Ein Mann steht in einer Gastro-Küche.
Bildrechte: MDR/Ruth Breer

Gastronomie Wenn der Imbiss leer bleibt: Neuer Pächter am Rennsteig dringend gesucht

26. Juni 2024, 10:21 Uhr

Mehr als 20 Jahre lang war der Parkplatz am Rennsteig nahe der Schillerbuche ein fester Anlaufpunkt: Im Sommer wie im Winter fuhr dort nahezu täglich ein Imbisswagen vor, der mit Notstromaggregat betrieben wurde. Doch nach aufwendigen Umbauarbeiten will nun niemand mehr Pächter werden.

Mit ihren E-Bikes sind Heiko Kästner und sein Sohn Till am Sonntag von Kahlenberg bei Wutha-Farnroda bis auf den Rennsteig gefahren. Nun stehen sie vor dem "Imbiss zur Wallfahrt" und sehen das Plakat an der Eingangstür: "Pächter gesucht". Es ist geschlossen. "Das ist gerade ein bisschen enttäuschend", sagt Kästner. "Deswegen sind wir hierhergefahren: Bratwurst wäre jetzt schön gewesen."

Ähnlich ergeht es einem Kurgast aus Bad Liebenstein, der wenig später direkt vor dem Imbiss aus dem Linienbus steigt. Auch er hatte gehofft, vor der Rückfahrt dort noch einkehren zu können.

Zwei Fahrradfahrer.
Hoffnung auf Bratwurst enttäuscht: Heiko Kästner und sein Sohn Till sind von Kahlenberg aus auf den Rennsteig gefahren. Bildrechte: MDR/Ruth Breer

Der Imbiss besteht aus einem großen Container in Holzbalkenoptik mit einer großzügigen Dachterrasse. Von oben führt eine Rutsche herunter, an der ein Paar aus Ruhla mit seinem Kleinkind spielt. Es wäre jetzt schön gewesen, auf der Terrasse etwas Kaltes zu trinken oder ein Eis zu essen, sagt die Frau. Beide können nicht verstehen, warum sich kein Pächter findet.

Es sei doch immer gut besucht gewesen, sagt der Mann. Viele kämen hier vorbei, der Standort liege zentral. Tatsächlich führen aus vier Richtungen Straßen hierher - von Ruhla, von Steinbach, von Brotterode und von Winterstein aus - letztere ist allerdings schon länger gesperrt.

Eine Rutsche neben einem Holzgebäude.
Für Kinder attraktiv: die Rutsche von der Dachterrasse des Imbiss‘ – und der Waldspielplatz im Hintergrund. Bildrechte: MDR/Ruth Breer

Früher Imbisswagen mit Notstromaggregat

Der Parkplatz direkt am Rennsteig nahe des Glasbachsteins war lange ein guter Ort, um Essen und Trinken anzubieten. Ein Mann aus Steinbach hatte mehr als 20 Jahre lang seinen Imbisswagen nahezu täglich dorthin gezogen und auf dem wenig befestigten Gelände mit Hilfe eines Notstromaggregat Wanderer und Autofahrer versorgt. Freitags traf sich dort regelmäßig ein Stammtisch, erzählt Marcus Malsch. Er selbst habe dort auf dem Rückweg von der Arbeit oft Halt gemacht.

Heute ist Malsch derjenige, der dringend einen Pächter sucht. Der CDU-Landtagsabgeordnete ist ehrenamtlicher Geschäftsführer der Glasbach Event GmbH, die den festen Imbiss gebaut und im Dezember 2018 eröffnet hat.

Ein Mann an einem Holztisch.
"Keiner will mehr bewirten" - Marcus Malsch, ehrenamtlicher Geschäftsführer der Glasbach Event GmbH. Bildrechte: MDR/Ruth Breer

Zuvor war im Zuge des Deutschen Wandertags in Eisenach und des Reformationsjubiläum 2017 einiges am Parkplatz verändert worden: Mit Unterstützung von Land und Landkreis waren Wasser und Strom dorthin gelegt sowie Toiletten und überdachte Sitzgelegenheiten geschaffen worden. Auch eine Ladestation für E-Bikes findet sich auf dem Parkplatz.

Glasbach Event GmbH engagiert sich gastronomisch

Die Rennsportgemeinschaft Altensteiner Oberland, die seit Jahren das Glasbachrennen austrägt, hatte als gemeinnütziger Verein die Glasbach Event GmbH für ihre wirtschaftlichen Aktivitäten ausgegründet. Sie hatte zuvor bereits den Ausbau der Rennstrecke betrieben und in Steinbach das "Messerstübchen" am Markt eingerichtet - als Treffpunkt und zur Nahversorgung.

Da habe es nahegelegen, am Ende der Rennstrecke, oben am Rennsteig, einen weiteren Versorgungspunkt auszubauen, sagt Marcus Malsch. Denn zu der Zeit war der Imbisswagen schon nicht mehr da: Der Betreiber hatte an seinen Sohn übergeben, der das Geschäft nach einem halben Jahr einstellte.

Ein moderner Imbiss von außen.
Viel investiert, aber seit vergangenen Herbst ohne Pächter: der "Imbiss zur Wallfahrt am Rennsteig" nahe des Glasbachsteins. Bildrechte: MDR/Ruth Breer

Zunächst hatte die Gesellschaft das Geschäft selbst betrieben und Mitarbeiter eingestellt. Um die Kosten reinzuholen, brauche es Umsatz, sagt Malsch, und dafür wiederum ein "umsatzorientiertes Team". "Das haben wir versucht, hatten wir teilweise, aber es hat sich nicht durchgezogen."

Dann kam Corona: "Das hat uns die Füße weggezogen." Danach habe man ab Oktober 2022 einen Pächter gefunden, der eigenverantwortlich zusammen mit seiner Frau wirtschaftete. Das Paar habe jedoch aus gesundheitlichen Gründen nach einem Jahr aufgegeben. Seither sucht Malsch nach einem Nachfolger.

Attraktiver Standort mit Spielplatz und Wohnmobilstellplätzen

An der Lage liege es nicht, sagt Malsch. Das bestätigen zwei Motorradfahrer aus Gotha, die für eine kurze Pause auf den Parkplatz rollen. Sie kommen wegen der Glasbach-Strecke nach Steinbach - "eine wunderschöne Motorradstrecke", schwärmt Norman Fell, die viele anziehe.

Seine Frau Heike erinnert sich, dass beim letzten Mal die Gastronomie noch gut besucht war. "Wir haben jetzt gerade gesehen: Pächter gesucht. Das ist eigentlich schade, das ist schön hier oben."

Zwei Motorradfahrer.
"War immer gut besucht" - Norman und Heike Fell aus Gotha fahren wegen der Glasbach-Strecke häufiger mit dem Motorrad hier entlang. Bildrechte: MDR/Ruth Breer

Die Glasbach Event GmbH hat weiter investiert, hat Wohnmobilstellplätze und einen Waldspielplatz anlegen lassen, eine Photovoltaikanlage mit Speicher errichtet und eine Wärmepumpe eingebaut. Insgesamt fast 300.000 Euro sind laut Malsch in den Standort geflossen, inklusive einiger Fördermittel.

Der monatliche Abtrag beträgt 1.600 Euro. Die Küche in den Container ist professionell in Edelstahl ausgestattet. Der kleine Gastraum zählt 22 Plätze - fast doppelt so viele Besucher finden auf der Dachterrasse Platz. "Alles ist da, kann sofort gestartet werden", sagt Malsch.

Gründe für die schwierige Pächtersuche

Er sieht die Ursache für die vergebliche Pächtersuche in einem "gesellschaftlichen Krebsschaden": "Jeder möchte bewirtet werden, aber keiner möchte mehr selbst bewirten." Den Menschen liege an Wohlstand und Work-Life-Balance - das trage nicht dazu bei, "Bewegung in den gastronomischen Bereich auf den Rennsteig zu bringen".

Jeder möchte bewirtet werden, aber keiner möchte mehr selbst bewirten.

Marcus Malsch

Ein Wanderer, der zügig den Parkplatz quert, kennt das Problem von zuhause, von der Ostseeküste, und nennt noch andere Gründe für geschlossene Gastronomie: "Weil das Personal fehlt und die Nebenkosten zu hoch sind. Und dass man dann Preise verlangen muss, wo die Leute sagen, das bin ich nicht mehr bereit zu zahlen."

Der Kurgast aus Bad Liebenstein und die E-Biker aus Kahlenberg werden trotzdem noch satt. Zwar nicht direkt am Rennsteig, aber nur wenige Kilometer weiter haben die Ruhlaer Skihütte und das Hotel Rennsteighof geöffnet.

Hintergrund: In der letzten Juni-Woche besuchen unsere Reporterinnen und Reporter gastronomische Betriebe im Thüringer Wald. Und fragen: Was tun die Betriebe für ein gelungenes Konzept? Wo hakt es aktuell in der Gastronomie in der Region. Hier finden Sie aktuelle Artikel aus der Serie:

MDR (dst)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 25. Juni 2024 | 18:00 Uhr

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