sperrung planmäßig um 10.00 Uhr Ortszeit. Die Zeitspanne sei gewählt worden, weil sie die geringsten Auswirkungen auf den Flugbetrieb habe.
MDR (lam, rnm)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 25. November 2024 | 09:00 Uhr